Autec ist da, wo der Markt ist

Der Anbieter von Aluminiumgussrädern für den Nachrüstmarkt Autec GmbH & Co. KG ist ein Familienunternehmen. Gekauft hatte es im Jahre 1997 Dr. Heinz Ludwig Berger, der seit jeher ein Faible für Leichtmetallräder hat und sich auch noch heute, obwohl er sich nach eigenem Bekunden aus dem operativen Geschäft Autecs heraushält, dafür begeistert. Er ist nach wie vor mit einem 50-prozentigen Anteil Gesellschafter, sein Sohn Dr. Hans-Uwe Berger hält die andere Hälfte der Anteile und verantwortet als Geschäftsführer die Technik und den Einkauf. Für Vertrieb und Marketing ist Thomas Geis, der seit rund zehn Jahren im Unternehmen ist, auf Geschäftsführerebene zuständig.

Die Bergers haben in den letzten ca. zwei Jahren noch einmal kräftig ins Unternehmen investiert, um es gemäß der altbekannten Weisheit „Stillstand ist Rückschritt“ fit für die Zukunft zu machen. Die Lagerkapazität wurde im letzten Jahr von gut 4.000 auf 8.400 Quadratmeter Grundfläche mehr als verdoppelt und bietet so mit Hochregalen auf vier Ebenen entsprechend ca. 7.500 Paletten Platz für etwa 300.000 Leichtmetallräder. Die Frage nach dem Mindestbestand an Rädern selbst außerhalb der Saison beantwortet Geschäftsführer Geis mit über 150.000 Stück.

„Sämtliche Räder im Lager sind bezahlt“ ist ein Satz, der beim Gang durch die beiden voll bestückten aneinander angrenzenden Hallen sowie mit Blick in die von lasergeführtem Stapler befahrenen Regalstraßen gleich zweimal fällt und durchaus auch als Anspielung darauf verstanden werden kann, dass nicht alle Unternehmen aus dem Ersatzmarkt mit Aluminiumrädern über solch ein solides Fundament verfügen wie Autec. Equipment zu leasen, mit ungeschultem und damit billigerem Personal zu arbeiten – solche Dinge gehören nicht zur konservativen Grundeinstellung, zu der sich die Eigner bekennen.

Alle mehr als 30 Mitarbeiter am Firmensitz Schifferstadt sind fest angestellt. Selbst zu Saisonhöhepunkten, wenn wenigstens im Lager der Einsatz von Saisonkräften zur Bewältigung der Nachfrage Branchenusus sind, setzt man primär und solange machbar auf das erfahrene Team, fehlerfreies Kommissionieren lässt sich nun einmal nicht per Anweisung durchsetzen, sondern bedarf der Mitarbeiterroutine. Die Mitarbeiter gehen bei entsprechendem Stoßgeschäft eben nicht zum normalen Feierabendzeitpunkt nach Hause, sondern machen weiter, bis alle Aufgaben abgearbeitet und die Bestellungen des Tages auf den Weg zum Kunden gebracht sind. In der Hochsaison im Frühjahr, vermehrt aber im Wintergeschäft etwa im Oktober beginnen die Mitarbeiter auch schon mal morgens um 6 Uhr, um das Tagespensum von mehr als 4.000 Rädern bewältigen zu können. Das passiert weniger per Anordnung von oben, sondern wird vielmehr als Automatismus beschrieben, der sich aus dem Teamgeist ergibt.

Der weht durchs ganze Gebäude: Auf der Terrasse vor dem Gemeinschaftsraum steht ein großer Grill, der von den Mitarbeitern gerne während der Mittagspause im Sommer genutzt wird. Dass bei Autec ein äußerst positives Betriebsklima herrscht, ist für den Besucher förmlich zum Greifen. Das durchschnittliche Alter der Mitarbeiter ist eher niedrig wie auch die beiden Geschäftsführer Hans-Uwe Berger und Thomas Geis einen Generationswechsel repräsentieren, der inzwischen sehr weitgehend vollzogen und auch so gewollt gewesen sei, sagt Heinz Berger, der gewissermaßen das Feld bestellt sehen wollte für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen. Wie geht es weiter mit dem Rädergeschäft, wenn erst die E-Mobilität zu einem Volumenmarkt geworden ist? Was versprechen Kunststoffräder, sind sie Risiko für die Branche oder Chance? Das Autec-Management will über den Tellerrand des Tagesgeschäfts hinausblicken.

Weichen gestellt

Der Standort in der Metropolregion Rhein-Neckar ist verkehrstechnisch günstig gewählt. Grund und Boden, auf denen Lager und das ebenso zwecks Expansion erweiterte moderne Bürogebäude stehen, sind Eigentum. Für ein Nachbargrundstück besteht ein Vorkaufsrecht. Als Anbieter des Nachrüstmarktes ist Autec auch Mittler zwischen Produzent und Handel. Auf Produzentenseite hat Autec – auch, aber nicht nur als Reaktion auf Strafzölle – in den letzten zwei, drei Jahren geradezu einen Paradigmenwechsel vollzogen: Kamen zuvor die Aluräder ausschließlich aus China-Fertigung, so entfallen heute auf das Reich der Mitte nur noch sehr wenige Räder. Der Zugriff auf Produktionsstätten aus Fernost ist zwar prinzipiell essenziell, aber Autec hat nicht nur werksseitig diversifiziert, sondern auch länderseitig. Wobei eine Voraussetzung bereits seit Jahren gegeben sein musste bei der Partnerwahl: Der Hersteller der Felgen sollte einerseits aktiver Erstausrüster sein, andererseits wird er etwa vier- bis sechsmal jährlich hinsichtlich Entwicklungsphase und Produktion vor Ort kritisch hinterfragt.

Bei den Werten, die die Kunden Autec beimessen, fallen Begriffe wie Qualität oder Beratungsqualität, Kontinuität oder Zuverlässigkeit, hohe Warenverfügbarkeit und prompte Belieferung auch in Boomzeiten. Solche Attribute kann man sich nicht ans Revers heften, man muss sie sich verdienen. In den 15 Jahren seit dem Erwerb Autecs bis heute und auch in der Zukunft seien das die prägenden Begrifflichkeiten, heißt es. Die heutige Managergeneration nennt so etwas auch schon mal „die DNA des Unternehmens“.

Kosten ließen sich gelegentlich einsparen, wenn größere Kunden vom Produzenten direkt – womit zumeist Container gemeint sind – beliefert würden. Das schließt Thomas Geis zwar nicht prinzipiell aus, soll aber nicht die Regel sein, passt es doch nicht zum Qualitätsmanagement des Räderanbieters. Den Einwand, doch auch nur stichprobenartig die Räder überprüfen zu können, bis sie auf den Weg von Schifferstadt aus zu den Händlern gehen, mag er nicht gelten lassen. Auch aus diesem Grunde sei das Unternehmen an dieser Stelle personell überproportional besetzt und mit modernsten Mess- und Prüfmitteln ausgerüstet, um im Wareneingang wenn erforderlich tatsächlich einmal eine Charge zu hundert Prozent technisch zu überprüfen. Das gelte selbst beispielsweise für Räder, die in Exportländer gehen, in denen TÜV keine Voraussetzung sei. Ein Rad, das das Autec-Lager verlässt, hat den gesetzten Qualitätsansprüchen zu genügen.

Dies mag mit ein Grund sein, dass sich Autec dem Schubladendenken des Marktes entzieht. Vom Selbstverständnis her sei Autec keine Mittelpreismarke eingezwängt zwischen Budget- und Premiumsegment, sondern sei da positioniert, wo der Markt ist. Auch agiere man nicht mit „Allerweltsdesigns“, sondern orientiere sich am oberen Ende des Rädermarktes, ohne Highend optisch darstellen zu wollen. Das entspräche wohl auch nicht den Markenwerten Autecs. Eine Begrifflichkeit wie Highend wird eher im Qualitätsniveau bei den Entwicklungs- und Produktionsprozessen gesehen, schließlich hat Autec Konstrukteure in der Design- und Entwicklungsabteilung im eigenen Hause, die CAE-gestützte Räderentwicklungen vornehmen können, welche „state of the art“ sind. Für besondere Highend-Räder eine eigene Marke zu kreieren, darüber hat man sich bei Autec ebensowenig jemals intensiver Gedanken gemacht wie eine „Billigmarke“ in den Markt zu bringen. Autec steht für die klassische Ein-Marken-Strategie.

Die verstehen die Kunden. Aus deren Perspektive versuche man zu blicken, deren Wünsche wolle man erfüllen, womit die „Serviceorientierung“ umschrieben wäre. Einen Außendienst hat Autec nicht, die wesentlichen Kunden – und das sind überwiegend die großen Reifenhandelsorganisationen, darüber hinaus auch schon mal in übersichtlichem Rahmen Großhändler und Autohäuser – werden etwa zweimal pro Jahr besucht, um die Ziele abzustecken, bei denen wolle man eine führende Rolle als Aluradanbieter spielen. Wozu erforderlich ist, deren einzelne Stationen schnell rädersatzweise beliefern zu können, was in Zeiten quasi völlig fehlender Bevorratung im Einzelhandel zu einem Muss für die Schifferstädter geworden ist. Bestellungen, die bis 15 Uhr eingehen, werden prompt bearbeitet, sodass die Ware noch am gleichen Tag per DHL rausgehen kann. Das ist etwas, was andere Anbieter auch versprechen, bei Autec aber jedenfalls nicht zur Floskel verkommen ist.

Ein gewisses Streben nach Perfektion ist unverkennbar, Beispiel Online-Räderkonfigurator: Den hat fast jeder, aber fast immer basierend auf dem gleichen Programm, das die hauseigenen Ansprüche nicht erfüllt. Also unterscheidet sich der von Autec selbst entwickelte Konfigurator, dass er aufgrund Warenverfügbarkeitsanzeige und vor allem tagesaktuellem Gutachten (dient übrigens nicht nur dem Kunden, sondern hilft auch den eigenen Mitarbeitern bei deren Beratung) als besser empfunden wird, versteht sich.

Nein, immer alles perfekt mache man auch nicht. So sei der Exportanteil, der aktuell bei mehr als zwanzig Prozent liege, gewiss ausbaubar. Aber man versuche immer das Beste draus zu machen: Wenn man beispielsweise bei einem Design mal für eine Saison zu optimistisch gewesen sei, dann verfalle man nicht in Aktionismus und versuche die Ware eben doch noch „gegen den Markt“ an den Mann zu bringen, sondern habe Geduld bis zur nächsten Saison. Das kann sich nur erlauben, wer nach konservativen kaufmännischen Regeln agiert und wer Dinge von Anfang bis zum Ende durchdenkt und -plant. detlef.vogt@reifenpresse.de

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