Lanxess-Prinzip: Profitables Wachstum – Wachstumstreiber: Reifen
Der Spezialchemiekonzern Lanxess AG (Leverkusen) hat im Geschäftsjahr 2011 mit Rekordzahlen bei Umsatz und Ergebnis seinen Wachstumskurs fortgesetzt. Aufgrund der seit Bestehen des Unternehmens und konsequent verfolgten Preis-vor-Menge-Strategie, Akquisitionen und der Konzentration auf die Wachstumsmärkte wuchs der Konzernumsatz im Geschäftsjahr 2011 gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent auf 8,775 Milliarden Euro: in besonderem Maße getrieben von den Umsätzen mit der Reifenindustrie.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass Lanxess ja ein relativ junges Unternehmen ist und 2003/2004 aus einer Abspaltung vom mächtigen Bayer-Konzern hervorgegangen ist. Das siebte Unternehmensjahr 2011 war allerdings alles andere als ein sprichwörtlich „verflixtes siebtes Jahr“. Vielmehr wurde die Erfolgsgeschichte konsequent fortgeschrieben. Konsequenz mag man auch daran erkennen, dass es Lanxess nicht nur gelingt, teils erhebliche Rohstoffpreiserhöhungen (so für Butadien und Isobuten) an Kunden (so die Reifenhersteller) vollumfänglich weiterzureichen, sondern sie sogar überzukompensieren. Die von jeher verfolgte Preis-vor-Menge-Strategie impliziert auch profitables Wachstum.
Das EBITDA vor Sondereinflüssen verbesserte sich um 25 Prozent auf 1,146 Milliarden Euro und übertraf damit erstmals die Schwelle von einer Milliarde Euro. Die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen betrug 13,1 Prozent nach 12,9 Prozent im Jahr zuvor. Überproportional zu Umsatz und EBITDA vor Sondereinflüssen wuchs das Konzernergebnis. Mit 506 Millionen Euro liegt es um ein Drittel über Vorjahr.
„Nach den Rekordergebnissen im vergangenen Jahr ist Lanxess vielversprechend in das neue Geschäftsjahr 2012 gestartet. Wir gehen im ersten Quartal von einem EBITDA vor Sondereinflüssen zwischen 330 und 350 Millionen Euro aus. Damit werden wir den Spitzenwert des Vorjahres nochmals übertreffen“, so der Lanxess-Vorstandsvorsitzende Axel C. Heitmann auf der gestrigen Bilanzpressekonferenz. „Für weiteres Wachstum setzen wir auf Innovation und Technologien für die globalen Megatrends, insbesondere Mobilität. Dabei legen wir den Fokus vor allem auf Lösungen für eine nachhaltige Mobilität.“
Im Geschäftsjahr 2011 erzielte der Spezialchemiekonzern mit Produkten und Technologien für „Grüne Mobilität“ einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro – rund 17 Prozent des Gesamtumsatzes. „Bis zum Jahr 2015 wollen wir dieses Volumen um 80 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro steigern“, setzt Heitmann ein ehrgeiziges, aber angesichts des Umfeldes nicht unrealistisches Ziel. Wie in den Vorjahren fixiert das Unternehmen auch für 2012 ein strategisches Kernthema, das „Grüne Mobilität“ lautet und gerne um den Zusatz „energized by Lanxess“ ergänzt wird.
Im vierten Quartal 2011 verbesserte Lanxess den Umsatz im Vergleich zu dem sehr starken Vorjahresquartal um 16 Prozent auf 2,123 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen lag mit 174 Millionen leicht über dem Vorjahrjahreszeitraum von 172 Millionen Euro.
Wartungsstillstände in Synthesekautschukproduktionsanlagen (wobei ein Bestellrückgang Ende 2011 durch Reifenhersteller den Zeitpunkt im Grunde günstig erschienen ließen), rohstoffpreisgetriebene Wertberichtigungen auf Vorräte in Höhe von 35 Millionen Euro sowie Lagerabbau bei Kunden führten zu einem leichten Rückgang der EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen auf 8,2 (9,4) Prozent.
Das Segment Performance Polymers – also das, das im Wesentlichen vom Geschäft mit der Reifenindustrie „lebt“ – verzeichnete den stärksten Anstieg des EBITDA vor Sondereinflüssen. Beeinflusst von Sonderaufwendungen ergab sich im traditionell schwächsten Quartal ein Konzernergebnis von fünf Millionen Euro nach 26 Millionen Euro im Vorjahr.
Im Gesamtjahr 2011 erzielte Lanxess in allen Regionen zweistellige Umsatzzuwächse. Das stärkste Wachstum mit einem Umsatzplus von 26 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro erzielte der Konzern in Lateinamerika. Der Anteil der Region am Konzernumsatz erhöhte sich auf knapp 14 Prozent. Wichtigster Wachstumstreiber war das Segment Performance Polymers in Brasilien.
Der Umsatz in der Region Asien/Pazifik wuchs um 23 Prozent und überschritt erstmals die Schwelle von zwei Milliarden Euro. Der Anteil am Konzernumsatz betrug knapp 23 Prozent. Das deutlichste Wachstum verzeichnete auch in dieser Region das Segment Performance Polymers.
Den höchsten regionalen Umsatz erzielte Lanxess mit 2,5 Milliarden Euro in der Region EMEA (Europa ohne Deutschland, Mittlerer Osten, Afrika). Das entspricht einem Zuwachs um 25 Prozent. Der Anteil am Konzernumsatz betrug damit weiterhin 29 Prozent. Wachstumstreiber war neben Performance Polymers das Segment Advanced Intermediates.
Die Region Nordamerika erreichte mit einem Umsatzplus von 24 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro einen Anteil von gut 16 Prozent am Konzernumsatz. Im Segment Performance Polymers stieg der Umsatz um rund 40 Prozent.
In Deutschland erwirtschaftete Lanxess einen um 19 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro verbesserten Umsatz. Dies entspricht 18 Prozent des Konzernumsatzes. Wachstumsraten im zweistelligen Bereich zeigte – wie in den anderen Märkten – das Segment Performance Polymers.
In den fünf BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 28 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Das waren 24 Prozent des Konzernumsatzes und damit ein Prozentpunkt mehr als im Jahr zuvor.
Megatrends fördern Wachstum
Das Segment Performance Polymers war mit einer Steigerung um 37 Prozent auf rund 5,1 Milliarden Euro das umsatzstärkste Segment. Die Business Units Butyl Rubber und Performance Butadiene Rubbers profitierten von der starken Nachfrage auf den Märkten für Erstausrüster und Ersatzreifen. Die Reifen- und die Automobilindustrie stehen heute für einen Anteil am Konzernumsatz von um die 40 Prozent, wie Axel C. Heitmann auf Nachfrage sagt. Damit verschieben sich die Gewichte im Unternehmen zugunsten der automobilen Kundengruppe allgemein und speziell der Reifenindustrie.
Das Segment Performance Chemicals verbesserte den Umsatz 2011 um 7,7 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Die Business Units Rubber Chemicals und Rhein Chemie, die mit Kunden aus automobilnahen Industrien (ebenfalls die Reifenbranche) einen bedeutenden Umsatzanteil erzielen, weiteten ihre Absatzmengen deutlich aus.
Dank der guten Geschäftsentwicklung, die zu einem starken operativen Cashflow und einer soliden Bilanz führte, setzte Lanxess seine Wachstumsstrategie im Jahr 2011 fort. Die Auszahlungen für Investitionen (darin sind die Akquisitionskosten, die Finanzvorstand Dr. Bernhard Dürrmann für 2011 mit 430 Millionen Euro beziffert, nicht enthalten) stiegen im Jahresvergleich um 36 Prozent auf 679 Millionen Euro und lagen damit deutlich über dem Vorjahresniveau von 501 Millionen Euro. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung stiegen um rund 24 Prozent auf 144 Millionen Euro.
Im laufenden Geschäftsjahr plant Lanxess auszahlungswirksame Investitionen von rund 600 Millionen Euro. Die hohe Bedeutung von Forschung und Entwicklung spiegelt das gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent höhere Budget wider.
Trotz eines gestiegenen Working Capital verbesserte sich der operative Cashflow auf 672 Millionen Euro gegenüber 430 Millionen Euro. Die Nettofinanzverschuldung wuchs von 913 Millionen Euro auf 1,515 Milliarden Euro. „Die Gründe für diese Zunahme sind vor allem unsere Akquisitionen und unsere gestiegenen Investitionen“, so Düttmann. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zum EBITDA vor Sondereinflüssen stieg dabei nur unwesentlich von 1,0 auf 1,3. „Dieser Wert belegt unser solides Finanzmanagement“, fügt der Finanzvorstand hinzu.
„Unser Dividendenvorschlag von 0,85 Euro je Aktie spiegelt unsere gute Entwicklung im vergangenen Jahr wider. Das bedeutet eine Steigerung um 21 Prozent gegenüber 2010“, erklärt Heitmann. Über diesen Vorschlag wird durch die Hauptversammlung am 15. Mai 2012 in Köln entschieden, er entspricht einem Ausschüttungsvolumen von insgesamt rund 71 Millionen Euro.
Die Zahl der weltweit bei Lanxess beschäftigten Mitarbeiter wuchs im vergangenen Jahr um zwölf Prozent auf insgesamt 16.390 Personen. Diese Zunahme ist im Wesentlichen auf Zukäufe sowie Neueinstellungen im Rahmen der Wachstumsstrategie zurückzuführen. Allein im Bereich Forschung und Entwicklung entstanden mehr als 200 neue Stellen, überwiegend in Deutschland. Lanxess beschäftigt aktuell weltweit mehr als 730 Naturwissenschaftler und Ingenieure.
Zuversichtlich für das Geschäftsjahr 2012
Angesichts des vielversprechenden Starts ist Lanxess für die geschäftliche Entwicklung im Jahr 2012 zuversichtlich. In den aufstrebenden Volkswirtschaften wird ein Wachstum auf solidem Niveau erwartet. Der Megatrend Mobilität werde zunehmende Bedeutung erlangen. In den Agro-Endmärkten geht der Konzern von einer weiterhin soliden Entwicklung aus und erwartet zudem eine schrittweise Erholung in der Bauindustrie.
Unsicherheiten wie hohe Staatsverschuldungen, volatile Wechselkurse, Rohstoffpreisvolatilität und vorsichtiges Bestellverhalten bei einigen europäischen Kunden bleiben bestehen. Einen genaueren Ausblick für das laufende Geschäftsjahr wird das Unternehmen traditionell mit dem Bericht zum 1. Quartal am 9. Mai 2012 vorlegen.
Das Segment Performance Polymers wird auch 2012 von der Nachfrageentwicklung für „Grüne Reifen“ profitieren. Unterstützend wirkt dabei die EU-Kennzeichnungsrichtlinie, die im November 2012 in Kraft tritt. Heitmann: „Wir bleiben weiter auf Wachstumskurs und sind auf gutem Weg, unser mittelfristiges Ergebnisziel von 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2015 zu erreichen.“ detlef.vogt@reifenpresse.de
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