Innungen leiden unter Auflösungserscheinungen und Lethargie
Ende Februar tagten in Bonn unter Leitung von Bayerns Obermeister Michael Immler die Chefs der dem BRV angeschlossenen Vulkaniseur-/Reifenmechaniker-Innungen. Nach eingehender Erörterung der aktuellen Branchenlage berichteten die Obermeister zunächst über die Aktivitäten ihrer Innungen 2011 sowie die Planungen für 2012. Dabei sei deutlich geworden, dass primär die Gewinnung von Auszubildenden im Fokus stand und steht. Zugleich sei aber auch festgestellt worden, dass angesichts des demografischen Wandels alle bisherigen Bemühungen nicht ausreichten, um eine ausreichende Zahl von Fachkräften für das Reifenhandwerk zu rekrutieren. „Da von etwa 700 dazu befähigten Vulkaniseurmeisterbetrieben lediglich 200 Lehrlinge ausbilden, war man sich im Kreis der Obermeister schnell einig: Die Akquise neuer Ausbildungsbetriebe muss in den kommenden Monaten Vorrang haben“, heißt es dazu zusammenfassend in einer Mitteilung des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV). Erst bei einer ausreichenden Anzahl von Ausbildungsbetrieben werde es dem Verband möglich sein, in die geplante nationale Kampagne zur Öffentlichkeitsarbeit für den Beruf des Mechanikers für Reifen- und Vulkanisationstechnik einzutreten.
Als weiteres Thema diskutierte man „die zunehmende Auflösungstendenz auf der Innungsebene“. In den vergangenen Jahren hätten sich die Innungen Dortmund, Schleswig-Holstein, Bremen und Düsseldorf wegen starken Mitgliederverlustes bzw. Desinteresses der Mitglieder an der Innungsarbeit aufgelöst. Weitere, insbesondere kleinere Innungen seien ebenfalls mittelfristig von der Auflösung bedroht.
Anschließend erläuterten Peter Hülzer, geschäftsführender BRV-Vorsitzender, und BRV-Geschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler sowie Obermeister Michael Immler anhand einiger Beispiele, welche – insbesondere technologischen – Herausforderungen in der nächsten Zeit auf die Branche zukämen. Sie appellierten an die Obermeister, „ihre defensive Haltung aufzugeben und die Innungsarbeit stärker auf diese Herausforderungen auszurichten“, so der BRV. „Es gibt vielfältige Möglichkeiten, die Arbeit des BRV zum Wohle der Mitglieder auf Regional- bzw. Landesebene zu flankieren und das Aufgaben- und Tätigkeitsspektrum der Innungen interessanter als bisher zu gestalten“, so Peter Hülzer.
Auch Michael Immler vertrat die Auffassung, dass vielerorts Lethargie feststellbar sei. Sie müsste dringend überwunden werden, die Innungen sollten sich sehr viel stärker als bisher in die Gestaltung von Prozessen einbringen. Immler: „Aktion ist gefragt, nicht Reaktion. Wer agiert handelt, wer reagiert wird behandelt.“ Hans-Jürgen Drechsler schließlich bat die Obermeister mit Nachdruck, die vom BRV im Arbeitskreis „Technik“ aufbereiteten Themen wie z.B. WdK-zertifizierte UHP-/Runflat-Reifenmontage, Re-Tyre-Projekt, Mindestprofiltiefe vier Millimeter für M+S-Reifen und Reifenlabeling auf die Agenden der Frühjahrsinnungsversammlungen zu setzen.
Die diesbezüglichen BRV-Unterlagen sollten den Innungsmitgliedern dort erläutert und ausgehändigt werden. Drechsler: „Es kann nicht sein, dass die vom BRV bearbeiteten Themen verstärkt das Interesse des konkurrierenden Vertriebskanals Autohaus finden, während die Innungen als Regional- bzw. Landesebene des BRV eine eher defensive Haltung bei der Informations- und Wissensvermittlung einnehmen!“
Einstimmig billigten die Obermeister abschließend die bisherigen Überlegungen eines Unterausschusses, in dem eine bundeseinheitliche theoretische Gesellenprüfung erarbeitet werden soll. Ziel sei es, einen länderübergreifenden Qualitätsstandard in der beruflichen Grundbildung zu ermöglichen und zu sichern. Eine Inkraftsetzung sei für die Gesellenprüfung im Sommer 2013, spätestens im Frühjahr 2014 geplant. ab
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