Lanxess baut weltweit größte Nd-PBR-Produktionsanlage
Der deutsche Spezialchemie-Konzern Lanxess wird am 11. September 2012 den Grundstein seiner neuen Anlage zur Produktion von Neodymium-Polybutadienkautschuk (Nd-PBR) legen und plant, rund 200 Millionen Euro in den Bau des neuen Werkes im Chemiepark auf Jurong Island zu investieren. Mit einer Jahreskapazität von 140.000 Tonnen wird die Produktionsanlage die weltweit größte ihrer Art sein und unterstützt die Versorgung des wachsenden Markts für „Grüne Reifen“, insbesondere in Asien.
Es werden rund hundert neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Anlage soll in der ersten Jahreshälfte 2015 in Betrieb genommen werden. Im Juni 2011 hatte Lanxess Singapur als Standort für das neue Werk bekannt gegeben. Seitdem sind die Konstruktionsarbeiten weit fortgeschritten.
„Ich freue mich, dass es bei dem zweitgrößten Investitionsprojekt in unserer Unternehmensgeschichte mit voller Kraft voraus geht“, so der Lanxess-Vorstandsvorsitzende Axel C. Heitmann bei einem Festakt in Singapur anlässlich der Vertragsunterzeichnung mit wichtigen Zulieferern.
Nach der Auswahl dieser Zulieferer kann nun planmäßig mit dem Aufbau der Infrastruktur für den Bau der Anlage begonnen werden. Unter anderem wurde mit der Petrochemical Corporation of Singapore (Private) Limited (PCS) ein langfristiger Liefervertrag für Butadien abgeschlossen. Butadien ist ein Rohstoff, der für die Herstellung von Nd-PBR benötigt wird. PCS wird eine neue Butadienextraktionseinheit bauen und die zur Bereitstellung des Rohstoffes benötigte Infrastruktur errichten.
„Die enge Zusammenarbeit mit Lanxess ermöglicht es uns, den Bau einer neuen Butadien-Anlage umzusetzen“, erklärt Akira Yonemura, Managing Director bei PCS. „Diese neue Investition stärkt unsere Wettbewerbsposition. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Lanxess für die erfolgreiche Errichtung und Inbetriebnahme von unseren jeweiligen neuen Anlagen.“
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie hatte der deutsche Konzern mögliche Standorte für die Anlage in Asien bewertet. Aufgrund der sehr guten Rohstoffversorgung, der exzellenten Infrastruktur, der Verfügbarkeit von hochqualifizierten Arbeitskräften, dem großen Hafen sowie der Nähe zu wichtigen Kunden fiel die Wahl auf Singapur.
Lanxess ist nach eigenen Angaben Marktführer bei der Herstellung von Nd-PBR, das für „Grüne Reifen“ verwendet wird. Mit einer jährlichen globalen Wachstumsrate von rund zehn Prozent in Jahr ist es das am schnellsten wachsende Segment der Reifenindustrie. In Asien ist das Wachstum mit 14 Prozent im Jahr sogar noch ausgeprägter.
Getrieben wird die steigende Nachfrage vom Megatrend Mobilität, insbesondere in Asien und Lateinamerika. Beide Regionen zeichnen sich durch eine zunehmend wohlhabendere Mittelschicht aus. Für zusätzliche Nachfrage sorgen die rund um die Welt in Kraft tretenden Kennzeichnungspflichten für Reifen. Im November 2012 erfolgt die Einführung der vorgeschriebenen Reifenkennzeichnung in der Europäischen Union.
Japan und Südkorea haben als erste Länder ein Kennzeichnungssystem eingeführt. Bereits seit Januar 2010 gibt es eine freiwillige Reifenkennzeichnung in Japan; Südkorea folgte mit einem vergleichbaren Konzept im November 2011 und wird Ende 2012 eine verpflichtende Kennzeichnung einführen. Es wird erwartet, dass andere Länder wie Brasilien, USA und China in den kommenden Jahren folgen werden.
„Dass dieses Nd-PBR-Projekt in Singapur in unser Jahr der ‚Grünen Mobilität‘ fällt, passt ideal“, ergänzt Heitmann. „Wir legen unseren Fokus auf Innovationen und Technologien, die es ermöglichen, den Rollwiderstand von Reifen zu reduzieren und damit den Kraftstoffverbrauch senken. Davon profitieren Verbraucher und die Umwelt.“
Im vergangenen Jahr beauftragte Lanxess das Beratungsunternehmen Frost & Sullivan mit einer Studie, die das Umweltbewusstsein von Autofahrern in Singapur untersuchte. Laut der Studie sind Autofahrer um die Umwelt besorgt und ergreifen daher bereits im Haushalt Maßnahmen, um Umweltverschmutzung zu reduzieren. Beim Kauf von Autos und Reifen spielt dieses Umweltbewusstsein bislang jedoch noch keine ausgeprägte Rolle. Dies liegt vor allem an fehlenden Informationen über die positiven Auswirkungen von „Grünen Reifen“. Laut der Studie kann die Verwendung von „Grünen Reifen“ zu einer Ersparnis von mehr als 352.600 Tonnen CO2 und mehr als 140 Millionen Liter Kraftstoff pro Jahr in Singapur führen.
Nd-PBR wird in der Lauffläche und in den Seitenwänden von „Grünen Reifen“ eingesetzt. Es reduziert den Rollwiderstand,erhöht die Kraftstoffeffizienz eines Reifens, verringert zudem den Reifenabrieb und trägt so in hohem Maße dazu bei, dass Reifen sicherer und haltbarer werden.
Nd-PBR ist ein Produkt des Lanxess-Geschäftsbereichs Performance Butadiene Rubbers (PBR), der von Joachim Grub geleitet wird. Der Hochleistungskautschuk wird derzeit in Dormagen (Deutschland), Cabo (Brasilien), Port Jérôme (Frankreich) und Orange (Texas/USA) hergestellt. Die Polybutadien-Kautschuke des Geschäftsbereichs werden im Übrigen nicht nur für Reifen verwendet, sondern auch für Kunststoffmodifizierungen bei der Herstellung von HIPS (hochschlagfestem Polystyrol) für Spritzgussanwendungen. Weitere Anwendungen sind beispielsweise Golfbälle, Laufschuhe und Förderbänder. PBR gehört zum Segment Performance Polymers von Lanxess, das im Jahr 2010 einen Gesamtumsatz von 3,8 Milliarden Euro erzielte.
Die neue Nd-PBR-Anlage wird auf Jurong Island neben dem Butylkautschukwerk von Lanxess errichtet, das mit 400 Millionen Euro die größte Einzelinvestition des Unternehmens darstellt. Der Fortschritt des Baus dieser Anlage, die im ersten Quartal 2013 in Betrieb gehen soll, liegt im vorgesehenen Zeitplan. Der Aufbau der Infrastruktur und die Montage der Stahlträger wurden erfolgreich abgeschlossen. Der Großteil der Ausrüstung ist bereits vor Ort installiert. Derzeit sind mehr als 2.000 Arbeitskräfte auf der Baustelle beschäftigt. dv
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