„Cyber Fleet“ – Pirellis „intelligenter Reifen“ für Lkw und Busse
Wenn in der Vergangenheit die Begrifflichkeit „intelligenter Reifen“ gefallen ist, dann zumeist in Zusammenhang mit Pkw-Reifen – so auch bei Pirelli. Doch jetzt präsentiert der italienische Reifenkonzern unter dem Namen „Cyber Fleet“ ein für den Straßentransport und damit für Lastkraftwagen und Omnibusse entwickeltes Produkt, das – ausgestattet mit einem Elektroniksensor – über ein Telematiksystem Fahrern und Flottenmanagern relevante Daten zum Zustand des Reifens und seines Standorts übermittelt.
Die Präsentation wurde während eines „Truck Safety Day“ in Livigno durchgeführt, einem Aktionstag für die Sicherheit im Straßenschwertransport, wo auf einer verschneiten Piste die Tests mit dem neuen Pirelli-Winterreifen der Serie 01 durchgeführt wurden.
„Cyber Fleet“ ist das jüngste Produkt unter den Lösungen der von Pirelli-Forschern entwickelten Linie für nachhaltige Mobilität. Das System zielt darauf ab, Reifen ständig zu kontrollieren, eventuell auftretende Unregelmäßigkeiten aufzunehmen und ihre fehlerfreie Wartung zu gewährleisten. Qualität, Wartung und richtiger Einsatz der Reifen sind für die Straßensicherheit wesentlich: Konstanter und korrekter Reifendruck ermöglicht eine präzise Fahrweise, zuverlässiges Bremsen sowie Kurvenhaltung und verringert die Betriebskosten, weil der Treibstoffverbrauch des Fahrzeugs gesenkt und die Lebensdauer des Reifens verlängert wird.
Pirelli hat – in Zusammenarbeit mit Schrader Electronics, dem weltweit führenden Unternehmen bei Technologien für die Onboard-Kontrolle des Reifendrucks – einen elektronischen Sensor entwickelt, der die Laufbedingungen eines Reifens überprüft. Der TMS (Tyre Mounted Sensor) wird an der inneren Oberfläche der Lauffläche mit einem Hochleistungskleber befestigt und nimmt dort Daten zu Druck, Temperatur und Identifikation des Reifens auf.
Das System überträgt die vom Sensor gespeicherten Daten sowohl an den Fahrer als auch an den Flottenmanager. So können Diagnostik- und Eingriffsprozeduren durchgeführt und für das Fahrzeug ein hohes Maß an Sicherheit garantiert werden. Der Prozess der Datenauswertung unterliegt damit nicht nur der Verantwortung des Fahrers, sondern auch der des Flottenmanagers, der über Remotecontrol die Sicherheit der gesamten Flotte verwalten kann. Mit „Cyber Fleet“ hat der Disponent die Möglichkeit zu überprüfen, ob die Reifen mit optimalem Druck gefahren werden, was für die Optimierung von Kraftstoffverbrauch und Lebensdauer der Laufflächen notwendig ist. Außerdem kann er die Abnutzungskontrollen programmieren, da er weiß, wieviele Kilometer jeder einzelne Reifen gefahren ist, was konkrete Sicherheitsvorteile gibt.
Josef Obeser, bei Schrader Electronics für den deutschen Markt und Osteuropa zuständig, erklärt, warum der in den Reifen eingeklebte Sensor dem ja durchaus bewährten System mit einem Sensor im Ventil überlegen ist: So haben die „Ventilsensoren“ eine längere Reaktionszeit als in den Reifen direkt implantierte Sensoren. Der gravierende Vorteil allerdings besteht darin, dass nicht nur der Fahrer, sondern auch der vielleicht weit entfernte Flottenmanager über den Reifenzustand informiert wird. Der kann beispielsweise schon einen Arbeitsablauf vorausplanen, also zum Beispiel eine Regulierung des Luftdrucks bei einem bestimmten Reifen und sogar seinen Wechsel, sobald das Fahrzeug wieder auf dem Hof ist. Er kann aber auch den möglicherweise trotz Alarm zögerlichen Fahrer auffordern, an den Fahrbahnrand zu fahren und zu stoppen, sobald dies möglich ist; Reifenplatzer oder gar Unfälle können so vermieden werden.
Die knapp 25 Gramm schweren Sensoren erfüllen alle erdenklichen Bedingungen und seien für jede Reifengröße und sämtliche Geschwindigkeitsklassen geeignet, so Obeser. Selbstverständlich sind die Sensoren auch für extreme Temperaturen gewappnet und für ein weites Fenster von minus 40° bis plus 125° Celsius ausgelegt, kurzfristig sind sogar 150° verkraftbar. Ihre Lebenszeit wird mit 300.000 Kilometern beziffert, ihre Funktion nehmen sie mit dem Anfahren auf, funktionieren ab null bar und sind auf bis zu zwölf bar Luftdruck ausgelegt. Der Einsatz der Sensoren ist im Übrigen nicht Pirelli exklusiv vorbehalten, sondern herstellerunabhängig.
„Cyber Fleet“ wird ab diesem Frühjahr bei europäischen und südamerikanischen Flotten eingesetzt und erprobt. Ab September soll es im Handel erhältlich sein. detlef.vogt@reifenpresse.de
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