Verlangsamtes Wachstum im globalen Automobilmarkt
Der Kreditversicherer Euler Hermes hat eine Branchenanalyse den globalen Automobilmarkt betreffend vorgelegt. Demnach ist die Automobilproduktion in den vergangenen fünf Jahren weltweit zwar um elf Prozent gestiegen, doch waren dafür weniger die sogenannten „reiferen Automobilmärkte“ verantwortlich – für Europa wird diesbezüglich noch das mit elf Prozent kleinste Minus berichtet, während für Nordamerika und Japan Rückgänge um 22 respektive 34 Prozent gemeldet werden – als vielmehr eine starke Nachfrage aus den Entwicklungs- bzw. Schwellenländern. In diesem Zusammenhang wird vor allem auf China mit einem Wachstum von 123 Prozent, aber auch Lateinamerika (plus 24 Prozent) verwiesen. Im laufenden Jahr dürfte sich an diesem Trend nicht allzu viel ändern, selbst wenn sich das Wachstum des globalen Automobilmarktes, das 2011 bei vier bis fünf Prozent gelegen haben soll, der Euler-Hermes-Analyse zufolge 2012 verlangsamen wird.
Für China wird demnach ein Plus von vier bis fünf Prozent vorhergesagt, im brasilianischen Markt geht man von einem Wachstum um zwei Prozent und für die USA wird ein Wachstum zwischen acht und zehn Prozent erwartet. Stabil sollen sich die Automobilmärkte in Indien und Russland entwickeln, während für Japan eine „technische Erholung“ in Form eines achtprozentigen Nachfragewachstums prognostiziert wird. Mit Blick auf Europa ist von einer differenziert zu betrachtenden Entwicklung die Rede. „Der europäische Automobilmarkt befindet sich leider noch weit unter dem Niveau, das vor Ausbruch der Krise erreicht wurde, und zwar um mindestens noch 15 Prozent“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt bei Euler Hermes. Die wirtschaftliche Realität habe den Markt inzwischen eingeholt, und da die Anreizmaßnahmen nunmehr ausgelaufen seien und Sparbemühungen an ihre Stelle träten, werde die Automobilbranche weiterhin in einer schwierigen Lage bleiben und dürfte dieses Jahr um weitere drei bis fünf Prozent schrumpfen.
Bei alledem wird auf „sehr unterschiedliche Trends“ innerhalb von Europa verwiesen. Die Märkte in Großbritannien, Italien und Spanien lägen immer noch 20 bis 50 Prozent unter dem Niveau, das vor Ausbruch der Krise erreicht worden sei – eine Erholung im Jahr 2012 wird allerdings für eher unwahrscheinlich gehalten. Für das Jahr 2012 wird eine Stabilisierung der Kfz-Neuzulassungen 3,1 Millionen Einheiten – entsprechende einem Minus von 1,5 Prozent gegenüber 2011 – erwartet, während für den französischen Markt vor dem Hintergrund starker Bestellrückgänge für das laufende Jahr ein Rückgang um zehn Prozent bzw. der schwerste Einbruch innerhalb Europas vorhergesagt wird.
Als Fazit hält Euler Hermes fest, dass die Verlagerung der Autoproduktion in die Entwicklungsländer durch die Krise der Jahre 2008 und 2009 an Dynamik gewonnen hat und diese Märkte – trotz Anzeichen einer Wachstumsverlangsamung – auch weiterhin für Wachstum sorgen werden. „Die Automobilhersteller stehen vor mehreren Herausforderungen. Zum einen müssen sie ihre Angebote und Kfz-Sortimente den neuen Anforderungen der Entwicklungsländer anpassen. Zum anderen sind sie gezwungen, die Gründung von Industriepartnerschaften in den Bereichen Produktinnovation sowie Produktion zu forcieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu sichern. Ein Beispiel hierfür sind die unbedingt erforderlichen Investitionen zur Entwicklung eines gewinnträchtigen ‚grünen’ Autos“, so Wilfried Verstraete, Vorsitzender des Euler-Hermes-Konzernvorstands. cm
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