Reifen ausschlaggebender Faktor bei der Rallye Deutschland
Wachablösung an der Porta Nigra: Erstmals gewann nicht Rekordweltmeister Sébastien Loeb die WM-Rallye Deutschland, sondern der nächste „Super Séb“ – Loebs Teamkollege Sébastien Ogier. Mit einem cleveren Einsatz der beiden Varianten des Michelin Pilot Sport hatten sich die beiden Citroën-Piloten schon frühzeitig von den Verfolgern abgesetzt. Fast zwei Tage lang marschierten sie im Gleichschritt an der Spitze. Erst am Samstagabend sorgte dann eine Reifenpanne, die Loeb etwa eine Minute kostete, für die Vorentscheidung.
Zum Auftakt der Rallye am Freitagmorgen hingen über den Moselbergen dunkle Wolken, die zwar die ausgelassene Stimmung der zahlreichen Fans nicht abkühlten, wohl aber den Asphalt der winkligen Wertungsprüfungen (WP). Dazu kam die Frage, die in Mitteleuropa in diesem Sommer wohl jeden beschäftigt: Regen oder nicht? Sébastien Loeb und Sébastien Ogier verließen sich auf den Wetterbericht im Radio und rüsteten sich für nasse Straßen. Beide ließen an ihren DS3 WRC vier weichere Asphaltreifen aufziehen und sich je zwei Exemplare der Version „H“ (für hard) in den Kofferraum packen. Vor der ersten WP rüsteten sie auf Mischbereifung für die rechte und linke Fahrzeugseite um – und trafen beim folgenden Regenguss mit dieser Strategie voll ins Schwarze: Mehr als 30 Sekunden brannten sie ihren Verfolgern auf den 22,47 Kilometern der verregneten WP 2 „Grafschaft Veldenz 1“ auf. „So eine Lösung habe ich noch nie gesehen. Ein weiterer interessanter Aspekt im Wettbewerb“, befand Michelins Motorsportdirektor Nick Shorrock. Der frühe Schachzug mit den weichen Pneus sollte der Schlüssel zum Doppelsieg für Citroën werden.
Den Vorsprung nur verwalten – das kam für die beiden schnellen Franzosen jedoch nicht in Frage. Im Gesamtklassement nie um mehr als zehn Sekunden getrennt, jagten sie sich am Samstag zu sieben Bestzeiten in acht WP, ohne dass sich einer der beiden „Sébs“ absetzen konnte. Doch auf der letzten Samstagsprüfung erwischte Loeb Rennfahrerpech. „Ich muss mir auf einer langen steinigen Geraden einen Platten eingefangen haben“, mutmaßte er nach einem Reifendefekt beim zweiten Durchgang der berüchtigten WP „Arena Panzerplatte“ in Baumholder. „Séb (Ogier) hatte mit den gleichen Reifen kein Problem.“
Mini mit sensationellem Asphaltdebüt
Einen überraschenden Podestplatz erzielte das Mini-Werksteam, ebenfalls ein Partner von Michelin Compétition. Bei ihrem ersten WM-Auftritt auf Asphalt etablierten sich beide Mini John Cooper Works WRC von Beginn in der Spitzengruppe. Dani Sordo setzte sogar Ford-Fahrer Mikko Hirvonen unter Druck und zog bei der ersten der beiden Baumholder-WP am Finnen vorbei auf Platz drei.
Ford-Werksteam schnell, aber glücklos
Bei Ford hatten beide Werksfahrer dem neuen Fiesta RS WRC im Vorfeld des ersten Asphaltlaufs mit der neuen Generation der World Rally Cars einige Rosen gestreut. „Er ist auf Asphalt deutlich schneller als unser bisheriger Ford Focus“, erklärte Mikko Hirvonen während der Testfahrten. Jari-Matti Latvala ließ den Worten seines Teamkollegen Taten folgen und gewann gleich einmal die erste WP der Rallye. Doch schon auf WP 2 verloren beide Finnen vorentscheidend an Boden. Die für die rauen Wirtschaftswege eigentlich prädestinierte härtere Pneu-Variante Sport Pilot H kam auf dem nassem Geläuf nicht auf optimale Arbeitstemperatur – und die softe „S“-Variante hatten beide im Servicepark gelassen … Nach einem Reifenschaden in Baumholder musste Mikko Hirvonen dann auch noch den dritten Rang an Dani Sordo abtreten. Für Latvala lief es noch bitterer: Am Freitag handelte er sich beim zu aggressiven Überfahren eines Bordsteins einen Reifenschaden ein, am Samstag schied er nach einem Ausrutscher aus. dv
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