Lanxess baut eine weitere Fabrik in Singapur
Lanxess hat Singapur für den Bau einer neuer Produktionsanlage für den Hochleistungskautschuk Neodymium Butadien (Nd-PBR) ausgewählt, nachdem der Spezialchemikalienhersteller und Zulieferer für die Reifenindustrie bekanntlich vor Monaten mit der Suche nach einem adäquaten Standort begonnen und von vornherein Südostasien favorisiert hatte. Die neue Nd-PBR-Anlage wird auf Jurong Island neben dem hochmodernen Butylkautschuk-Werk errichtet, in das Lanxess derzeit bereits 400 Millionen Euro investiert und das im ersten Quartal 2013 in Betrieb gehen soll.
Der Konzern plant, rund 200 Millionen Euro in den Bau des neuen, zweiten Werkes im Chemiepark Jurong Island zu investieren. Mit einer Jahreskapazität von 140.000 Tonnen wird die Anlage die weltweit größte ihrer Art sein. Es werden rund hundert neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Anlage soll in der ersten Jahreshälfte 2015 in Betrieb genommen werden.
Eine entsprechende Absichtserklärung wird am morgigen Donnerstag, 2. Juni 2011, von Axel C. Heitmann, Vorstandsvorsitzender von Lanxess, und von Leo Yip, Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Singapurs (EDB), unterzeichnet. Die Unterzeichnung erfolgt im Zusammenhang mit dem ersten offiziellen Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Singapur.
„Vor rund einem Jahr haben wir den Grundstein für unser Butylkautschuk-Werk in Singapur gelegt. Nun treiben wir hier das zweitgrößte Investitionsprojekt unserer Unternehmensgeschichte voran“, so Heitmann. „Die dynamische Region Asien wird zu einem wichtigen Eckpfeiler unserer mittelfristigen Wachstumsstrategie.“
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie hatte Lanxess mögliche Standorte für die Anlage in Asien bewertet. Aufgrund der sehr guten Rohstoffversorgung ist die Wahl auf Singapur gefallen.
Das Unternehmen hat eine verbindliche Absichtserklärung mit der Petrochemical Corporation of Singapore (Private) Limited (PCS) unterschrieben. Danach wird PCS Lanxess via Pipeline mit dem Rohstoff Butadien, der für die Herstellung von Nd-PBR benötigt wird, langfristig beliefern. Im Gegenzug erhält PCS von Lanxess das Produkt Raffinat II, das zukünftig durch den Betrieb des neuen Butylkautschukwerks verfügbar wird.
„Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Lanxess“, meint Akira Yonemura, Managing Director bei PCS. „Wir werden die neue hochmoderne Anlage für synthetischen Kautschuk mit dem entscheidenden Rohstoff beliefern und Raffinat II von Lanxess erwerben.“
Weitere Argumente für den Standort Singapur seien die exzellente Infrastruktur, die Verfügbarkeit von hochqualifizierten Arbeitskräften, der große Hafen sowie die Nähe zu den Wachstumsmärkten gewesen, heißt es in einer Presseinformation.
„Wir begrüßen die Absicht von Lanxess, das neue Nd-PBR-Werk in Singapur zu errichten“, sagt EDB-CEO Yip. „Das Wachstumsprojekt des Konzerns unterstreicht die Bedeutung von Singapur als strategischen Standort für anspruchsvolle Produktionsprozesse.“
Die neue Nd-PBR-Anlage wird auf Jurong Island neben dem hochmodernen Butylkautschuk-Werk errichtet. Der Bau dieses Werks liegt im Plan. Nachdem die Konstruktions- und Bodenarbeiten abgeschlossen sind, finden jetzt der Aufbau der Infrastruktur und die Montage der Stahlträger statt. In diesem Monat wurden eine Million Arbeitsstunden ohne Zeitverzögerungen auf der Baustelle absolviert, auf der aktuell rund 750 Mitarbeiter beschäftigt sind.
Hohe Nachfrage nach „grünen Reifen“
Lanxess ist ein führender Hersteller von synthetischen Kautschuken für so genannte „grüne Reifen“ – mit einer jährlichen globalen Wachstumsrate von rund neun Prozent das am schnellsten wachsende Segment der Reifenindustrie. In Asien ist das Wachstum mit 14 Prozent im Jahr noch ausgeprägter. Die weltweit führenden Reifenhersteller, die von Lanxess beliefert werden, reagieren auf die erhöhte Nachfrage mit dem Ausbau ihrer Produktion in Asien.
Die Nachfrageentwicklung ist einerseits auf den Megatrend Mobilität und andererseits auf den Wunsch vieler Autofahrer nach höheren Umwelt- und Sicherheitsstandards bei Reifen zurückzuführen. Darüber hinaus wird die Nachfrage auch durch neue Rechtsvorschriften der Europäischen Union forciert. So müssen in der EU ab November 2012 alle neuen Reifen mit Angaben zu Kraftstoffeffizienz, Nasshaftung und Abrollgeräusch gekennzeichnet werden. Japanische Reifenhersteller haben bereits Anfang 2010 freiwillig eine Reifenkennzeichnung eingeführt, und auch in Südkorea wird das Thema diskutiert.
„Der weitsichtige Ansatz der EU zur Einführung der Reifenkennzeichnungspflicht, die von der deutschen Regierung unterstützt wird, ist ein positives Beispiel dafür, wie umweltpolitische Entscheidungen auch vorteilhaft für die Verbraucher und den wirtschaftlichen Erfolg sein können“, erklärt Heitmann. „Die Initiative wird zu weiteren Innovationen von Chemieunternehmen und der Reifenindustrie in Deutschland führen und gleichzeitig neue Arbeitsplätze schaffen.“
Nd-PBR reduziert den Energieverbrauch effizienter als viele andere Reifenkautschuke. Es verringert den Reifenabrieb und trägt so in hohem Maße dazu bei, dass Autos sicherer, wirtschaftlicher und umweltverträglicher werden.
Entwickelt wurde Nd-PBR von Lanxess in Deutschland, dem Herzen der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten des Konzerns. Hier verfügt das Unternehmen über größere F&E-Zentren in Leverkusen, Krefeld-Uerdingen und Dormagen. Im Jahr 2010 hatte Lanxess seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung um 15 Prozent erhöht. Im laufenden Jahr sollen sie um weitere 15 Prozent auf rund 130 Millionen Euro steigen. Rund 80 Prozent davon entfallen auf Deutschland, wo derzeit über 400 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung beschäftigt sind.
„Unsere Heimatstandorte sind die Basis unserer Innovationskraft, die Basis unserer Technologie-Kompetenz und deshalb auch die Basis unserer Wettbewerbsfähigkeit. In Deutschland halten wir den Schlüssel in der Hand, um unsere Produkte in Zukunft noch effizienter und noch besser zu machen“, so der Konzern-VV.
Nd-PBR ist ein Produkt des Lanxess-Geschäftsbereichs Performance Butadiene Rubbers (PBR), der von Joachim Grub geleitet wird. Der innovative Hochleistungskautschuk wird derzeit in Dormagen (Deutschland), Cabo (Brasilien), Port Jérôme (Frankreich) und Orange (Texas/USA) hergestellt. Die Polybutadien-Kautschuke des Geschäftsbereichs werden nicht nur für Reifen verwendet, sondern auch für Kunststoff-Modifizierungen bei der Herstellung von HIPS (hochschlagfestem Polystyrol) für Spritzgussanwendungen. Weitere Anwendungsbereiche sind z. B. Golfbälle, Laufschuhe und Förderbänder. PBR gehört zum Segment Performance Polymers von Lanxess, das im Jahr 2010 einen Gesamtumsatz von 3,8 Milliarden Euro erzielte. dv
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