Von der Profiltiefenmessung zum Reifendatennetzwerk „Classis“
Die ProContour GmbH aus Waldshut-Tiengen (Baden-Württemberg) hat auf Basis ihrer Reifenprofiltiefenmessanlagen für den fließenden Verkehr eine Reifenmanagementlösung entwickelt, mittels dem man Speditionen, Reifenhersteller, Fuhrparkbetreiber usw. das Heben von Einsparpotenzialen ermöglichen will. Grundidee dessen ist, dass die Profiltiefenmesseanlagen, die zugleich auch den Fülldruck in den Reifen der sie überfahrenden Fahrzeuge bestimmen können sollen, mit den von ihnen erhobenen Daten ein Reifenzustandsdatennetzwerk namens „Classis“ speisen, auf das dann wiederum über eine entsprechende Webplattform zugegriffen werden kann.
„Das webbasierte Reifendatennetzwerk ‚Classis’ wertet Reifeninformationen im fließenden Verkehr erstmals vollständig automatisiert aus und leistet dadurch einen wichtigen Beitrag nicht nur für die kontinuierliche Reifenwartung und damit für mehr Sicherheit im Güterverkehr, sondern bietet auch enormes Kosteneinsparungspotenzial“, versprechen die Baden-Württemberger. „Classis“ vernetze erstmalig alle diejenigen, die über den Zustand von Reifen informiert sein müssen, heißt es. Das Reifendatennetzwerk ermöglicht demnach in Echtzeit den Zugriff auf Parameter wie Luftdruck, Achslast, Profiltiefe und Abriebbilder. Dabei werde – so die Idee – auf ein europaweites Netzwerk von Messstationen an Autobahnrasthöfen und/oder Autohöfen zurückgegriffen, sodass Fuhrparkbetreibern oder Flottenmanagern ein automatisches Monitoring über den Reifenzustand ihrer Fahrzeugflotten ermöglicht wird.
„Egal wo sich die Fahrzeuge gerade befinden – mit ‚Classis’ weiß der Flottenbetreiber genau Bescheid, ob Reifenluftdruck und -abriebbild in Ordnung sind und der Lkw sicher unterwegs ist. Alle im Netzwerk der Lkw-Reifensicherheit Beteiligten profitieren damit von dem enormen Einsparpotenzial: Durch die optimierte Reifenzustandsüberwachung bei geringen Prozesskosten können Unternehmen Kraftstoff sparen, das Reifenprofil durch idealen Luftdruck schonen und den optimalen Zeitpunkt des Reifentauschs oder des Nachschneidens bestimmen“, bescheibt die ProContour GmbH das ihr vorschwebende Szenario, wobei das Unternehmen für einen Fuhrpark mit 50 Lastzügen von Einsparungen in der Größenordnung von bis zu 50.000 Euro im Jahr spricht.
Laut Geschäftsführer Frank Schäfer ist bis dato allerdings erst eine Anlage (am Rastplatz Herbolzheim) für genau diesen Zweck installiert worden. Doch man hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Allein in Deutschland sollen später knapp 90 Anlagen die Daten in das „Classis“-Netzwerk einspeisen. „Eine der nächsten wird auch im angrenzenden Ausland errichtet. Die vielleicht dritte oder vierte installierte Anlage wird in Belgien stehen“, erklärt Schäfer im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Und hierzulande hätten bereits um die 20 Rastplätze einen sogenannten „Letter of Intent“ unterzeichnet und damit eine prinzipielle Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert. Das wirft zwangsläufig die Frage nach der Finanzierung des Projektes auf, dessen Volumen Schäfer mit immerhin 40 Millionen Euro beziffert. Das Geld sei da und stamme komplett aus privater Hand, sagt der ProContour-Geschäftsführer, freilich ohne sich in Bezug die Partner bei dem Projekt näher in die Karten schauen lassen zu wollen. christian.marx@reifenpresse.de
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