“Interact Challenge” rund um Metzelers aktuelle Motorradreifentechnologie

Ende März hatte Metzeler zur „Interact Challenge“ ins spanische Cartagena eingeladen. Dabei ging es der Motorradreifenmarke aus dem Pirelli-Konzern eigenen Worten zufolge aber nicht vorrangig darum, im Rahmen dieser Veranstaltung unter anderem für Händler und die Fachpresse allein ihre aktuellen Produkte vorzustellen. Denn schließlich sind der seit Frühjahr 2009 erhältliche „Racetec Interact“ oder die im vergangenen Jahr vorgestellten Modelle „Sportec M5 Interact“ und „Roadtec Z8 Interact“ zwar noch recht jung, doch nichtsdestotrotz bereits bestens bekannt im Markt. Vielmehr stand ein Merkmal im Mittelpunkt, das die drei aktuellen Metzeler-Reifen – wie anhand ihrer Bezeichnung unschwer zu erkennen ist – gemein haben: die sogenannte „Interact“-Technologie. Was genau sich dahinter verbirgt, scheint noch nicht in den Köpfen aller Motorradfahrer angekommen zu sein, weshalb man – wie Metzeler-Marketingdirektor Francesco Piertrangeli erklärt – mithilfe der „Interact Challenge“ zur Aufklärung beitragen wolle.

Vielfach wird Metzelers „Interact“-Konzept anscheinend mit der von anderen Marken bzw. Herstellern bei ihren Motorradreifen mitunter zur Anwendung kommenden Mehrkomponentenlaufflächenmischungstechnologie in einen Topf geworfen. Doch genau diesen Ansatz verfolgt Pirelli bei den Metzeler-Produkten zumindest derzeit (noch?) nicht. „Warum sollten wir unterschiedliche Mischungen einsetzen, wenn wir die gewünschten Reifeneigenschaften auch auf andere Art und Weise erreichen können?“, so Mario Mariani, Entwicklungs- und Profildesignmanager für die Marke Metzeler. Man bevorzuge einfache Lösungen nach Möglichkeit ohne Unstetigkeiten im Hinblick auf bestimme Designparameter und setze stattdessen lieber auf eine „homogene Abstufung der Leistungseigenschaften“. Damit meint er das Kernstück der „Interact“-Technologie, bei der statt über die Laufflächenbreite sich unterscheidender Mischungsspezifikationen die Spannung innerhalb des Stahlgürtels variiert wird.

Beim „Roadtec Z8 Interact“ und dem „Racetec Interact“ kommen demnach jeweils drei Zonen mit verschiedener Spannung innerhalb des Stahlgürtels zum Einsatz, beim „Sportec M5 Interact“ sollen es sogar deren fünf sein. Dabei unterscheidet die der Verlauf der Spannungen von Modell zu Modell. Wie Mariani erklärt, ist die Spannung der im Gürtel verbauten Stahldrähte beim Tourensportreifen „Roadtec Z8 Interact“ zu den Reifenschultern hin eher gering und in der Laufflächenmitte dafür hoch, während es bei dem mehr für den Rennstreckeneinsatz konzipierten „Racetec Interact“ genau umgekehrt sei. Und beim Supersportreifen „Sportec M5 Interact“ ist die Stahlgürtelspannung am äußersten Rand der Lauffläche, dem bei extremen Schräglagen eine große Bedeutung zukommt, besonders hoch, um von dort aus in Richtung Laufflächenmitte zunächst ein Minimum zu durchlaufen und dann für mittlere Schräglagen leicht anzusteigen sowie für die Geradeausfahrt bzw. allenfalls kleine Schräglagen ein Maximum zu erreichen.

 

Mittels einer über die Reifenbreite variierenden Spannung der Stahldrähte im Gürtel will Metzeler je nach Modell Leistungsparameter wie Laufleistung, Grip und Präzision in gezielt beeinflussen

Ziel des Ganzen ist, in Kombination bzw. Interaktion mit den anderen Designparametern wie etwa der Kontur oder dem Profildesign den Reifen genau die Eigenschaften zu verleihen, die jeweils zu der ihnen zugedachten vorrangigen Gangart von extrem sportlich über sportlich bis hin zum Einsatz auf sportlichen Tourenmaschinen am besten passen. „Die Leistungsfähigkeit der Mischung hängt mit der Steifigkeit der Reifenstruktur zusammen“, erklärt der Metzeler-Entwicklungsleiter das Zusammenspiel beispielsweise zwischen der Laufflächenmischung und der Spannung der Stahldrähte im Reifenunterbau, was letztlich dann wiederum auch die Kontaktfläche zwischen Reifen und Fahrbahnoberfläche beeinflusse. „Dadurch, dass mehr als 120 Drähte zum Einsatz kommen, lassen sich die Reifeneigenschaften sehr fein abstimmen“, ergänzt er und vergleicht dies mit dem Stimmen einer Gitarrensaite, bis das Instrument keine „schiefen“ Töne mehr produziert. Natürlich habe man auch andere Materialien als Stahl getestet, sagt Mariani, doch mit Stahl lasse sich bislang eben am besten „spielen“, wie er es nennt.

Dass Metzeler bis dato noch keine Mehrkomponentenlaufflächen verbaut, habe jedenfalls keine Gründe, die in irgendeiner Weise produktionstechnisch bedingt seien, so Mariani auf konkrete Nachfrage der NEUE REIFENZEITUNG. Schließlich fertigt der Konzern unter dem Markennamen Pirelli ja sehr wohl auch Motorradreifen, die mit über die Reifenbreite variierenden Mischungsspezifikationen aufwarten können. Insofern könnte man dahinter ja durchaus auch eine Strategie zur Differenzierung der beiden Marken vermuten, wobei Mariani für die Zukunft jedoch nicht ausschließen will, dass es nicht vielleicht doch irgendwann einen Metzeler-Reifen mit mehreren Mischungen geben wird. Derzeit sei aber noch das „Interact“-Konzept das Mittel der Wahl. Und als „zweite Wahl“ sieht man diesen Ansatz innerhalb des Pirelli-Konzerns ohnehin nicht, denn nach Marianis Worten sind die zuletzt vorgestellten Modelle „Sportec M5 Interact“ und „Roadtec Z8 Interact“ derzeit die technologisch fortschrittlichsten Motorradreifen des Unternehmens, sodass zukünftige neue Pirelli-Modelle von dem in ihnen steckenden Know-how durchaus profitieren könnten. christian.marx@reifenpresse.de

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