mefro jetzt auch in Südamerika
Es gibt Unternehmen, die haben sich – jedenfalls räderseitig – komplett dem Werkstoff Stahl verschrieben. Wobei Stahlräder in Europa in den letzten Jahren lange Zeit gegen Aluminiumräder an Boden verloren haben. Das gilt darüber hinaus auch für andere entwickelte und sich entwickelnde Staaten. Diese „stahl-fixierten“ Unternehmen haben unter anderem davon profitiert, dass direkte Wettbewerber über die Jahre ausgeschieden sind, alle Weltstahlrädermärkte haben sich bereits weitgehend zu Oligopolen entwickelt.
Ein Beispiel ist die deutsche mefro wheels (Rohrdorf), die hauptsächlich in eine neue Dimension gewachsen ist, weil sich mit den Jahren andere Anbieter, die sich aus welchen Gründen auch immer zurückgezogen haben oder „an der Wand standen“, ankristallisiert hatten. Mal bot es sich nach der „Wende“ an, einen ehemaligen DDR-Betrieb wachzuküssen (VEB Räderwerk Ronneburg). Mal drohte wegen Insolvenz das Aus (Südrad in Ebersbach). Mal zog sich ein großer Spieler zurück (Michelin von Mannesmann-Kronprinz in Solingen. aus Troyes/La Chapelle Saint Luc in Frankreich und Tekersan in Bilecik/Türkei). Die Unternehmensgruppe mefro ist (auch) heute ein so bedeutsamer Spieler in Europa auf Augenhöhe mit Hayes Lemmerz und vor der italienischen Magnetto-Gruppe, weil das Unternehmen aktiv an der Marktkonsolidierung mitgewirkt an.
Diese Marktkonsolidierung kann europaweit als so gut wie abgeschlossen betrachtet werden, signifikante Wachstumsmöglichkeiten sind nur noch außereuropäisch zu sehen. Dies scheint man bei mefro nicht anders zu sehen, wie eine im Herbst 2010 erfolgte Akquisition in Argentinien, die hierzulande so gut wie gar nicht kommuniziert wurde, belegt.
Da hat mefro von der argentinischen RB-Gruppe den Pkw-Stahlräderhersteller Ferrosider Wheels S.A. mit Werk in Rosario (Provinz Santa Fe) übernommen und in „mefro wheels Panamerica“ umbenannt. Das Werk verfügt über eine Monatskapazität von ca. 100.000 Einheiten. Die Produktion ist für den Inlandsbedarf (Erstausrüstung und After Market) und den Export bestimmt. Als Kunden werden die acht großen Automobilhersteller Fiat, Ford, General Motors, Mercedes, PSA, Renault, Toyota und Volkswagen genannt. An der Auflistung lässt sich schon erahnen, dass ein nicht unbeträchtlicher Exportanteil auch für außerargentinische Erstausrüstung bestimmt ist: Fiat und Mercedes haben keine Produktionsstätten in Argentinien, der Hauptstandort der südamerikanischen Automobilfertigung ist wie man weiß Brasilien.
Die von mefro übernommene Produktionsstätte war 1960 als „Ruedas Cimetal“ gegründet worden und ging im Herbst 2003 an Ferrosider/RB. RB zieht sich mit der Übergabe des Werkes freilich nicht aus dem Rädergeschäft zurück, sondern nur aus dem für Stahlräder. Statt dessen fokussiert sich die RB-Gruppe mit dem Werk San Luis in der gleichnamigen Provinz und der „Polimetal S.A.“ auf das Geschäft mit Aluminiumrädern und will in die entsprechenden Kapazitäten und Technologien investieren. Warum wohl? Weil man darin die Zukunft sieht!
Das muss freilich nicht heißen, dass „mefro wheels Panamerica“ ein Auslaufmodell ist, sondern kann bedeuten, dass die Expertise der „auf Stahl spezialisierten“ Deutschen den Konsolidierungsprozess in einem weiteren Markt vorantreibt, durchaus mit guten Chancen. Nach allgemeiner Einschätzung ist Südamerika und speziell Brasilien ein automobiler Wachstumsmarkt. Da sind die Chancen günstig, dass „mefro wheels Panamerica“ noch einige Jahre reüssieren kann und sich der Deal als langfristig tragfähig erweist. detlef.vogt@reifenpresse.de
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