Jahr 2010 lief für Automobilzulieferer „deutlich besser als erwartet“
Laut der aktuellen „Global-Automotive-Barometer“-Studie von der Managementberatung A.T. Kearney und SupplierBusiness hat die weltweite Automobilzulieferindustrie das Jahr 2010 „deutlich besser abgeschlossen als erwartet“. Eine Mitte Dezember durchgeführte Befragung von weltweit über 230 leitenden Managern von Automobilzulieferern hat demnach ergeben, dass die Mehrzahl der Unternehmen im Gesamtjahr 2010 deutlich zweistellige Wachstumsraten realisieren konnte. Und das, obwohl die Industrie vor Jahresfrist eher mit einer Seit- statt einer Aufwärtsentwicklung gerechnet hatte: Während vor einem Jahr nur 15 Prozent der befragten Unternehmen Umsatzentwicklungen von mehr als 20 Prozent für 2010 erwartet hätten, sollen zum Jahresende 60 Prozent der Unternehmen solch hohe Zuwachsraten gemeldet haben – insgesamt 80 Prozent der Umfrageteilnehmer konnten ein zweistelliges Umsatzwachstum realisieren, lediglich fünf Prozent verbuchten einen Rückgang. Als Hauptreiber der mehr oder weniger unerwartet positiven Entwicklung werden in diesem Zusammenhang vor allem die starke Nachfrage in China und anderen sogenannten Emerging Markets sowie die deutliche Erholung des amerikanischen Marktes genannt.
„Die Industrie hat 2010 von der hohen Zahl der Erstkäufer in den neuen Märkten profitiert sowie vom Nachholbedarf vor allem in den USA“, erklärt Martin Haubensak von A.T. Kearney. Für 2011 wird im Übrigen mit weiterhin guten Aussichten, allerdings jedoch mit einem geringeren Wachstum gerechnet. Für 2011 erwarten 86 Prozent der Zulieferer für ihr globales Geschäft eine Umsatzsteigerung gegenüber 2010, wobei über 60 Prozent sogar von Steigerungen von mehr als zehn Prozent ausgehen, heißt es dazu in der Studie. Aber nur knapp ein Viertel erwarte ein Wachstum von mehr als 20 Prozent. Trotzdem gelte es nach wie vor für die Unternehmen, auch zukünftig anspruchsvolle Herausforderungen zu meistern. „Die Automobilzulieferindustrie hat die Chance, durch die Krise ihre Strukturprobleme zu bereinigen, nur teilweise genutzt“, meint Haubensak mit Blick darauf, dass 94 Prozent der Befragten der Ansicht sind, die Automobilindustrie habe auch weiterhin strukturelle Probleme.
Allerdings hat sich im Vergleich zur entsprechenden Vorjahreserhebung die Bewertung des Insolvenzrisikos durch die Unternehmen nahezu umgekehrt: Während vor einem Jahr jeder zweite Befragte von einem Anstieg der Insolvenzen ausging und nur jeder Vierte an einen Rückgang glaubte, erwartet aktuell nur noch ein Viertel der Zulieferer eine Zunahme und knapp die Hälfte einen Rückgang der Insolvenzen. „Auch für die OEMs sehen nur noch 21 Prozent der Befragten eine Insolvenzgefahr, im April 2010 erwartete dies noch jeder Zweite“, ist der Analyse darüber hinaus zu entnehmen. Die Mehrheit der befragten Unternehmen geht demnach zudem davon aus, dass die Industrie mittel- bis langfristig vor allem aufgrund der positiven Wachstumsaussichten in den Emerging Markets prosperieren wird. Jedoch befürchten 45 Prozent der Teilnehmer, dass in den nächsten fünf Jahren eine weitere Krise auf die Industrie zukommt.
Sorgen bereite der Zulieferindustrie dabei vor allem auch ihre „Sandwichposition“ zwischen Rohmateriallieferanten und Automobilherstellern: Während die Einkaufspreise für die Zulieferer eine weiterhin steigende Tendenz aufwiesen, wachse gleichzeitig der Preisdruck der OEMs. Als weitere große Herausforderung wurde von den Unternehmen der Zugang zu Kapital genannt. „Trotz des unerwartet schnellen Aufschwungs muss weiterhin Vertrauen bei Banken und Investoren darin aufgebaut werden, dass sich die positive Entwicklung fortsetzt und attraktive Renditen im Zulieferbereich erwirtschaftet werden können“, wird dies begründet. „Das ‚Global Automotive Barometer‘ zeigt, dass die aktuelle Krise überwunden ist und die Industrie zuversichtlich nach vorne schaut. Doch trotz der positiven Aussichten müssen die Automobilzulieferer weiterhin an ihrer eigenen Fitness arbeiten, um vom zukünftigen Wachstum zu profitieren”, sagt Haubensak. „Neben einem klugen Einkaufs- und Kundenmanagement kommen Zulieferer nicht um eine weitere Effizienzsteigerung der internen Prozesse herum, um ihre Kosten- und Cashflow-Situation zu verbessern“, meint Ute Stahl, Coautorin der Studie. cm
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