Michelin will keinen Kompromiss – Ganzjahresreifen in Europa
Auch wenn Michelin ab diesem Sommer erstmals Pkw-Ganzjahresreifen auch auf dem europäischen Markt über die Erstausrüstung in Verkehr bringt und später – natürlich – die Reifen auch auf dem Ersatzmarkt anbieten wird, sieht man dies beim französischen Hersteller indes nicht als Paradigmenwechsel. Jahre, Jahrzehnte waren die Franzosen hartnäckige Verfechter der ‚reinen Reifenlehre’: Sommerreifen bieten im Sommer das Optimum an Performance, Winterreifen im Winter, und Ganzjahresreifen sind lediglich ein Kompromiss beider Produkte, den man nicht eingehen sollte. Auf Nachfrage der NEUE REIFENZEITUNG erklärt die Michelin-Konzernzentrale in Clermont-Ferrand, die Ausrüstung des Porsche Panamera mit Ganzjahresreifen sei nicht das Ergebnis eines „geänderten Ansatzes“ in Bezug auf die Produktphilosophie. „Michelin will damit nicht seine Strategie ändern“, erläutert Pascal Couasnon, Vice President, Technical Communication.
Außerdem sei der Porsche Panamera ein Fahrzeug, das zu allererst auf dem nordamerikanischem Markt Abnehmer finden wird. Entsprechend hatte der Erstausrüstungskunde Porsche auch einen Reifen verlangt, der den dortigen Ansprüchen gerecht wird. Da der Panamera aber weltweit mit derselben Bereifung ausgeliefert werden sollte, musste das Produkte eben auch für Europa passen. Der „Pilot Sport A/S plus“ mit Porsches zusätzlicher N0-Kennung wird in der Größe 255/45 R19 V (vorn) und 285/40 R19 V (hinten) auf dem Porsche Panamera verbaut, wenn der Kunde diesen als Option wählt.
Dass Michelin den Porsche-Kunden in Europa und in Deutschland den Pilot Sport A/S plus auch auf dem Ersatzmarkt anbieten muss, ist eine Selbstverständlichkeit. Geplant sei, dies vorwiegend über Porsche-Händler zu tun, auch wenn der Reifenhandel damit nicht ausgeschlossen werden soll. Auch seien vorerst keine weiteren Größen des Michelin-Ganzjahresreifens geplant; lediglich die beiden 19-Zoll-Größen werden über die Erstausrüstung bei Porsche und das hiesige Ersatzgeschäft auf den Markt kommen. Auch wenn Beobachter der Ansicht sind, die Nachfrage auf den europäischen Reifenmärkten könnte auch von Michelin eine geänderte Strategie verlangen, ist man sich in der Konzernzentrale in Frankreich über die Marschrichtung im Klaren. Während viele andere Hersteller ‚zweigleisig’ fahren, also Ganzjahresreifen wie auch die Saisonspezialisten produzieren und vermarkten, bleibt Michelin seiner Linie treu und betont: „Das allgemeine Konzept von Sommer- und Winterreifen ist nach wie vor das beste Konzept“, so Pascal Couasnon weiter.
Ob sich dies für Michelin denn in Zukunft ändern könnte, darüber möchte der Vice President nicht spekulieren. Natürlich wolle man „dem europäischen Konsumenten dienen“, so Couasnon weiter und bestätigt: „Es gibt Zeichen auf dem Markt.“ Ob diese ‚Zeichen’, also die stetig steigende Nachfrage nach Ganzjahresreifen (in Deutschland liegt deren Anteil bei knapp unter zehn Prozent), nun den Michelin-Ansatz verändern, muss die Zukunft zeigen. Auch müsse man „die Veränderungen beim Klima“ im Auge behalten; die Winter würden eben immer wärmer und regenreicher. Unter solchen sich ändernden klimatischen Rahmenbedingungen „könnte man verstehen, dass die Bedürfnisse [der Kunden] anders“ wären, meint Couasnon weiter. Darüber hinaus sei man bei Michelin auch „sensibel den finanziellen Notwendigkeiten der Kunden“ gegenüber.
Auch wenn all diese ‚Zeichen’ mehr auf Veränderung denn auf Bewahrung hindeuten, wolle man dennoch zum jetzigen Zeitpunkt „keinen Kompromissansatz“ als Leitlinie für die Entwicklung von Reifen akzeptieren. arno.borchers@reifenpresse.de
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