Weiterhin jeder fünfte Automobilzulieferer insolvenzgefährdet
Einer Branchenanalyse des Wirtschaftsinformationsdienstes D&B Deutschland (Darmstadt) zufolge ist immer noch jeder fünfte Zulieferer im Automobilbereich insolvenzgefährdet. Die Anzahl der Unternehmen mit einer Einstufung in die höchste Risikoklasse hat sich der Studie nach in den vergangenen beiden Jahren nahezu verdoppelt. „Von einer Entspannung der Situation kann derzeit jedoch nicht die Rede sein. Trotz einer leichten konjunkturellen Besserung steht eine große Gruppe von Zulieferern immer noch sehr nah am Abgrund“, meint D&B-Automotive-Experte Michael Seifert. Eine Insolvenz hätten die meisten Unternehmen letztlich allerdings vermeiden können. Laut den Darmstädtern lag die Insolvenzrate für die Monate Oktober 2009 bis Februar 2010 nur gering über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Die absolute Zahl der Insolvenzen soll im angeführten Zeitraum gegenüber den vorherigen Erhebungen sogar abgenommen haben. Und bezüglich der Zunahme der insolvenzgefährdeten Unternehmen zeichnet sich demnach ebenfalls eine Trendwende ab. „Im letzten Analysezeitraum gab es absolut gesehen nur noch elf Unternehmen, die in die höchste Risikoklasse gerutscht sind. Im Zeitraum März 2008 bis September 2008 traf das noch auf mehr als 300 Zulieferer zu. Im Sommer 2010 besteht sogar die Aussicht, dass die Zahl erstmals seit zwei Jahren wieder abnimmt“, heißt es vonseiten D&B Deutschland.
Diese Prognose werde zudem von der Analyse des Zahlungsverhaltens der Zulieferer gestützt: Beginnend im Herbst 2009 sei die Zahlungsmoral der Branche vier Monate in Folge angestiegen, während sie zuvor im Zeitraum von September 2008 bis September 2009 kontinuierlich gesunken sei. „Die Risikoklassifizierung der Zulieferer sowie Zahlungsverhalten und Insolvenzgeschehen zeigen die sehr komplexe Situation der Branche. Das Winterhalbjahr 2009/2010 war für die untersuchten Unternehmen noch stark geprägt durch die Sonderkonjunktur, ausgelöst durch die Abwrackprämie und weitere Konjunkturhilfen der Bundesregierung. Auch die Kurzarbeiterregelung hat sich erfolgreich ausgewirkt. Abzuwarten bleibt, wie sich die Absatzeinbrüche der Automobilindustrie seit Beginn des Jahres in Deutschland und Europa auswirken“, so der Wirtschaftsinformationsdienst. Als maßgeblich für die weitere Entwicklung wird dabei unter anderem angesehen, wie die steigenden Absatzzahlen in anderen Märkten wie USA, Brasilien oder China genutzt werden können, um Verluste im europäischen Binnenmarkt zu kompensieren. „Kritisch bleibt weiterhin, wie die deutlich geschwächten Unternehmen die Herausforderungen einer anziehenden Konjunktur stemmen können“, analysiert Seifert. „Hier sind sicher die Banken auf der einen Seite, aber auch die Flexibilität der Unternehmen entlang der Supply Chain gefordert. Jeder Ausfall in dieser Kette kann verheerende Folgen für alle Beteiligten nach sich ziehen“, ergänzt er. cm
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