Motorräder und ihre Fahrer werden immer älter
Der Autoclub Europa (ACE) hat eine aktuelle Untersuchung rund um das Thema Motorradfahren veröffentlicht. Erfreuliches Ergebnis der Studie: Die Zahl der Motorradunfälle sinkt langsam, aber sicher. „Bei Verkehrsunfällen mit Beteiligung von Bikern kamen im vergangenen Jahr 789 Verkehrsteilnehmer ums Leben, davon wurden 750 Motorradfahrer selbst oder deren Beifahrer getötet. Damit wurde der bislang niedrigste Stand innerhalb von zehn Jahren erreicht; im Jahr 2000 starben noch 1.188 Menschen bei Motorradunfällen“, so der Automobilklub. Umso bemerkenswerter ist diese Entwicklung mit Blick darauf, dass der Motorradbestand innerhalb der vergangenen zehn Jahre trotz zuletzt eher rückläufiger Neuzulassungen laut den ACE-Zahlen um etwa zehn Prozent auf knapp 3,8 Millionen Maschinen (Stand: 1. Januar 2010) zugenommen hat, zu denen noch einmal halb so viele zulassungsfreie motorisierte Zweiräder wie Mofas oder Leichtroller hinzuzuzählen seien. Damit geht andererseits eine höhere Nutzungsdauer der Fahrzeuge einher: Wird für das Jahr 2000 das Alter eines Durchschnittsmotorrades noch mit 9,3 Jahren beziffert, waren es ACE-Angaben zufolge zum Stichtag 1. Januar 2010 bereits 13,7 Jahre, was fast 50 Prozent über dem mittleren Alter von Pkw (8,1 Jahre) liegt. Ein schlechterer technischer Zustand lässt trotz des höheren Alters demnach allerdings nicht belegen. Vielmehr sei eher das Gegenteil der Fall wie der ACE mit Blick auf die bei den Hauptuntersuchungen 2009 festgestellten 1,6 Mängel je Motorrad im Vergleich zu einer Pkw-Mängelquote von rund 2,6 je Auto erläutert.
Als Grund dafür vermutet der Automobilklub die geringeren Laufleistungen und eine offenbar intensiv betriebene Pflege der Maschinen durch ihre Besitzer. Und die werden – ebenso wie ihre Fahrzeuge – gleichfalls immer älter. Fast 40 Prozent der in Deutschland zugelassenen Motorräder werden der Untersuchung nach von Haltern im Alter zwischen 40 und 49 Jahren bewegt, Tendenz steigend. Die 40- bis 44-Jährigen, die 2007 noch die größte Haltergruppe ausmachten, seien innerhalb von zwei Jahren von der Gruppe der 45- bis 49-Jährigen überholt worden. „Während in fast allen Altersgruppen über 50 Jahren Zuwächse beim Motorradbestand festgestellt werden können, bricht der Biker-Nachwuchs offenbar weg: In allen Altersklassen bis 49 Jahren sind teilweise gravierende Verluste bei den Bestandszahlen zu vermelden. Am deutlichsten sind die Auswirkungen bei den bis zu 17-Jährigen, also den Leichtkraftradfahrern, sichtbar – ein Minus von über 41 Prozent ist möglicherweise auch ein Tribut an die Möglichkeit, den Autoführerschein bereits mit 17 Jahren machen zu können“, vermutet der ACE, der jedoch gleichzeitig der Annahme widerspricht, dass die Motorradgemeinde „vergreisen“ würde. „Während bei den Pkw-Besitzern der Anteil der über 60-Jährigen immerhin schon 25,8 Prozent ausmacht, beträgt er bei den Motorradfahrern mit 11,2 Prozent nicht einmal die Hälfte davon“, wird diese Sicht der Dinge begründet.
Gemessen am Fahrzeugbestand wird übrigens Bayern als Motorradland Nummer eins in Deutschland genannt: Hier kommen mehr als 600 Maschinen auf 10.000 Einwohner. Auf den weiteren Plätzen folgen Rheinland-Pfalz (538), Saarland (532), Baden-Württemberg (523), Hessen (488), Niedersachsen (465) und Schleswig-Holstein (463). Obwohl von den absoluten Zahlen her mit gut 769.600 Zulassungen etwa jedes fünfte Bike seinen Standort in Nordrhein-Westfalen hat, liegt dieses Bundesland mit 428 knapp unter dem bundesweiten Durchschnitt von 460 Maschinen je 10.000 Einwohner. Eine noch geringere Quote weisen die ostdeutschen Länder auf: Für Brandenburg werden 384 Motorräder je 10.000 Einwohner in der Statistik geführt, dahinter folgen Thüringen (359), Sachsen (323) und Mecklenburg-Vorpommern sowie Sachsen-Anhalt mit je 313 Maschinen pro 10.000 Landesbürger. Schlusslichter im bundesweiten Vergleich stellen aber die Stadtstaaten dar. Trotz des viel beschworenen Mobilitätsvorteils von Zweirädern in urbanen Regionen kommt Bremen auf nur 291 Motorräder je 10.000 Einwohner, noch weniger sind es in Berlin und Hamburg mit je 274 Maschinen pro 10.000 Einwohner. cm
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