Peter Hülzer: „Investitionsstau wird sich in Essen auflösen“
Auf der diesjährigen Reifen-Messe in Essen erwartet der BRV ein „Informationsfeuerwerk“ zu den verschiedensten aktuellen Themen der Branche. Insbesondere die Diskussionen um das Reifenlabel haben gezeigt, dass die Hersteller dem Entwicklungsdruck absolut gerecht werden. In einem Interview mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert Peter Hülzer, geschäftsführender Vorsitzender des BRV, welche Erwartungen wir an die Reifen-Messe 2010 in Essen haben sollten.
Neue Reifenzeitung:
Das „Krisenjahr 2009“ liegt hinter uns. Erwarten Sie, dass die diesjährige Reifenmesse in Essen als Impulsgeber für einen neuen Aufschwung dienen kann?
Peter Hülzer:
Ich bin davon überzeugt, dass die Reifen-Messe zum richtigen Zeitpunkt kommt. Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage in 2009 haben zahlreiche Unternehmer eine zurückhaltende Investitionsbereitschaft gezeigt. Nachdem sich die dunklen Wolken am Konjunkturhimmel etwas aufzuhellen scheinen und der Optimismus wieder wächst, scheint sich mehr und mehr die unternehmerische Erkenntnis durchzusetzen, dass es jetzt an der Zeit ist, insbesondere Ausrüstungsinvestitionen zu tätigen.
Ich bin zuversichtlich: Der Investitionsstau, der seit dem Sommer 2008 zu beobachten war, wird sich in 2010 in Essen auflösen. Diese Annahme wird auch gestützt durch die Tatsache, dass der Reifenfachhandel einen sehr guten Start in das Jahr 2010 hatte. Dies war äußerst wichtig, da daraus vielerorts die Erkenntnis erwuchs, dass die Branche berechtigten Mut zur Zukunft haben kann. Dies sollte die Motivationsgrundlage für jeden Unternehmer sein, geeignete Maßnahmen und Entscheidungen zu treffen, um seinen Betrieb noch weiter zu optimieren. Die ‚Reifen’ bietet hierfür Anregungen in Hülle und Fülle.
Neue Reifenzeitung:
Das zentrale Thema an den Ständen der Hersteller werden sicherlich Energiespar- und Ökoreifen sein. Auf welche Messeneuheiten und -themen darf sich der Besucher in Essen sonst noch freuen?
Peter Hülzer:
Fest steht, dass sich die gesamte Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie mit enormer Investitionsgeschwindigkeit in die Richtung einer „grünen“ Fahrzeugentwicklung bewegt. Ökologische Aspekte stehen deutlich im Vordergrund allen technologischen Denkens. So wird es in Essen sehr interessant sein zu beobachten, wie sich die Reifenhersteller bisher darauf eingestellt haben bzw. zukünftig noch einstellen werden.
Schlagwörter, die die Schlagzeilen bestimmen könnten, sind aus meiner Sicht die weitere Rollwiderstandsoptimierung, die aktuellen Entwicklungserfordernisse und der technologische Entwicklungsdruck sowie das Öko-Labeling.
Diesbezüglich wird es in Essen zu einem Informationsfeuerwerk kommen, das erneut unter Beweis stellen wird: Die Reifenhersteller mit Rang und Namen werden, wie auch in der Vergangenheit, dem Entwicklungsdruck absolut gerecht und gehören zu Recht der technologischen Champions League an.
Aber auch die Aussteller außerhalb der Reifenindustrie, etwa aus dem Segment der Werkstattanbieter und -ausrüster haben eine Fülle zu bieten. Allein die Tatsache, dass enorm viele Bewerbungen um den von der Messe Essen GmbH und dem BRV ausgeschriebenen Innovation Award eingegangen sind, zeigt deutlich, dass man auf Messeneuheiten und -themen zu recht gespannt sein darf.
Neue Reifenzeitung:
Sie kennen die Namen der Aussteller und das weitere Rahmenprogramm. Was ist dabei für Sie bereits im Vorfeld die größte Überraschung?
Peter Hülzer:
Überrascht und gefreut hat mich insbesondere, dass es – trotz der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise des Jahres 2009 – gelungen ist, 550 Aussteller davon zu überzeugen, dass sie in Essen präsent sein sollten.
Des Weiteren wird man als Messebesucher vom 1. bis 4. Juni in Essen feststellen, dass man seitens der nationalen und internationalen Aussteller mit unglaublicher Kreativität an die Standgestaltung herangegangen ist. Die ‚Reifen 2010’ wird die farbigste, informativste und mit einer Nettostandfläche von 26.000 m² die größte seit ihrem Gründungsjahr 1960 sein.
Ich freue mich, dass man ausstellerseits mit diesem Engagement die Präsenz in Essen vorbereitet hat.
Hinzu kommt, dass zahlreiche Aussteller es bei einer reinen Messepräsenz nicht belassen, sondern z. B. zu Abendveranstaltungen bitten, die in interessanten Locations der Region der diesjährigen Kulturhauptstadt Europas stattfinden. Dies stellt einen einzigartigen Mehrwert für jeden Messebesucher dar.
Neue Reifenzeitung:
Der BRV ist ideeller Träger der Veranstaltung. Was ist für Ihren Verband das Wichtigste bei der Unterstützung der Reifenmesse?
Peter Hülzer:
Der BRV konzentriert sich im Rahmen der ideellen Trägerschaft der Messe u.a. auf die Akquise von Ausstellern, die Besucherwerbung, die fachliche Begleitung der Messe Essen bezüglich des Messekonzeptes der ‚Reifen’, die Gestaltung des Rahmenprogramms, die Darstellung des hohen Leistungsniveaus der Reifenbranche in der Öffentlichkeit und den Vorsitz im Messebeirat der ‚Reifen’, den der stellvertretende Vorsitzende des BRV, Herr Kerscher, innehat.
All dies ist nur möglich, weil der BRV aufseiten der Messe Essen insbesondere mit Klaus Reich als Direktor und Annegret Appel also Teamleiterin seit Jahrzehnten ein ausgesprochen vertrauensvolles und konstruktives Verhältnis verbindet. Beiden Personen ist es zu verdanken, dass die ‚Reifen’ den Ruf als Weltleitmesse erworben hat und zwischenzeitlich mit 41 Ausstellernationen und Besuchern aus 80 Ländern der Erde zu den zehn internationalsten Messen in Deutschland zählt.
Neue Reifenzeitung:
Warum sollte Ihrer Meinung nach ein Besuch in Essen Anfang Juni für einen Reifenhändler Pflicht sein?
Peter Hülzer:
Primär um über die eigene Kirchturmspitze hinaus zu schauen und sich darüber zu informieren, was es im branchenspezifischen Produkt- und Dienstleistungsbereich an Neuheiten gibt. Insbesondere mittelständische Unternehmer sind häufig so intensiv mit dem Tagesgeschäft befasst, dass wenig Zeit zum Durchatmen und zur Entwicklung neuer Ideen bleibt. Essen bietet diesbezüglich die einmalige Gelegenheit, in komprimierter Form all das kennenzulernen, was den eigenen unternehmerischen Horizont erweitert. Im Vergleich zu anderen Kfz-spezifischen Messen ist der Fokus in Essen sehr präzise auf die Brancheninteressen und -bedürfnisse ausgerichtet, was einen wertvollen zeitökonomischen Vorteil darstellt.
Im Übrigen: Ein Besuch in Essen lässt einen Unternehmer aus dem kräftezehrenden „Hamsterlaufrad“ des Tagesgeschäftes herauskommen, Eindrücke von außerhalb sammeln und angesichts der Herausforderungen, vor denen unsere Branche steht, Kraft und Ideen tanken. Das sollte sich jeder Reifenfachhändler gönnen. ab
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