Studie sieht Konsolidierungsbedarf in der Automobilzulieferindustrie
Die Automobilkrise 2008/2009 hat – so die Strategieberatung Roland Berger Strategy Consultants – „tiefe Spuren bei den Zulieferern hinterlassen“. Festgemacht wird diese Aussage unter anderem an einem Umsatzrückgang der Automobilzulieferer, der für das vergangene Jahr weltweit im Mittel mit etwa 25 Prozent beziffert wird. Auch die durchschnittliche Rendite (EBIT/Umsatz) sei von 5,7 Prozent noch im Jahre 2007 auf einen Wert von minus 1,5 Prozent 2009 zurückgegangen. Als Folge dessen mussten weltweit – sagt Roland-Berger-Partner Marcus Berret – „bereits 340 Zulieferer in den vergangenen zwei Jahren Insolvenz anmelden, 75 davon alleine in Deutschland“. All das geht aus einer Studie des Beratungsunternehmens hervor, das mit 36 Büros in 25 Ländern auf dem Weltmarkt vertreten ist. Ihr Titel „Angezogene Handbremse – Die Konsolidierung in der Zulieferindustrie kommt kaum in Fahrt“ legt bereits nahe, wovon man bei Roland Berger überzeugt ist: Man attestiert der Zulieferindustrie einen hohen Konsolidierungsbedarf, der trotz der „größten Krise in der Geschichte der Branche“ aber nur schleppend in Gang komme.
Aus der Untersuchung geht beispielsweise hervor, dass die Zahl der Zusammenschlüsse und Übernahmen seit 2007 und selbst 2009 rückläufig war. „Für strategische Investoren ist der Markt wegen der niedrigen Margen und der hohen Überkapazitäten nicht besonders attraktiv, bei den Zulieferern selbst fehlt es an liquiden Mitteln sowie den nötigen Managementressourcen für Übernahmen, und in vielen Segmenten wünschen die Hersteller keine weitere Konsolidierung der weltweiten Wettbewerbsstruktur“, werden als Gründe dafür genannt. Den sich leicht erholenden Märkten stünden außerdem zunehmend Engpässe bei der Finanzierung gegenüber, heißt es weiter. Ohne die erforderliche Konsolidierung werde sich die Renditesituation in vielen Produktsegmenten allerdings nicht nachhaltig erholen. „Die durchschnittliche Rendite (EBIT-Marge) der Zulieferer in den NAFTA-Staaten, Europa und Japan wird wegen der ausbleibenden Konsolidierung und des weiter steigenden Preisdrucks in den nächsten drei bis vier Jahren kaum über drei bis vier Prozent hinauskommen“, glaubt Berret.
„Die Fahrzeughersteller müssen implizit natürlich jeder Transaktion zustimmen. Und aus Sicht der Hersteller sind viele Segmente bereits ausreichend konsolidiert“, sagt er. Außerdem würden sich viele Investoren wegen der unsicheren Entwicklung an den weltweiten Automobilmärkten zurückhalten. „Viele Zulieferer kämpfen nach wie vor ums Überleben – für Übernahmen oder Zusammenschlüsse fehlt es an Geld und Managementressourcen“, ergänzt Berret. „Die Hersteller haben in vielen Bereichen, besonders in produktorientierten Segmenten wie Bremsen oder Kolben, häufig wenig Interesse an einer weiteren Konsolidierung der Branche. Denn in nahezu allen Produktsegmenten hat sich eine vergleichbare weltweite Wettbewerbsstruktur etabliert: Der Marktführer hält zwischen 30 und 35 Prozent Marktanteil, die Top-Zwei-Anbieter decken die Hälfte des Marktes ab, die Top-Fünf circa 75 Prozent des Weltmarkts“, erklärt der Roland-Berger-Partner. Mit jedem Zulieferer, der aus dem Markt ausscheide, nehme der Wettbewerb weiter ab und die Marktmacht der verbleibenden Anbieter wachse.
Anders wird die Situation in den prozessorientierten Segmenten wie Leichtmetallguss oder Metallbearbeitung beschrieben, wird diesen „traditionell etwas renditeschwächeren Bereichen“ doch ein nach wie vor erheblicher Konsolidierungsbedarf bescheinigt. „Hier besetzt der Weltmarktführer meist nicht mehr als 15 Prozent des Marktes und die Top-Fünf-Anbieter kommen zusammen in der Regel auf weniger als die Hälfte“, sagt Roland-Berger-Projektmanager Felix Mogge, der hier folglich dringenden Konsolidierungsbedarf sieht, um die Profitabilität der einzelnen Zulieferer zu steigern. Allerdings sei angesichts relativ niedriger Margen und hoher Überkapazitäten kaum ein Investor bereit, in dieser Branche zu investieren. „Gerät ein Zulieferer in Not, verfolgen die Fahrzeughersteller deshalb meist die Strategie, ihn zu stützen, indem sie beispielsweise Aufträge von stabileren Zulieferern abziehen oder ihn kontrolliert abwickeln“, weiß Mogge.
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