Kumho Tire Europe setzt beim Wachstum auf Lkw-Reifen
Während in der öffentlichen Diskussion derzeit die finanzielle Situation der Kumho Asiana Group das bestimmend Thema ist, zieht man bei Kumho Tire Europe ein eher positives Fazit der jüngsten Vergangenheit und schmiedet darüber hinaus sogar Pläne, wie die Geschäfte in Deutschland und Europa weiter angekurbelt werden können. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutern Geschäftsführer Cho Jae-Suk und der für Europa zuständige General Manager für Marketing Yun Won-Il, wie man das „Krisenjahr 2009“ überstanden hat und was im neuen Jahr anders werden soll.
Während der europäische und der deutsche Markt in 2009 insbesondere bei Nutzfahrzeug- und Sommerreifen einen deutlichen Einbruch erfuhr, ziehen die Kumho-Manager für ihr Unternehmen ein wenigstens ausgeglichenes Fazit für das abgelaufene Jahr. Der Umsatz ging in Europa zwar auch bei Kumho Tire zurück, wenn auch nur rund fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dafür konnte der koreanische Hersteller im vergangenen Jahr eigener Aussage zufolge rund zehn Prozent mehr Reifen (in Stückzahlen) verkaufen. Beide Entwicklungen lassen sich mit dem großen Einbruch bei Nutzfahrzeugreifen erklären, unter dem auch Kumho Tire – obgleich zu allererst als Vermarkter von Pkw-Reifen bekannt – im vergangenen Jahr zu leiden hatte. Man habe den absehbaren Rückgang bei Lkw-Reifen durch den Verkauf von mehr Pkw-Reifen zu kompensieren versucht. Da Kumho Tire aber für einen nicht verkauften Lkw-Reifen fünf Pkw-Reifen vermarkten muss, gingen zwar die Stückzahlen nach oben, die Umsätze indes konnten in Europa unter solchen Bedingungen nicht gesteigert werden. Dennoch: Kumho Tire sei von den katastrophalen Entwicklungen auf dem europäischen Lkw-Reifenmarkt weniger hart getroffen worden als der durchschnittliche Wettbewerber.
Auf dem deutschen Reifenmarkt – einem der wichtigsten Märkte für Kumho Tire außerhalb Koreas und neben Nordamerika – verlief das zurückliegende Jahr hingegen noch besser, wie Cho Jae-Suk gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG erklärt. Während hier der Umsatz trotz der Rückgänge bei Lkw-Reifen, die in Deutschland einen noch geringeren Anteil am Umsatz ausmachen als in gesamt Europa, immerhin noch um zehn Prozent gesteigert werden konnten, gelang es Kumho Tire stückseitig ein Wachstum von 15 Prozent zu erzielen. In Großbritannien hingegen legte Kumho Tire bei Umsatz und Absatz jeweils um fünf Prozent zu.
„Im neuen Jahr wollen wir die Absätze bei Pkw- wie auch bei Lkw-Reifen wieder steigern“, sagt der Geschäftsführer von Kumho Tire Europe mit Sitz in Offenbach bei Frankfurt. Dabei wolle man die aktuelle Wachstumsstrategie ganz bewusst auch auf Lkw-Reifen aufbauen. Wer auf einem reifen wie dem europäischen Markt in großem Umfang wachsen wolle, müsse den Kunden ein komplettes Sortiment bieten, und dazu gehören eben Pkw- wie auch Lkw-Reifen. Wenn eine umfangreiche Range an Lkw-Reifen fehlt, so die Überzeugung, komme man auch bei Pkw-Reifen früher oder später an die Grenzen des eigenen Wachstums. „Für Europa sollen Lkw-Reifen unsere erste Priorität werden“, kündigt Geschäftsführer Cho an. Dass dies wegen der begrenzten Kapazitäten für die Herstellung von Lkw-Reifen nicht einfach wird, ist auch den Managern in Europa klar. Und die Vorbestellungen bei Lkw-Reifen, die vorzugsweise per Container direkt zum Kunden geliefert werden, ohne dass sie durch eines der Läger gehen müssen, lassen für die unmittelbare Zukunft noch keine weitreichenden Veränderungen bei Lkw-Reifen erkennen. Aktuell sind die wichtigsten Märkten, auf denen Kumho Tire seine Lkw-Reifen vermarktet, in Südeuropa, Russland und in Osteuropa.
Für das laufende Jahr kündigt Cho Jae-Suk aber bereits gewissen Veränderungen an, die die eigene Wachstumsstrategie stützen sollen. So plane man etwa, einen Lkw-Reifenspezialisten für den europäischen Markt einzustellen. „Ohne einen solchen Kollegen wird es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, die Absätze deutlich zu steigern.“ Gleichzeitig soll die hiesige Vertriebsmannschaft, die durch Michael Zirnzak geleitet wird und derzeit aus insgesamt sechs Mitarbeitern besteht, auf bis zu zehn Verkäufer aufgestockt werden. „Unsere Rekrutierungsaktivitäten beginnen jetzt“, so der Geschäftsführer weiter. „Wir wollen in die Märkte investieren.“ Gegenwärtig beschäftigt Kumho Tire Europe rund 100 Mitarbeiter.
Für die Zukunft rechnen die Kumho-Manager damit, dass die Anzahl der Reifen, die nicht direkt per Container ab Werk zum Kunden auf den Hof geliefert werden, zunehmen wird. Aktuell gehen rund 25 bis 30 Prozent aller in Europa vermarkteter Reifen – Studien zufolge dürften dies insgesamt rund 6,5 Millionen Einheiten gewesen sein – durch eines der Kumho-Lager. Der zentrale Lager für Deutschland liegt im hessischen Neuenstein nordöstlich von Frankfurt, wo Kumho eine Lagerkapazität von bis zu 600.000 Reifen vorhält. Darüber hinaus betreibt der koreanische Anbieter noch in Wien für den österreichischen und Schweizer Markt ein entsprechendes Lager sowie in Frankreich zwei Läger; für ein Lager in Spanien gebe es aktuell Pläne, so Cho weiter.
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!