Haweka-Geschäftsmodell wird kontinuierlich weiterentwickelt
Die Geschichte der heute als Aktiengesellschaft firmierenden Firma Haweka ist mehr als 40 Jahre alt. Sie wurde von Horst Warkotsch aus der Taufe gehoben, er gab der Firmenbezeichnung seine Initialen (H und W) und fügte noch den Standort Kleinburgwedel (K) hinzu, fertig war der Name, der heute in der ganzen Welt des Auswuchtens bekannt ist. Horst Warkotsch steht heute dem Aufsichtsrat vor, die Geschäfte führt seit Langem Sohn Dirk als Vorstandsvorsitzender. Haweka ist ein Familienbetrieb, sämtliche Anteile liegen in den deren Hände, eine zwischenzeitliche Fremdbeteiligung längst Geschichte.
Geschichte ist auch die Zweiteilung in die Geschäftsbereiche Auswuchttechnik und Werkstatt-Technik, beides ist seit 2001 unter einem Dach. Was nicht ganz wörtlich zu nehmen ist, denn am Standort Burgwedel vor den Toren Hannovers besteht neben der Zentrale der Standort weiter, an dem Haweka seinen Weg erst in die Werkstätten des Reifenhandels und später auch in die Automobilwerke startete und der heute die Abteilungen Entwicklung und Konstruktion beherbergt. Darüber hinaus gehört zum Unternehmen noch die hundertprozentige Tochtergesellschaft Batec GmbH mit Produktionsstätten in Herzberg und Duderstadt, jeweils gut eine Autostunde von Burgwedel entfernt. Werkzeugbauer Batec produziert die Haweka-Eigenprodukte – im Wesentlichen Auswuchtspannmittel/Adapter bzw. „verwandtes“ Equipment –, ist aber auch Auftragsfertiger für die verschiedenartigsten Produkte, die überhaupt nichts mit dem Automotive-Bereich zu tun haben.
Die Anteile des AG-Umsatzes, der im Jahr 2009 bei etwa 14 Millionen Euro gelegen hat, verteilen sich in etwa zu gleichen Teilen auf die Zentriertechnik und das Geschäft mit Werkstattequipment. Im Bereich Zentriertechnik überwiegt hinsichtlich Umsatz zwar leicht das Volumengeschäft mit der Erstausrüstung, aufwändiger aber sicher das Ersatzgeschäft, weil das Produkt beratungsintensiv ist.
Bei den Einrichtungen für Werkstätten ist der Markt äußerst wettbewerbsintensiv, die einzelnen Anbieter auch eher austauschbar als in der Zentriertechnik. Bei den Werkstattmaschinen kämpft Haweka als mittelständisches Unternehmen im deutschen Ersatzgeschäft nicht nur mit anderen Mittelständlern, sondern auch mit großen Konzernen – und zunehmend mit Billiganbietern aus Fernost. Dem Wettbewerb auf dieser Schiene stelle man sich aber bewusst nicht, so Dirk Warkotsch, der dies zwar primär mit dem Haweka-Qualitätsanspruch bezogen auf das Produkt und den Service begründet, aber auch unumwunden einräumt: „Nur billig können wir einfach nicht, und das nähme uns auch keiner ab.“ Man punkte bei den Kunden mit hochqualifizierten Mitarbeitern im Verkauf und im Service, Beratung habe im Unternehmen einen extrem hohen Stellenwert, man sehe sich als „Problemlöser“ – das hat, das muss seinen Preis haben. Haweka steht auch für Spezialwissen, Fokussierung auf die Bedürfnisse in den Werkstätten rund um Rad und Reifen – ob Montieren und Wuchten oder Heben und Waschen, auch Bremsenprüfstände sowie Werkzeuge und Zubehör, das in diesem Zusammenhang benötigt wird, gehören dazu.
Während der Vertrieb des Werkstattequipments tendenziell eher eine nationale Aufgabe ist (Ausnahme Polen), ist der Name Haweka hinsichtlich Zentriertechnik weltweit verbreitet. In Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Polen, Australien, den USA, Südafrika, Japan oder Russland gibt es von Warkotsch so benannte „Haweka-Satelliten“. Dabei handelt es sich genau genommen um selbstständige Generalimporteure, die aber gerne den Namen Haweka nutzen und darunter dann auch firmieren. Bei den Fahrzeugherstellern ist der Mittelständler als Spezialist seines Teilbereiches gefragt, hat aber immer noch Potenzial: Erst jüngst ist ein chinesischer Nutzfahrzeughersteller neu in die Kundenliste aufgenommen worden. In der Domäne Spannmittel ist Haweka marktführend, das spiegelt sich auch in der Wettbewerbssituation wider.
Bei aller Internationalität sei man doch ein sehr, sehr schlankes Unternehmen, sagt Dirk Warkotsch. Er selbst ist im Vorstand sowohl für die Produktentwicklung als auch für den Vertrieb verantwortlich. Co-Vorstand und für die Finanzen zuständig ist Sam Bachir. Auf der Bereichsleiterebene ist Wolfgang Köpke für die Zentriertechnik verantwortlich, Christian Kollmeyer, dessen Vater Friedrich das Unternehmen mit aufgebaut hatte, für Werkstatteinrichtung und Harald Schenitzki für die Achsvermessung. Von den insgesamt derzeit 73 Mitarbeitern sind 36 in der Produktion, zehn im Vertrieb und sieben im Service tätig, die anderen arbeiten im Hintergrund, in der Verwaltung oder in der Entwicklungsabteilung.
2009 war „zäh“, Zuversicht für 2010
In den Werkstätten der Autohäuser sind die von Kollmeyer und seinem Team vertriebenen Auswucht-, Montage-, Radwaschmaschinen usw. eher eine Rarität, dort ist Haweka weitgehend unbekannt, bei freien Werkstätten eher völlig unbekannt. Ganz anders aber im Reifenfachhandel. Dort ist das Unternmehmen zu Hause, seit vielen Jahren, hat die Beziehungen gepflegt, in den eigenen Schulungsräumen Reifenhändler und ihr Personal qualifiziert ausgebildet und ist dem Reifenhandel immer treu geblieben. Der Anteil Reifenhandel habe in seinem Geschäftsbereich immer bei „90 Prozent plus X“ gelegen, sagt Christian Kollmeyer, diese langjährige Treue zum Reifenhandel zahle sich langfristig aus. Und es ist ihm wohl auch eine gewisse innere Genugtuung, wenn ein Kunde einmal Experimente bei einem „billigen Jakob“ gemacht hat, aber reumütig zurückgekehrt ist, weil er erkennen musste, dass sich manch eine Beratungs- und Serviceleistung eben nicht in Euro und Cent darstellen lässt und sich der Preisvorteil beispielsweise einer Fernostmaschine als vermeintlich erweist, weil es hinsichtlich Ausstattung und Maschinenkonfiguration Defizite gibt, die der Fachmann von Haweka identifizieren kann, dem Reifenhändler aber beim ersten Hinsehen noch verborgen sind und erst im späteren Betrieb herauskristallisieren.
Das abgelaufene Jahr 2009 sei „zäh“ gewesen, räumt Dirk Warkotsch ein, die massiven Einbrüche einzelner Unternehmen in der Automobilbranche seien aber an Haweka vorbeigegangen. Wobei die letzten Monate des letzten Jahres noch einiges rausgerissen haben, ergänzt Kollmeyer. Ziemlich unvermittelt schnellte sein Auftragsbestand nach oben und er hätte wohl noch deutlich mehr verkaufen können, wenn die Maschinenhersteller hätten liefern können. Denn die hatten – wegen der Krise – ihre Fertigung gedrosselt und ihre eigene Lagerhaltung nach unten gefahren.
Auf die Marktentwicklung blickt er mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Die Investitionsbereitschaft sei durchaus da, aber der Markt zerfalle zunehmend in hochpreisiges Hightech-Equipment auf der einen Seite und superbillige Produkte auf der anderen. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre ist Dirk Warkotsch vorsichtig optimistisch, argumentiert aber angesichts immer schlechter werdender Planungssicherheit ganz offen mit dem „Bauchgefühl“: In der Haweka-Umsatzbilanz waren immer die Jahre besonders gut, in denen der Neuwagenverkauf rückläufig war. Und genau das prognostizieren die Marktauguren ja unisono. Außerdem: Die vorausgesagte Insolvenzwelle bei den Werkstätten dürfte eher die Autohäuser treffen, mit denen Haweka ja weniger intensiv im Geschäft ist. Der Kundenfokus auf den Reifenhandel dürfte sich positiv auswirken, denn von der Wirtschaftsschwäche im Kfz-Bereich im Jahre 2009 scheinen Reifenhändler insgesamt weniger betroffen gewesen zu sein als die Betreiber von Autohäusern.
Dirk Warkotsch ist aber weit davon entfernt, in Euphorie zu verfallen, er übt eher Selbstkritik: Im Markt sei Haweka zu oft „reaktiv“, er wolle das ändern und auch neue Projekte vorantreiben. Ein Beispiel sei die elektronische Achsvermessung bei Nutzfahrzeugen, der sich Haweka zwar in der Vergangenheit immer mal wieder, seit Mai 2009 aber mit Konsequenz zugewandt habe. Die nötige Erfahrung ist ja im Hause vorhanden, die eine oder andere mechanische Achsmessanlage ist ja schon zuvor verkauft worden, übrigens eher ins Ausland als hierzulande. Die diversen Anfragen wegen einer elektronischen Achsvermessung haben nach einigem Hin und Her zu dem Entschluss geführt, selbst in die Entwicklung derartigen Equipments zu investieren und mündeten in bereits sehr beachtliche Verkaufszahlen der „Axis 4000“. In dieser Maschine stecken jede Menge eigener Ideen und nicht zuletzt das Herzblut der Mitarbeiter, die sich für das neue Projekt haben begeistern lassen. Heute sieht Warkotsch Haweka im Bereich der elektronischen Achsvermessung für Nutzfahrzeuge im Markt auf Rang 3, ein Plätzchen besser sollte es aber schon in absehbarer Zeit werden. Aus einem „Nebenkriegsschauplatz“ wird ein zusätzliches Standbein im Angebotsportfolio. Wobei jedenfalls kurzfristig kaum davon auszugehen ist, dass es zu einem Verdrängungswettbewerb kommen wird, bei dem die moderner anmutende elektronische Technologie die mechanische verdrängt. Warkotsch: „Das sind jedenfalls heute noch zwei völlig verschiedene Welten.“
Daneben wird das Thema Spannmittel im Hause permanent weiterentwickelt, das Wuchten von Nutzfahrzeugreifen gewinnt an Bedeutung, zur „Reifen“ in einigen Monaten in Essen ist ein neuer Adapter mit Anwendungen vom SUV bis zum Lkw angekündigt. Auch Kollmeyer sieht sich mit den Geräten auf gutem Weg und verweist aktuell auf zwei neue Radwaschmaschinen, die ihm am Herzen liegen. Diese Neuerungen wird man nicht nur auf der „Reifen“ sehen, auch auf Messen wie der Automechanika, der Amitec oder der Autopromotec ist Haweka aktiv und damit alles andere als „reaktiv“. Aber auch die Generalimporteure in verschiedenen Ländern tragen – mit Unterstützung des Burgwedeler Teams – zur Weiterentwicklung bei, indem sie sich auf Ausstellungen in ihren nationalen Märkten zeigen, immer schön mit dem Schriftzug und dem Namen, mit dem sie sich identifizieren: Haweka.
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