2010 wird für den Reifenhandel ebenso eine Herausforderung wie 2009
Da sich das Umrüstgeschäft 2009/2010 mehr oder weniger seinem Ende zuzuneigen scheint, wagt der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) ein erstes Zwischenfazit des Jahres 2009. Obwohl – so sagt man – erst im Februar 2010 mit gesicherten Marktdaten zu rechnen sei, geht man beim BRV derzeit davon aus, dass beispielsweise in Sachen des Pkw-Reifenersatzgeschäftes hierzulande mit alles in allem knapp 44,2 Millionen Einheiten letztlich ein Minus von 1,5 Prozent im Vergleich zu 2008 zu Buche schlagen wird. Dabei steht nach Einschätzung des Branchenverbandes einem 8,2-prozentigen Plus auf 23,1 Millionen Winterreifen ein 5,4-prozentiges Absatzminus auf nicht ganz 22,0 Millionen Sommerreifen gegenüber. Im Segment Llkw-Reifen wird mit einem Plus von zehn Prozent auf nicht ganz drei Millionen gerechnet, während der Absatz von Lkw-Reifen 2009 mit 2,5 bis 2,6 Millionen Einheiten wohl um 15 Prozent unter dem Vorjahresergebnis liegen wird. Mit Blick auf diese Entwicklung spricht der BRV denn auch vom „dritten Rezessionsjahr in Folge“ für die Branche.
Zwar habe bereits ein leichter konjunktureller Erholungsprozess eingesetzt, dennoch werde das Jahr 2010 für den Reifenfachhandel unternehmerisch mindestens ebenso anspruchsvoll und herausfordernd wie 2009, sagt der BRV vorher. Was das in Bezug auf den Reifenabsatz im Ersatzgeschäft im kommenden Jahr bedeuten könnte, wird anhand der Prognosezahlen 2010 des BRV deutlich, die – wie es heißt – „bei allen kaum kalkulierbaren und vorhersehbaren Risiken auf einer relativ seriösen Annahmebasis beruhen“ sollen. Es wird ein weiterer Rückgang des Pkw-Reifenabsatzes um 3,6 Prozent auf 42,6 Millionen Einheiten erwartet. Dabei geht man davon aus, dass das Minus bei Winterreifen mit 8,2 Prozent auf 21,2 Millionen Reifen aufgrund des dann fehlenden Effektes der „Abwrackprämie“ größer sein wird als bei Sommerreifen, für die ein Minus von 2,7 Prozent auf 21,4 Millionen Einheiten vorhergesagt wird. Aufwärts geht es demnach mit den Lkw-Reifen, für die ein Absatzzuwachs um fünf Prozent aus knapp 2,7 Millionen Einheiten erwartet wird. Zu den Verlierern werden die Llkw-Reifen gerechnet, deren Absatzzahlen 2010 bei nicht ganz 2,8 Millionen Einheiten und damit sechs Prozent unter dem 2009er-Wert liegen sollen.
Insofern sei spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen, die Geschäftsmodelle im Reifenfachhandel auf ihre Zukunftsfähigkeit und ökonomische Werthaltigkeit zu überprüfen, sagt der BRV. „Klar muss sein, dass bei allen positiven Entwicklungen, die insbesondere in diesem Jahr im Umsatz- und Ertragsbereich des Autoservices sichtbar waren, die Kernkompetenz des Vollsortimenters Reifenfachhandel nach wie vor im Fokus stehen muss, um unser Image als Spezialist beim Verbraucher zu untermauern“, verdeutlicht der Branchenverband seinen Standpunkt. Dabei wird gleichzeitig darauf hingewiesen, dass trotz der vom BRV nachdrücklich unterstützen Diversifikationsbestrebungen des Reifenfachhandels in Richtung Autoservice die seit Jahren feststellbare Verbesserung der Qualität der Fahrzeuge und -teile und die kontinuierliche Verlängerung der Wartungsintervalle bezogen auf die Umsatz-und Ertragserwartungen nicht überschätzt werden dürfe. Zumal auch die für 2010 zu erwartende verminderte Konsumneigung der privaten Haushalte Einfluss auf die Servicenachfrage haben werde.
Abgesehen vom Thema Autoservice geht der BRV bei seinem Zwischenfazit vor dem Jahreswechsel auch auf die Internetvermarktung von Reifen ein. „Unseres Erachtens wurde in diesem Jahr deutlich, dass die B2C-Onlinevermarktung von Reifen vorerst an ihre Grenzen gestoßen ist. Wenngleich ein Distributionsanteil von fünf Prozent beachtet werden muss, so sollte der Reifenfachhandel an das Thema gelassener und weniger emotional herangehen. Klar muss sein: Unser Produkt ‚Reifen’ ist beratungsintensiv und bedarf der kompetenten Serviceleistung“, sagt der Reifenhandelsverband. Nichtsdestoweniger hätten auch in diesem Jahr unqualifizierte Vermarkter ohne jedes betriebswirtschaftliche Denken eine Belastung dargestellt. „Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass sich mittlerweile zu bis 15.000 Kunden in B2B-Portalen mit Ware bedienen können, ohne den Nachweis erbracht zu haben, Reifenfachhändler zu sein. Die damit einhergehende Wettbewerbsverschärfung wird uns wohl, so bleibt zu befürchten, noch einige Zeit begleiten“, so der BRV.
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