Wintergeschäft: Kleine Räder, kleines Geld
Die Gewinnersegmente der Abwrackprämie sind – wie die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes ausweisen – kleinere, kostengünstigere Pkw bis hin zur Kompaktklasse. Diese Autos wurden überwiegend auf Sommerreifen mit Stahlrädern an die Verbraucher ausgeliefert. Angesichts der situativen „Winterreifenpflicht“ ist zu erwarten, dass sie fast sämtlich zum Herbst auf Winterreifen umgerüstet werden. Auch kann vorhergesagt werden, dass überwiegend die gleichen Reifengrößen genommen werden, auf denen die Autos ausgeliefert worden sind. Weil diese Neuwagenkäufer kaum große finanzielle Abenteuer eingehen werden, findet vielfach wohl eine Ummontage von Sommer- auf Winterreifen statt unter weiterer Nutzung der Stahlräder. Diese Zielgruppe ließe sich vielleicht im Frühjahr 2010 für Aluminiumräder gewinnen. Hier kommt es stark auf die Einflussnahme des Verkäufers an.
Einerseits Aluwinterräder und andererseits Stahlsommerräder mag ein wenig absurd erscheinen, aber auch das wird es geben. Vor allem aber wird vielfach über den Preis verkauft werden, das gilt für die Reifen wie für die Räder, falls es denn einen zweiten Satz Metall gibt. Die Verbraucher haben schon beim Neufahrzeug sehr intensiv auf den Preis geschielt und den Kauf auch nur getätigt, weil der Staat mit seiner Prämie in Höhe von 2.500 Euro dabei war und es von den Autohändlern bzw. Fahrzeugmarken satte Rabatte obendrauf gab. Es ist nicht zu erwarten, dass ausgerechnet diese Klientel bereit ist, in teure Aluminiumräder und Winterreifen von Marken mit Premiumanspruch zu investieren. Und das, obwohl sie ja ein nagelneues Auto haben und nicht nach der adäquaten Bereifung für ein älteres Schätzchen fahnden.
Man darf gespannt sein, wie sich bei dieser Konstellation das „Hybridrad“ von Alcar schlagen wird, ein Stahlrad mit Stylingansprüchen, die ansonsten an Aluminiumräder gestellt werden. Das Hybridrad wird teurer positioniert sein als ein konventionelles aus Stahl und billiger als ein konventionelles aus Aluminiumguss. In der Erstausrüstung konnte Hayes Lemmerz mit einem solchen Rad bei Ford Zuspruch erzielen, ist allerdings bei Volkswagen und dem Bestreben, den Golf damit auszurüsten, gescheitert. Die Wolfsburger entschieden sich dann doch für Aluminiumpendants. Wie sich die Verbraucher im Ersatzmarkt verhalten, dafür mangelt es an Erfahrungen. Den Markt völlig umwälzen kann diese Alcar-Innovation nicht, dazu mangelt es an Größen. Denn der entscheidende Nachteil des Hybridrades ist, dass es sich nicht lohnen wird, auch Nischengrößen zu produzieren: Die Investitionen in die Werkzeuge würden sich nicht rentieren.
Im deutschen Ersatzmarkt von Winterreifen wird es im Herbst 2009 aller Voraussicht nach gute Absatzchancen geben, aber profitieren werden überwiegend Billigmarken und solche mit dem Anspruch eines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses. Räderseitig werden sich die Stahl- und die Aluminiumfraktion gegenüberstehen und ihren Kampf sehr weitgehend über den Preis austragen. Die Margen werden bei allen Beteiligten eher mager sein.
Ein positiver Aspekt allerdings sei genannt: Die Lager sind weitgehend geräumt, in den letzten ein, zwei Jahren wurde Altlastenbeseitigung betrieben. Die Reifengrossisten haben sich zur Saison 2009/2010 wieder gut eingedeckt, das freut die Reifenindustrie. Auch die Räderanbieter haben sich mit intensiver Vorratshaltung gut aufs Geschäft vorbereitet. Insgesamt dürfte die Verfügbarkeit in den kritischen Monaten Oktober/November gut sein. Gewinner wird sein, wer den besten Service hat, das heißt wem es gelingt, Rad und Reifen möglichst schnell von seinem (Zentral-)Lager zum Einzelhändler zu schaffen. Wenn es so richtig brummt, können einige Grossisten auch davon profitieren, dass sie in den Wochen zuvor in den gängigsten Größen „vormontiert“ haben: Sie können Kompletträder liefern und sorgen so dafür, dass Schlangen beim Reifenhändler kürzer werden.
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