Pkw-Markt Russland – Vom Primus zum Problemkind
Damit hatte keiner keiner gerechnet: Die Neuzulassungen in Russland sind geradezu erdrutschartig um fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr abgestürzt. Im letzten Jahr träumte man in Russland noch davon, Deutschland bei den Neuzulassungen als zulassungsstärkstes Land Europas ablösen zu können. Jetzt wird ein Volumen von maximal 1,5 Millionen Neuwagen erwartet. Die ABH Marketingservice GmbH präsentiert im dritten Quartal eine aktualisierte Studie zum „Pkw-Markt in Russland“.
Die Gründe für das Ende des Booms sind schnell ausgemacht, die Blase ist geplatzt, Kredite werden nur noch bei bester Bonität vergeben und seit August letzten Jahres hat die Zahl der Arbeitslosen in Russland um mehr als drei Millionen zugenommen. Dies ist alles ein Resultat der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise und fallender Rohstoffpreise. Die einzelnen Marken sind unterschiedlich betroffen. Citroen und VW konnten gegen den Trend zulegen, fast alle anderen Fabrikate mussten Rückgänge von bis zu 72 Prozent hinnehmen.
Aftermarket-Potenziale als Rettungsanker
Russische Marktforschungsagenturen melden ein Aftermarket-Volumen für Kfz-Ersatzteile von über 35 Milliarden US-Dollar für 2008. Diesen Optimismus teilt die ABH nicht. „Das wäre schön, dann könnte alleine durch den Aftermarket die Krise kompensiert werden“, sagt Gerd Heinemann, Geschäftsführender Gesellschafter der ABH Marketingservice GmbH aus Köln. Laut Heinemann entspricht dieses Volumen dem mehr als 2fachen des deutschen Niveaus und das bei deutlich weniger und deutlich älteren Fahrzeugen.
So mahnt die ABH auch zur Vorsicht und errechnet bei einem aktuellen Fahrzeugbestand von etwa 29 Millionen Pkw in Russland ein Aftermarket-Potenzial für Pkw-Ersatzteile in Höhe von etwa 4,6 Milliarden Euro. Das entspricht immer noch fast 160 Euro pro Fahrzeug im Bestand. Die Tendenz ist eindeutig steigend, da die letzten Jahre ein großes Bestandswachstum reparaturrelevanter Fahrzeuge brachten.
Trotz starker Abkühlung eröffnet der russische Markt weiterhin große Perspektiven, es gilt jedoch, die bestehenden und sich aktuell wandelnden Strukturen zu beachten. Bürokratie und Korruption sowie die protektionistischen Maßnahmen behindern weiterhin die ausländischen Akteure. Viele Nichtetablierte werden aus dem Markt ausscheiden, einige Große werden noch weiter an Bedeutung gewinnen und in der Krise wachsen.
Das Russland-Team der ABH wird noch im dritten Quartal des Jahres ein Update der Studie zum russischen Pkw-Markt präsentieren und damit veränderte Strukturen aufzeigen.
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