Michelin will in Frankreich restrukturieren, aber ohne Entlassungen
Einer aktuellen Pressemitteilung von Michelin zufolge sollen die Umstrukturierungen in Frankreich „ohne irgendwelche Entlassungen“ auskommen. Gestern hatten französische Zeitungen noch berichtet, es könnten bis zu 1.500 Stellen gestrichen werden. Laut Michelin wird es insbesondere in den Fabriken in Frankreich deutliche Veränderungen geben, für die aber – so der Hersteller – durch ein „freiwilliges Trennungsprogramm“ und die Versetzung von Arbeitnehmern keine Entlassungen notwendig werden sollen. Die Veränderungen und Spezialisierungen im Einzelnen sind:
• Die Fabrik in Montceau soll in eine „High-Performance-Einrichtung“ für die Herstellung von EM-Reifen weiterentwickelt werden. Außerdem soll dort eine der beiden größten Mischereien des Konzerns in Europa entstehen. Dafür will Michelin rund 50 Millionen Euro investieren. Die Pkw-Reifenfertigung in Montceau soll mit anderen, namentlich nicht genannten Fabriken in Westeuropa „konsolidiert“ werden.
• Die Fabrik in Tours soll zu einem „Benchmark für Hightech-Lkw-Reifen in Europa“ ausgebaut werden, wofür Michelin 15 Millionen Euro investieren will. Um die Einrichtung noch wettbewerbsfähiger zu machen, sollen die Abläufe reorganisiert und spezialisiert werden, wozu auch die Schließung der Mischerei gehört, deren Kapazitäten nach Montceau (siehe oben) und in die Fabrik nach Cholet verlagert werden sollen.
• Premiumreifen sollen weiterhin in Frankreich gefertigt werden, weshalb die Produktion solcher Reifen von Seclin nach Les Gravanches bei Clermont-Ferrand verlagert wird; der Standort Seclin wird sehr wahrscheinlich geschlossen.
• Die LLkw- und SUV-Reifenfertigung soll in der Fabrik in Cholet konzentriert werde; folglich soll die entsprechende Produktion aus einer namentlich nicht genannten Fabrik in Deutschland nach Cholet verlagert werden. Darüber hinaus wolle Michelin am Hauptsitz in Clermont-Ferrand das globale F&E-Zentrum deutlich erweitern, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Dafür will der Hersteller mehr als 100 Millionen Euro investieren, die zu allererst das Ziel haben, die sogenannten „Time-to-Market“-Zyklen bei der Produktentwicklung zu verkürzen und innovativere Produktionsprozesse zu entwickeln.
Um bei all diesen Umstrukturierungen ohne Entlassungen auskommen zu können, hat Michelin ein „freiwilliges Trennungsprogramm“ in Planung, über das 495 der 1.093 von den Maßnahmen betroffenen Mitarbeiter in Frührente gehen könnten. Den verbleibenden 598 Mitarbeitern sollen intern wenigsten zwei Jobs in anderen Michelin-Fabriken in Frankreich zum Wechsel angeboten werden. Darüber hinaus wolle Michelin aber auch ein Programm auflegen, das die durch die Reorganisationen betroffenen Regionen bei etwaigen Umstellungen helfen soll. Wie Michelin schließlich außerdem mitteilt, plane man während der kommenden drei Jahre jährlich rund 500 Menschen einzustellen, mit denen die „Alterspyramide“ des Unternehmens verjüngt werden solle.
Analysten der Deutschen Bank melden unterdessen, dass Michelin nicht rund 1.500 Arbeitsplätze im Zuge der natürlichen Fluktuation abbauen werde, sondern dass dazu noch rund 1.000 bis 1.500 Jobs – wie gestern von den französischen Tageszeitungen berichtet – auf einer Streichliste enden könnten. Folglich könne dies bedeuten, so die Bank weiter in ihrem Report, dass Michelin sich von bis zu zehn Prozent seiner 32.000 Mitarbeiter in Frankreich trennen wird. Dies erscheine den Analysten „wenig überraschend“, seien doch die Absätze während der vergangenen neun Monate seit Herbst um rund 20 Prozent zurückgegangen; insbesondere der Lkw-Reifenmarkt sei stark getroffen worden.
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