Museum ,,L’Aventure Michelin” in Clermont-Ferrand
,,L’Aventure Michelin“ (französisch = „Das Abenteuer Michelin“) bietet als umfassende Sammlung seit wenigen Tagen faszinierende Einblicke in wegweisende Innovationen des Familienunternehmens und präsentiert neue Technologien für die Mobilität von Morgen. In einer eigens umgebauten ehemaligen Produktionshalle am Stammsitz des Unternehmens in Cataroux im Norden von Clermont-Ferrand (Auvergne/Frankreich) – in direkter Nachbarschaft zum großen Rugby-Stadion „Marcel Michelin“ – dokumentieren historische Originalexponate, darunter zahlreiche bisher nicht gezeigte Raritäten, 120 Jahre Pioniergeist im Zeichen der Mobilität. Neben Erfindungen und Patenten aus der Vergangenheit belegen aktuelle Prototypen und Zukunftstechnologien die Innovationskraft des Reifenherstellers. Die über 2.000 Quadratmeter große Ausstellung auf zwei Ebenen gliedert sich in insgesamt neun Themeninseln, die in sich chronologisch aufgebaut sind. Mehr als hundert interaktive und multimediale Displays ermöglichen Besuchern aller Altersgruppen individuelle Eindrücke.
Vom demontierbaren Fahrradreifen bis zum Space Shuttle
Bereits der Eingangsbereich zeigt mit einer Reihe historischer Exponate die Produktvielfalt des Unternehmens, dessen Erfolgsgeschichte mit der Erfindung des demontierbaren Fahrradreifens durch die Brüder André und Edouard Michelin im Jahr 1889 begann. Besonderes Schmuckstück ist ein Wasserspeier in Form des Michelin-Männchens „Bibendum“, der in frühen Jahren das erste öffentliche Schwimmbad in Clermont-Ferrand verschönerte. Zu den Höhepunkten der permanenten Ausstellung zählt außerdem der von Michelin konstruierte Personenzug „Madagaskar Micheline“. Seine Besonderheit: Wie heute die Metro in Paris fuhr er bereits 1930 auf Gummireifen.
Über den Köpfen der Besucher hängt darüber hinaus ein historisches Flugzeug vom Typ ,,Bréguet BM14 B2“ aus dem Jahr 1917, das ebenfalls in den Produktionsstätten von Michelin entstand. Insgesamt baute Michelin in den Jahren von 1914 bis 1918 über 1.800 Flugzeuge, was vielleicht nicht jedermann bekannt sein dürfte. Auch Weltraum-Fans werden in der vielfältigen Ausstellung fündig: Die Ausrüstung der amerikanischen Raumfähren Voyager, Challenger und Discovery seit 1995 mit Michelin-Reifen ist ebenfalls dokumentiert und in originalgetreuen Nachbauten zu bewundern.
Wettkampf und Motorsport
Einen weiteren Schwerpunkt nimmt der Sport ein. Die Vorliebe der Unternehmensgründer, sich bei Wettbewerben mit der Konkurrenz zu messen, prägt Michelin bis zum heutigen Tag. Bereits beim Fahrradrennen Paris-Brest-Paris im Jahr 1891 stellte der Sieger Charles Terront die Überlegenheit des demontierbaren Michelin-Fahrradreifens zur Schau. Die Ausstellung verfügt über einen detailgetreuen Nachbau des bahnbrechenden Pneus. Den historischen Rennwagen ,,L’Eclair“ (französisch = „Blitz“) aus dem Jahr 1895 gibt es ebenfalls zu sehen: Dieses Fahrzeug war bereits mit Luftreifen ausgerüstet und wurde von den beiden Michelin-Brüdern persönlich bei einem der ersten Autorennen der Geschichte (Paris-Bordeaux-Paris) pilotiert.
Werbung und Öffentlichkeitsarbeit
Besonders facettenreich ist die Ausstellung der Werbung. Eine einzigartig umfangreiche Sammlung von historischen Prospekten, Plakaten und Anzeigenmotiven dokumentiert die Entwicklung des Michelin-Männchens mit Namen Bibendum vom ursprünglichen „Reifenstapel“ zum heute vielleicht bekanntesten Markenzeichen der Welt. Das war jedenfalls das Ergebnis einer Bewertung durch eine unabhängige Jury im Jahre 2000. Ebenfalls zu sehen ist ein „Simulator“ aus dem Jahr 1895, mit dem der Kunde den Komfortunterschied zwischen einem Vollgummireifen und einer mit Eisen beschlagenen Felge am eigenen Leib erfahren konnte.
Guide Michelin und seltene Straßenkarten
Ein weiteres Highlight der Leistungsschau ,,L’Aventure Michelin“ sind die seltenen Exponate des Michelin-Reiseverlags. Neben dem ersten Guide Michelin aus dem Jahr 1900 zeigt die Ausstellung bisher unveröffentlichtes Kartenmaterial mit geschichtlicher Bedeutung: Der Reiseverlag gab 1939 Kartenmaterial von der Normandie mit detaillierten Stadtplänen in englischer Sprache heraus. Diese kompakten Karten mit der Aufschrift „For official use only“ dienten den amerikanischen Soldaten 1944 bei der Landung in der Normandie und halfen mit, Frankreich zu befreien.
Das „Abenteuer Michelin“ ist das ganze Jahr über von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Im Juli und August sind die Pforten sogar täglich von 10 bis 19 Uhr für das Publikum offen. Der Eintritt in die Ausstellung kostet für Erwachsene acht Euro. Der Besuch ist für „Micheliner“ ein großes Erlebnis und auch für alle am Thema Mobilität Interessierten spannend und lehrreich, weil didaktisch gut aufbereitet und mit den modernen Medien – wie sie Erlebnisparks und Erlebnisausstellungen heute bieten – ausgestattet. Wenn es vielleicht eine Schwäche im Arrangement geben sollte, dann die, dass Michelin mit einigen vormaligen Aktivitäten (so die Stahlräderproduktion) und nicht optimal gelaufenen Produkteinführungen (so TRX) sowie aktuellen Entwicklungen (der Stopp von PAX) allzu defensiv umgeht und sie fast ein wenig „versteckt“.
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