BRV warnt vor ungewollter Schwangerschaft*)
Rund 83 Prozent aller deutschen Autofahrer sind im Winter 2008/2009 auf Winterreifen unterwegs gewesen, so meldete kürzlich KÜS. Die Pkw-Umrüstquote von Sommer- auf Winterreifen weist in den vergangenen Jahren eine steigende Tendenz auf. Besonders die seit Mai 2006 in der Straßenverkehrsordnung festgelegte Pflicht zur „geeigneten Bereifung“ habe der Wechselbereitschaft Auftrieb gegeben, so der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk. Der Verband weist nun noch einmal auf die Wichtigkeit hin, sich zum Sommer auch wieder von den Winterreifen zu trennen und die für die warme Jahreszeit „geeignete Bereifung“, also Sommerreifen, aufzuziehen. „Wegen der schwierigen Wirtschaftslage nehmen sowohl der Sparwille als auch konkrete Sparzwänge der Verbraucher zu. Deshalb beobachten wir aktuell, dass der Trend zum Durchfahren der Winterreifen im Sommer aus Kostenerwägungen steigt; nicht zuletzt deshalb, weil darin kein Sicherheitsrisiko gesehen und die StVO-Vorschrift zur ‚geeigneten Bereifung’ einseitig als situative Winterreifenpflicht ausgelegt wird“, so Peter Hülzer, geschäftsführender BRV-Vorsitzender. „Doch Winterreifen im Sommer sind ähnlich angemessen wie Skistiefel am Strand“, umschreibt der Verband die Notwendigkeit zum Reifenwechseln auch im Frühjahr. Die Nutzung von Winterreifen im Sommer habe zahlreiche Folgen, keine davon sei aber wünschenswert.
So ergäben sich klare Einbußen beim Fahrkomfort. Durch die bei Winterreifen weichere Gummimischung sei die Abnutzung im Sommer um bis zu 20 Prozent höher, so der BRV weiter. Auch erhöhe sich der Kraftstoffverbrauch um bis zu fünf Prozent, von der höheren Umweltbelastung ganz zu schweigen, die durch Abrieb, Abnutzung, CO2-Ausstoß und dem Abrollgeräusch entsteht. „Der vermeintliche Kostenvorteil wird deshalb durch erhöhte Abnutzung und verkürzte Lebensdauer der Reifen sowie Kraftstoffmehrbedarf schnell (über)kompensiert. Hinzu kommen Sicherheitsaspekte.“ So sei der Bremsweg von Winterreifen im Vergleich zu Sommerreifen bei warmen Temperaturen deutlich verlängert. Ein ADAC-Test hat gezeigt, dass bei 35 Grad Celsius und Tempo 100 km/h auf trockener Fahrbahn Winterreifen gute drei Autolängen später zum Stehen kommen als Sommerreifen. Schon ein Bruchteil davon könne im Straßenverkehr darüber entscheiden, ob es kracht oder nicht. Außerdem brächten sommerliche Temperaturen die Gefahr von Hitzeschäden an Laufflächen und Seitenwänden von Winterreifen mit sich. Schlimmstenfalls könne es zu Reifenplatzern oder Laufflächenablösungen kommen, die mindestens einen Totalschaden am Reifen, möglicherweise sogar einen Unfall mit weitreichenderen Folgen verursachen, so der BRV.
*) Sollten Sie sich übrigens fragen, warum wir diesen Beitrag mit „BRV warnt vor ungewollter Schwangerschaft“ betitelt haben, lassen Sie sich sagen: Mit einem Verhütungsmittel wäre das nicht passiert! Das Gleiche trifft auch auf Winterreifen im Sommer zu – sie bergen ein gewisses Risiko, gegen das man sich leicht schützen kann.
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