Logistikbranche erwartet ein schwieriges Jahr
Nach zuletzt guten Jahren erwartet die Logistikbranche, dass 2009 ein schwieriges Jahr werden wird. Davon berichtet zumindest die SCI Verkehr GmbH – ein eigenen Angaben zufolge auf strategisches Consulting in der Mobilitätswirtschaft fokussiertes unabhängiges Beratungsunternehmen mit Sitz in Köln – unter Berufung auf die Ergebnisse ihres regelmäßig erstellten „Logistikbarometers“. Dieses als Indikator für die brancheninterne Wirtschaftslage und -zukunft gedachte Instrument basiert auf der Befragung repräsentativ ausgewählter Unternehmen der Logistikbranche, und Ende 2008 sollen dabei 73 Prozent (Dezember 2007: vier Prozent) die Meinung vertreten haben, die Geschäftsentwicklung dieses Wirtschaftszweiges werde 2009 schlechter sein als im vergangenen Jahr. Nur noch 24 Prozent setzen demnach optimistisch auf eine gleichbleibende Entwicklung, und von einer günstigeren Geschäftsentwicklung 2009 gehen lediglich drei Prozent (Dezember 2007: 43 Prozent) der Unternehmen aus.
Noch deutlicher wird die überwiegend pessimistische Einstellung beim Blick auf die Beurteilung der Situation zum Jahreswechsel 2008/2009. Während Ende 2007 die Geschäftslage von 45 Prozent der Unternehmen die Lage als gut und lediglich von zwei Prozent als schlecht beurteilt wurde, kehrte sich dies im Dezember 2008 um: Niemand schätzte bei der entsprechenden Umfrage die Geschäftslage als gut ein, dafür aber 46 Prozent als schlecht. Diese Negativstimmung hat sich freilich auch in dem in methodischer Anlehnung an entsprechende Analysen des Ifo-Institutes ermittelten Geschäftsklimaindexes speziell für Logistikbranche niedergeschlagen: Dessen Wert ist laut SCI im Dezember mit minus 50 auf seinen tiefsten Stand seit Start des „Logistikbarometers“ im Juni 2003 gefallen – noch zu Beginn des Jahres hatte er bei plus 30 gelegen, während er auf dem Höhepunkt des Booms im September 2006 schon einmal bei fast plus 50 gelegen habe.
Berichtet wird zudem von einem Einbruch hinsichtlich der Kapazitätsauslastung der Logistikunternehmen. „Nach mehreren Jahren mit oft knappen Kapazitäten am Logistikmarkt ist die Logistikbranche als Dienstleister von Industrie und Handel jetzt direkt vom wirtschaftlichen Abschwung betroffen“, so die SCI Verkehr GmbH unter Verweis darauf, dass sich bei 43 Prozent der Unternehmen die Auslastung in den letzten drei Monaten des zurückliegenden Jahres verschlechtert hat. Für das erste Quartal 2009 wird demnach von knapp einem Drittel außerdem eine noch weiter sinkende Kapazitätsauslastung erwartet.
Dies wird nach Meinung der im Rahmen des „Logistikbarometers“ Befragten auch Konsequenzen hinsichtlich der Beschäftigtenzahlen nach sich ziehen. Zwar gehe die Mehrheit der Unternehmen (57 Prozent) davon aus, dass die Beschäftigung 2009 gleich bleibt, was seitens SCI auf insbesondere darauf zurückführt, dass die Unternehmen der Logistikbranche angesichts eines Fachkräftemangels während der letzten Jahre beim Abbau von Arbeitsplätzen „wohl vorsichtiger“ geworden sind. Dennoch gingen aber 38 Prozent Umfrageteilnehmer von einer rückläufigen Beschäftigung in der Logistikbranche aus, wovon – so die Prognose – zunächst einfachere Tätigkeitsbereiche bzw. Leiharbeitskräfte betroffen sein werden.
Deutlich optimistischer als im Bundesdurchschnitt scheint jedoch die Grundstimmung der über 400 Mitglieder der Logistikinitiative Hamburg zu sein. Denn hier hat eine interne Umfrage in Anlehnung an das „Logistikbarometer“ von SCI ergeben, dass trotz der gegenwärtigen Wachstumspause 45 Prozent der Mitgliedsunternehmen zumindest von einem gleich bleibenden Beschäftigungsniveau im Jahr 2009 ausgehen und etwa 30 Prozent sogar damit, dass sie in den kommenden Monaten zusätzliche Mitarbeiter einstellen werden. In Hamburg rechne derzeit mehr als die Hälfte der Unternehmen mit einer stabilen oder sogar verbesserten Lage im Geschäftsjahr 2009, während bundesweit nur rund ein Viertel diese positive Einschätzung teile, wie es mit Blick auf die SCI-Erhebung heißt.
„Die positiven Erwartungen der Unternehmen bestätigen den Ruf, den Hamburg als bester Logistikstandort in Europa und als dynamischster Logistikstandort in Deutschland hat“, sagt Prof. Dr. Peer Witten, Vorsitzender des Kuratoriums und Sprecher der Logistikinitiative Hamburg. Mit mehr als 6.000 Logistikunternehmen sei die Metropolregion der Hansestadt „die wichtigste Logistikregion in Nordeuropa und eine der bedeutendsten Drehscheiben für den weltweiten Warenverkehr“, ist Axel Gedaschko, Präses der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Arbeit, überzeugt. „Obwohl die Auswirkungen des wirtschaftlichen Abschwungs derzeit auch die Logistikbranche erfassen, bin ich sehr zuversichtlich, dass die Branche mit geballter Kraft der Unternehmen, der Logistikinitiative Hamburg und des Hamburger Senats schnell auf den Wachstumspfad zurückkommt. Die Logistik wird auch für den harten Wettbewerb in krisenfreien Zeiten gut gewappnet und eine wichtige Wachstumsbranche sein“, glaubt Gedaschko.
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