Alliance: Globale Führerschaft bei OTR-Reifen angestrebt
Der Reifenhersteller Alliance Tire hat einige schwierige Jahre hinter sich. Erst musste das Reifenwerk in Tel Aviv der sich ausbreitenden Stadt weichen, dann hatte sich der vormalige Hauptgesellschafter bei Währungsgeschäften kräftig verspekuliert. Als Resultat drohte die einstmalige Perle in seinem ansonsten bunt zusammengewürfelt erscheinenden Unternehmenskonglomerat in den Abgrund gerissen zu werden. Dass dies Schreckensszenario ausblieb, verdankt das israelische Unternehmen nicht zuletzt indischen Geschäftsleuten, die sich in einem Metier besonders gut auskennen: bei OTR-Reifen, jenem Kürzel, das für alle Reifentypen steht, die abseits normaler Straßen benötigt werden (OTR = Off The Road).
Die Familie Mahansaria hatte maßgeblich den indischen Reifenhersteller BKT mitentwickelt und von einem nationalen zu einem internationalen Spieler bei OTR- und hierbei besonders Landwirtschaftsreifen gemacht. Gemeinsam mit dem Private-Equity-Unternehmen Warburg Pincus übernahmen die Mahansarias im Juli 2007 Alliance und stellten damit sicher, dass der Reifenhersteller nicht von Investoren für den kurzfristigen Profit missbraucht werden konnte – sofern Warburg Pincus jemals mit diesem Gedanken gespielt haben sollte. Die industrielle Führung durch die Familie Mahansaria sichert nicht nur den Bestand von Alliance Tire, sondern lässt die Hoffnung auf eine äußerst erfolgreiche Zukunft nur zu berechtigt erscheinen.
Damit der Staat Israel aufgrund seiner besonderen Lage und Stellung im Vorderen Orient autark bei möglichst vielen Produkten ist, stellt Alliance Tire auch Pkw-, LLkw-, Lkw- bzw. Militärreifen her, die aber für die Befriedigung des Inlandsbedarfes gedacht sind. Das Unternehmen sieht im internationalen Geschäft seine Stärke bei der Entwicklung, Herstellung und dem Verkauf von Spezialreifen für die Einsatzgebiete Land- und Forstwirtschaft, Bau- sowie Erdbewegungsmaschinen.
Als solch einen Spezialisten kennt man Alliance auch international. Alliance mag nicht – oder noch nicht – als Premiummarke gelten, hat aber im Gegensatz zu manch anderem Namen in den genannten Segmenten durchaus Markenstatus. Die Produkte des Unternehmens gehen an renommierte Erstausrüstungskunden und werden in mehr als 90 Ländern weltweit im Ersatzgeschäft verkauft, freilich mit der Einschränkung, dass einige – nicht alle! – Länder der arabischen Welt aus bekannten Gründen weiße Flecken sind und auch auf absehbare Zeit bleiben dürften. Insgesamt arbeiten etwa 1.200 Mitarbeiter für das Unternehmen, das im Übrigen trotz aller Kapazitätsengpässe auch Offtake-Partner für wenigstens einen der großen internationalen Reifenkonzerne ist. Im Allgemeinen verlassen die Produkte Israel auf dem Wasserwege über Haifa und Ashdod, auch der Export von Indien wird über den Wasserweg erfolgen und macht es nötig, dass sämtliche Vertriebspartner des Unternehmens über reichlich Lagerkapazität verfügen müssen.
Die Holdinggesellschaft der Firmengruppe ist in den Niederlanden registriert, die Firmenzentrale liegt mit dem Eintritt der Mahansarias in Mumbai; von hier aus wird auch der Bau des neuen Reifenwerkes von Tirunelveli, das liegt an der Südostspitze Indiens, gesteuert. Die indische Tochtergesellschaft firmiert unter ATC Tires Pvt. Ltd. India und steht hierarchisch auf der Stufe der Alliance Tire (1992) Ltd. Der Einschub mit der Jahreszahl ist übrigens ein weiterer Beleg für die wechselhafte Geschichte des ursprünglich 1950 gegründeten Unternehmens.
Der israelisch-indische Reifenhersteller – so sollte er wohl ab jetzt korrekterweise bezeichnet werden – hat eigene Verkaufsgesellschaften in den Niederlanden (Alliance Tire Europe BV), in den USA (Alliance Tire Company (USA) Ltd.) und in Argentinien (Alliance Latin America) sowie Repräsentationsbüros in Nord- und Lateinamerika, Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland. Wobei hierzulande das Repräsentationsbüro in Nordrhein-Westfalen wohl kaum wahrgenommen wird, denn der Puls des Unternehmens schlägt im Süden Niedersachsens: bei Bohnenkamp in Osnabrück, dem Exklusivdistributeur für Alliance in Deutschland und gewiss größtem Kunden des Unternehmens überhaupt. Bohnenkamp ist dabei aber nicht nur als Europas größter Großhändler für Alliance von Bedeutung, sondern Bohnenkamp ist auch im Erstausrüstungsgeschäft engagiert und somit ein kongenialer Partner auch für Projekte, die die Erstausrüstung betreffen, wie das Beispiel vom Zusammenspiel Holmer, Alliance, Bohnenkamp beweist.
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