Peter-Alexander van’t Hof sagt niemals nie

Peter-Alexander van’t Hof liebt und lebt Reifen. Der 43 Jahre alte Niederländer führt mit Tyre Trading International (T.T.I) fort, was schon sein Großvater 1932 begonnen hat. Schon mit 13 Jahren besuchte er die erste „Reifen“ in Essen. Dort griff er seinem Vater unter die Arme, „ich bin in der Schule extra für die Arbeit auf der Messe freigestellt worden.“ Reifen seien „einfach cool“, das Geschäft international. Gerade hat der Kaufmann eine GmbH in Deutschland gegründet. Alle Zeichen stehen auf Wachstum.

Im April hat er in Düsseldorf die Reifen Kraftwerk GmbH (RKW) gegründet. Zusammen Oliver Wirtz, einem ehemaligen Verkäufer von Euro Tyre, vermarktet van’t Hof aus dem Rheinland Reifen in den deutschen Markt. Als einen der Hauptgründe für die Gründung einer deutschen GmbH nennt der Niederländer die Kundennähe. „Wir haben für die Reifen der Marke Sailun die Vertriebsrechte für den norddeutschen Raum und wir wollen einfach näher am Markt sein.“ Norddeutschland ist für van’t Hof von Frankfurt nach Flensburg und von der niederländischen bis zur polnischen Grenze. Aber natürlich würden nicht nur Sailun-Reifen verkauft, sondern auch Rovelo und auch die Reifen von Hankook, Michelin oder Pirelli. Vom 2.000 Quadratmeter großem Lager in Krefeld oder Mönchen Gladbach werden die Reifen noch am selben Tag ausgeliert. Oliver Wirtz ist in Deutschland unterwegs und besucht die Kunden. „Es wird auch einen Shop geben, aber wir wollen hier nicht vorwiegend übers Internet verkaufen.“

Reifen Kraftwerk Logo

Das Büro von Peter-Alexander van‘t Hof am Firmensitz im niederländischen Nurmansdorp liegt in der zweiten Etage eines im Juni 2016 bezogenen Industriebaus. Das Design ist modern, ein großer Nussbaumschreibtisch ist der Mittelpunkt des Raumes. Den hat ein Freund des Niederländers gebaut. An der einzigen Wand hängt ein großes Bild. Gemalt von dem niederländischen Maler, Schauspieler und Musiker Hermann Brood. Es zeigt Schachfiguren: „Ein Schachspiel passt hervorragend zum Reifenmarkt“, sagt van‘t Hof und grinst. Schließlich müsse hier auch vorausschauend geplant werden und jeder Zug könne Erfolg aber auch Misserfolg bedeuten. Eine Wand aus Glaselementen gibt den Blick frei zu einem weiteren Büro in der zweiten Etage. Hier sitzen die Internetspezialisten des Unternehmens. Aus zwei weiteren Fensterfronten hat der Niederländer einen freien Blick auf Wiesen. Eine davon hat er sich reservieren lassen, „hier wollen wir demnächst mal bauen“.

In einer Ecke des Büros liegen Fahrradhelm und -klamotten. Denn Van‘t Hof ist mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren. Zwölf Kilometer von seinem Wohnort Wilhemstad nach Numansdorp wo sein Betrieb steht. Bei gutem Wetter gehört der Arbeitsweg zu seinem Training als Triathlet. Morgens geht es ohne Helm, „dann fahre ich mit einer Durchschnittgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde. Abends geht es dann mit etwa 34 Kilometern pro Stunde zurück.“ Triathlon ist eine neue Leidenschaft des Niederländers. Zusammen mit Frau Ingrid und den beiden Töchtern Britt und Romee ist er aber auch in seiner Freizeit mit dem Rad unterwegs, testet und schreibt sogar für die Reisemagazine „Bike und Hike“ und „Bike und Trekking“ in den Niederlanden. Der umtriebige Mann sieht auch das Reifengeschäft sportlich. „Wichtig ist, ich muss wissen, ich kann nicht alles machen, sondern ich muss etwas suchen, wo ich gut bin. Dies kann ruhig eine Nische sein. Wenn ich die richtig gut mache, dann kann ich erfolgreich sein.“

„Einstieg bei van Aalderen ist ein absoluter Glücksgriff“

23 Menschen arbeiten bei TTI, 18 Leute bei Motoria (Großhändler und Importeur von Motorradreifen Teilen und Zubehör). Weitere 20 Arbeitnehmer sind bei Van Aalderen Twen-Tyre B.V beschäftigt. Hier ist er im Januar dieses Jahres eingestiegen. Für ihn „ein absoluter Glücksgriff“. „Hans und ich kennen sich schon lange. Wir vertrauen uns. Als ihm die Bank den Geldhahn abgedreht hat, sind wir eingestiegen.“ Mit der Lage des Unternehmens in Almelo an der deutschen Grenze sei es eine hervorragende Ergänzung für T.T.I. „Die fahren täglich sogar zwei Touren nach Deutschland.“ Mit der Umsatzentwicklung bei Van Aalderen sei er zufrieden. „Wir schreiben zwar noch keine schwarzen Zahlen, aber mit etwas Feintuning wird dies auch bald soweit sein“, gibt er sich optimistisch. 1.700 Kunden habe van Aalderen mit ins Unternehmen gebracht, „wenn 30 davon die gleichen wie unsere sind, dann war das schon viel“. Der Vorteil der Zusammenarbeit: „Wir kaufen zusammen ein, haben die gleiche Finanzteilsteuerung. Den Verkauf und die Logistik machen die eh gut.“ Die Frage, ob er noch weitere Akquisitionen plant, beantwortet van’t Hof mit einem Bond-Zitat: „Sag niemals nie.“

39.156 Kunden spuckt das TTI-Vertriebssystem aus. Per Knopfdruck kann van’t Hof diese ermitteln. Das Hauptgeschäft laufe in den Beneluxländern, Deutschland, Frankreich und Italien. Alles über eine Plattform in vier verschiedenen Sprachen. Auf eigenen 18.000 Quadratmetern in Numansdorp und weiteren 4.000 gemieteten Quadratmetern in der unmittelbaren Nachbarschaft wird das Geschäft von T.T.I. abgewickelt. 140.000 Reifen lagern in den Hallen. 2016 war ein erfolgreiches Jahr für den Großhändler. Sailun und Rovelo seien gut gelaufen, „es gab stabile Umsätze“. Er nennt ein Wachstum im Umsatz und Bruttogewinn von neun Prozent gegenüber 2015.

„Der Markt ist einfach chaotisch“

Steigende Rohstoffpreise am Anfang des Jahres: Hier sah der Großhändler erst mal kein Problem, „denn wir haben stabile Partner“. Durch den Engpass an „Billigreifen“ könnten sogar die Preise und damit auch die Margen steigen, „das hängt aber auch von der Intelligenz des Marktes ab und ehrlich gesagt, da genau liegt das Problem. Wenige Branchen sind so schlecht organisiert wie die Reifenbranche. Das fängt beim Produzenten an, geht über den Großhändler bis hin zum Kunden. Der Markt ist einfach chaotisch.“ Die wieder gesunkenen Rohstoffpreise sorgen wieder für Unruhe, „die europäischen Hersteller erhöhen die Preise, die chinesischen Hersteller nicht und das ist schwierig den Kunden zu erklären“.

christine.schoenfeld@reifenpresse.de

 

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