Deutsche Flottenmanager setzten häufiger auf Fahrerschulungen als auf Telematik

Die Mobilitätserhaltung der Fahrzeuge hat oberste Priorität im Tagesgeschäft von deutschen Flottenmanagern, so das Ergebnis einer aktuellen Studie von Goodyear. Das Marktforschungsinstitut Dataforce hat im Auftrag des Reifenherstellers Telefoninterviews mit mehr als 300 deutschen Flottenmanagern geführt, die einen Fuhrpark mit ziehenden Lkw ab 16 Tonnen betreiben.

Sieben Prozent der Flotten haben 50 oder mehr Lkw, 17 Prozent zwischen 20 und 49 Lkw, 38 Prozent zwischen 10 und 19 Lkw und weitere 38 Prozent zwischen fünf und neun Lkw. Dabei zeige die Studie: Um zu verhindern, dass Fahrzeuge infolge von Pannen ausfallen, setzen fast alle Teilnehmer (93 Prozent) auf Fahrerschulungen. Sie lassen ihre Fahrzeuge darüber hinaus regelmäßig von einem Fachmann warten, entweder in einer eigenen Werkstatt (54 Prozent) oder im Rahmen eines externen Wartungsvertrags (58 Prozent). Überraschend: Nicht einmal sechs von zehn Befragten (56 Prozent) nutzen zur Mobilitätserhaltung ihrer Fahrzeuge Telematik. Die Hälfte (50 Prozent) setzt wiederum ein Luftdruckkontrollsystem ein. „Obwohl die Relevanz einer mobilen Flotte mit möglichst geringen Ausfallzeiten erkannt wird, schöpfen deutsche Flottenmanager das Potential moderner Telematiksysteme mit Frühwarnfunktion noch nicht voll aus“, kommentiert Dieter Schölling, Director Commercial Tires D-A-CH bei Goodyear.

133 der 309 Teilnehmer nutzten noch keine Telematik, und fast 80 Prozent von ihnen (106 Teilnehmer) wollten in den nächsten zwölf Monaten auch kein System anschaffen – hierunter immerhin 40 Flotten mit 10 bis 19 Lkw und 11 Flotten mit 20 bis 49 Lkw. „Insbesondere kleinere Flotten könnten der kurzfristigen Finanzplanung Vorrang vor einer langfristigen Nutzenbetrachtung einräumen“, vermutet Schölling. „Andere wiederum könnten die technische Komplexität eines Systems scheuen“, so der Experte weiter.

Nutzung zur GPS-Ortung und Disposition sowie Routenoptimierung beliebt

 Dabei biete moderne Telematik zahlreiche Vorteile. Die Studienteilnehmer, die ein System einsetzen, hätten es am häufigsten zur GPS-Ortung der Fahrzeuge für die Disposition (86 Prozent) genutzt. 69 Prozent werteten darüber hinaus Fahrerdaten zu Schulungszwecken aus, und 65 Prozent hätten ihr System zur Routenoptimierung genutzt, heißt es in einer Mitteilung. Rund die Hälfte der befragten Anwender (48 Prozent) verwende Telematik außerdem zur Fahrzeugdatenübertragung, um auf dieser Grundlage die Prozesse rund um die Wartung der Lkw weiter optimieren zu können. „Insbesondere im Bereich der sogenannten ‚Predictive Maintenance‘ bieten moderne Systeme einen enormen Mehrwert. Wenn es gar nicht erst zu einem Schaden kommt, weil das Problem frühzeitig erkannt und behoben wird, spart der Flottenmanager nicht nur die Kosten zur Schadensbehebung, sondern minimiert auch die Ausfallzeit des Fahrzeugs“, bringt es Schölling auf den Punkt.

Nicht einmal jeder Vierte nutzt die vom Fahrzeughersteller angebotene Intelligenz im Fahrzeug

 Hinsichtlich der Frage, von welchem Anbieter die Telematik-Nutzer ihre Systeme beziehen, überrascht die Studie: Nur 24 Prozent von ihnen haben sich für die Lösungen der Fahrzeughersteller entschieden, die beim Kauf angeboten wurden. Fast doppelt so viele, 46 Prozent, haben die Hardware und den Aufbau des Systems hingegen bei einem externen Dienstleister eingekauft, 15 Prozent darüber hinaus auch den Betrieb des Systems und die Auswertung der Daten. Ebenfalls erstaunlich: Ganze 16 Prozent der Telematik-Nutzer haben Zeit und Geld in die Entwicklung eines eigenen Systems investiert. Fraglich bleibt, welche Lösungen sich langfristig am Markt durchsetzen werden. Hierzu Schölling: „Systeme, die nur Daten übermitteln – etwa die Information über eine drohende Panne – werden in Zukunft nicht ausreichen. Neben der Information braucht der Spediteur auch eine Lösung des Problems, wie sie zum Beispiel ein reichweitenstarkes Servicenetzwerk anbieten kann.“

Die Studie zeige außerdem: Neben der Mobilitätserhaltung ist für die deutliche Mehrheit der deutschen Flottenmanager (54 Prozent) der Fahrermangel die aktuell größte Herausforderung. Auf Platz zwei, aber mit deutlichem Abstand (11 Prozent), steht die Kraftstoffverbrauchssenkung. sieben Prozent fühlen sich vom Wettbewerb aus Osteuropa bedroht, und fünf Prozent verweisen auf die Erfüllung zukünftiger Gesetzgebung und Verordnungen. cs

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