GTÜ testet Pannensets für Autoreifen

Pffft … Die Luft ist raus. Reifen platt. Viele Autofahrer machen erst beim Zwangsstopp auf der Standspur Bekanntschaft mit dem Pannenset, das den platten Reifen wieder abdichten und mit Druck versorgen soll. Funktioniert das? Die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) hat zusammen mit Auto Bild acht Reparatur-Kits zur Behebung einer Reifenpanne geprüft.

Testsieger mit dem Prädikat „sehr empfehlenswert“ wurde das ResQ Tire Mobility Kit von airMAN, heißt es in einer Mitteilung. Für knapp 50 Euro biete es einen 180-Watt-Kompressor und eine 450-ml-Druckflasche mit Naturkautschuk als Dichtmittel. Der Kompressor pumpe in einem Arbeitsgang das Dichtmittel in den Reifen und sollte bei Stichverletzungen von nicht mehr als sechs Millimeter Durchmesser im Bereich der Lauffläche den erforderlichen Reifendruck liefern, um notfalls bis zu 200 Kilometer weit zur nächsten Werkstatt zu kommen.

Auf den weiteren Plätzen folgten drei empfehlenswerte Pannensets, nämlich das Reifenpannenset von Elastofit sowie das 1-2-Go Kit 2 Step Tire Repair von Terra-S und Pannex – Die schnelle Hilfe bei Reifenpannen. Alle drei setzten ebenfalls auf die Kombination Kompressor und Dichtmittel wie auch das von den GTÜ-Testern als „bedingt empfehlenswert“ eingestufte Smart repair von slime. Als ebenso „bedingt empfehlenswert“ habe sich laut den Testern der Reifen Pilot von Holts mit seiner klassischen Aerosol-Spraydose, die den defekten Reifen gleichzeitig mit Dichtmittel und Druck versorgen soll, erwiesen. Das AIO Comfort Plus Reifendichtmittel von Premium-Seal und Dunlops Reifenreparaturset hätten die Testkriterien nicht erfüllt, heißt es weiter. Im Fall von Premium-Seal habe bei mehrfachen Versuchen jedes Mal nach wenigen Sekunden die Dichtmittelzufuhr blockiert, sodass sich der Reifen überhaupt nicht befüllen ließ und bei Dunlop habe der maximale Druckaufbau von 0,6 bar schlicht nicht ausgereicht, um die Testfahrt antreten zu können.

So hat die GTÜ getestet

Wichtigstes Kapitel im GTÜ-Vergleichstest war die Wirkungsprüfung der Pannensets. Für die Testkandidaten galt es, einen platten 17-Zoll-Reifen mit einem 6 Millimeter Durchstich am Rande der Lauffläche abzudichten und möglichst auf 2,5 bar wieder aufzupumpen. So sollte auch nach mehr als zehn Kilometern eine weitgehend risikolose Fahrt bei Tempo 80 notfalls durch wiederholtes Aufpumpen mit Hilfe des im Set enthaltenen Kompressors möglich sein. Weitere Druckmessungen nach einer Stunde und nach 24 Stunden gaben ebenfalls Aufschluss darüber, wie gut die Sets dichtgehalten haben.

Ergebnis der Tester: „Keines der Sets hatte den Reifendurchstich absolut perfekt abgedichtet. Aber selbst nach einem Tag lag der Druck bei airMAN und Elastofit immer noch nahe des Ausgangswertes um 2,4 bar. Bei Terra-S zeigte das geeichte Manometer der GTÜ-Prüfer nach einer Stunde noch fahrfähige 2,013 bar, aber nach 24 Stunden nur noch 0,808 bar an. Pannex hielt nach 10 Kilometer Testfahrt noch 1,682 bar Reifendruck. Der fiel allerdings nach einer Stunde auf 1,017 bar ab und nach 24 Stunden auf den Wert Null. Slime lieferte bereits nach 10 Kilometer Fahrstrecke nur mehr bedenkliche 1,239 bar und schon nach einer Stunde mit 0,128 bar fast keinen Reifendruck mehr. Das spezielle Problem von Holts Reifen Pilot: Der Druck in der Füllflasche reichte von Haus aus nur für bestenfalls knapp 1,461 bar. Ein weiteres Aufpumpen mit Kompressor ist aber nicht möglich, da das System ausschließlich auf den Druck aus der Flasche vertraut. Zuwenig, um die Teststrecke von 10 Kilometern wirklich sicher zu absolvieren.

In weiteren Tests der GTÜ-Experten ging es unter anderem um Fragen der Qualität, der Handhabung, der Sicherheit und der Kosten. Das ResQ Tire Mobility Kit sammelte da weiter fleißig Punkte. Zum Beispiel weil es über den leistungsstärksten Kompressor im Testfeld verfügt. Oder weil Konkurrenten wie Elastofit, Pannex und slime anstelle von Druckflaschen mit eher unpraktischen von Hand zu quetschenden Dichtmittelflaschen arbeiten. Obendrein muss zum Einfüllen des Dichtmittels auch noch der Ventilkern herausgedreht werden.

Zusatzpunkte konnten die Testkandidaten auch mit Extras erzielen, wenn zum Lieferumfang etwa Warnweste, Handschuhe oder zusätzliche Beleuchtung für Einsätze bei Dunkelheit gehörten oder Adapter für den Kompressor zur Verwendung im Freizeitbereich, um Bälle, Luftmatratzen oder Fahrradreifen aufzupumpen. Zusatzpunkte, die sich im besonderen Maße die beiden Erstplatzierten, nämlich airMAN und Elastofit verdienten.

BRV: Getestete Sets sind keine Reifenreparatur

Der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) kritisiert die Sprachwahl des GTÜ und weist darauf hin, dass die getesteten Pannensets zur Behebung einer Reifenpanne nur ein temporärer Notbehelf nach einem eingetretenen Reifenschaden für eine gegrenzte Mobilitätssicherung darstellen. Eine Reifenreparatur seien sie nicht. Denn die sei nach § 36 StVZO genau definiert.  cs

 

 

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