Gleicher Reifentest + zusätzliche Disziplin = neuer Sieger

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Wie aus einem Drittplatzierten bei einem Reifentest ein Siegertyp in einem anderen wird, können ganz aktuell Leser der Zeitschrift Firmenauto nachvollziehen. Zumindest wenn sie deren jüngst veröffentlichten SUV-Ganzjahresreifentest mit dem im vergangenen Herbst bei Auto Motor und Sport (AMS) erschienenen Pendant vergleichen. Denn beide beruhen hinsichtlich der fahrdynamischen Disziplinen auf Schnee, bei Nässe und Trockenheit sowie in Sachen der Umweltwertung auf exakt denselben Messdaten – eingefahren in der Dimension 215/60 R17 H/V mit einem Opel Mokka. Dennoch hat AMS damals Goodyears „Vector 4Seasons“ zweiter Generation mit dem Prädikat „empfehlenswert“ zum Sieger gekürt vor den „noch empfehlenswerten“ Modellen „CrossClimate“ und „Weatherproof SUV“ der Hersteller Michelin bzw. Nokian sowie dem von dem Blatt für „bedingt empfehlenswert“ gehaltenen „Quatrac 5“ der Marke Vredestein, während bei dem anderen Magazin nun der Nokian-Reifen den Test gewinnt vor den Produkten von Goodyear, Michelin und Vredestein. Wie das sein kann, lässt sich relativ erklären. Die Frage danach, was genau mit diesem lauen Aufguss des AMS-Tests aus dem vergangenen Jahr bezweckt wird, wissen wohl nur die Initiatoren des Ganzen bei Firmenauto dem hinter dem Blatt stehenden ETM-Verlag.

Dieses Magazin hat im direkten Vergleich zu AMS einerseits die zusätzliche Wertungskategorie Kosten eingeführt und andererseits die Gewichtung der Einzeldisziplinen entsprechend angepasst bzw. anpassen müssen. Zwar gehen die Schneeeigenschaften und die Leistung auf trockener Piste hier wie da zu jeweils 20 Prozent in die Gesamtwertung ein und die Nässeeigenschaften zu 40 Prozent. Doch bei den restlichen 20 Prozent kommt es dann zu Unterschieden: Die Umweltwertung macht bei Firmenauto nur 15 Prozent aus, während die Kosten fünf Prozent zur durchschnittlichen Gesamtpunktzahl beisteuern. Da AMS das Kostenthema überhaupt nicht mit in seine Betrachtungen mit einbezogen hat, stehen dort insofern einzig und allein die Umweltkriterien (Rollwiderstand, Reifen-Fahrbahn-Geräusch) für den bis dahin in der Bilanz an 100 Prozent fehlenden Anteil. Angesichts des äußerst knappen Ausganges des letztjährigen SUV-Ganzjahresreifentests, bei denen die ersten Drei untereinander in der Gesamtwertung höchstens ein oder zwei Zehntelpunkte auseinanderlagen, lässt die Kostenbeurteilung bei der Zweitverwertung des AMS-Vergleiches durch Firmenauto nun allerdings den „Weatherproof SUV“ an den Goodyear- und Michelin-Reifen vorbeiziehen. Denn der Nokian-Reifen erhält hierbei die bestmögliche Punktzahl zehn

Das ist letzten Endes das Zünglein an der Waage, das ihm bei Firmenauto zum Testsieg, der Gesamtbewertung „gut“ und einer Empfehlung durch das Blatt verhilft. Die anderen drei mitgetesteten Reifen werden demgegenüber übrigens für „befriedigend“ gehalten. Man fragt sich allerdings unmittelbar, warum ein Magazin, das sich mit Blick auf seinen Titel in erster Linie ja wohl mit für gewerbliche Flotten interessanten Themen auseinandersetzt, bei der Kostenbewertung einzig und allein den Anschaffungspreis der geprüften Reifen heranzieht und nicht etwa ihr Verschleißverhalten bzw. die mit ihnen erzielbare Kilometerlaufleistung. Gerade für Fuhrparkmanager dürfte dies im Zusammenhang mit dem Kostenblock doch eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielen, oder? Wer sich abgesehen davon darüber hinaus noch wundert, wie eine Publikation weitestgehend dieselben Testergebnisse einer anderen gewissermaßen als „alter Wein in neuen Schläuchen“ auf den Markt wirft, der sei darauf verwiesen, dass Firmenauto ein Titel der Stuttgarter EuroTransportMedia Verlags- und Veranstaltungs-GmbH (kurz: ETM-Verlag) ist – ein Gemeinschaftsunternehmen von Dekra, VF Verlagsgesellschaft und der Motorpresse Stuttgart, wobei zum Titelportfolio Letzterer unter anderem wiederum eben gerade AMS zählt. christian.marx@reifenpresse.de

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