„Strategische Säulen“: TA Tyre Alliance nimmt Fahrt auf und definiert konkrete Konzepte und Ziele

Nachdem Anfang August die regionalen Reifengroßhändler Burkhardt, Semex, Specht, Straub und Tanski die TA Tyre Alliance GmbH gegründet haben, haben die fünf Partner mittlerweile die Gründungsphase ihres Handelsverbunds abgeschlossen. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert Reimund Wolfmüller, wie die Reaktionen aus dem Markt auf die Gründung waren und wie nun die konkreten Pläne für die nähere Zukunft aussehen. Der Tyre-Alliance-Geschäftsführer betont dabei, die Gesellschafter wollten lieber mit Ergebnissen, anstatt mit Ankündigungen überzeugen und sähen sich nicht unter einem zeitlichen Druck. Auch wenn die fünf Großhändler durchaus als heterogen zu bezeichnen sind, liege gerade darin deren Stärke, so Wolfmüller weiter und lässt keine Zweifel an der Entschlossenheit aufkommen, der Markt – also Händler, Hersteller und auch die fünf Gesellschafter – könnten von einer erfolgreichen TA Tyre Alliance profitieren.

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Eine entsprechende ähnliche Zusammenarbeit auch auf institutionalisierter Ebene zwischen Reifengroßhändlern gibt es in Deutschland bisher nicht, folglich ist das Konzept der TA Tyre Alliance hierzulande ein Novum. Das Ziel der Zusammenarbeit ist dabei klar: Man will Reifenhändlern und Herstellern ein Vermarktungskonzept bieten, in deren Mittelpunkt die TA Tyre Alliance und deren fünf Gesellschafter als Mittler zwischen Handel und Hersteller ein besseres, einfacheres und profitableres Geschäft machen können. Jeder der fünf TA-Gesellschafter sei dabei in der Lage, im Sinne eines Best Practice dem anderen zu helfen und über die jeweiligen Kernkompetenzen große Synergiepotenziale anzubieten.

Dreh- und Angelpunkt des Konzeptes ist dabei der enge Kontakt zum Reifenhändler, gerade zum Reifenhändler, der klassischerweise nicht zu den Key Accounts der Reifenindustrie gehört, also im Großhandel kauft. Die große Nähe zu diesen Kunden wird dabei unterstützt durch die individuellen und physisch vorhandenen Reifenlager der fünf Tyre-Alliance-Gründer und vor allem auch durch die Bedienung der Kunden mit einem eigenen Fuhrpark – auch und insbesondere während der Hochsaison, wenn logistische Fähigkeiten den Unterschied machen.

Nachdem Anfang August die Mitteilung über die Gründung der TA Tyre Alliance GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main die Runde im Markt machte, fielen die Reaktionen durchweg positiv aus, so Reimund Wolfmüller. Selbst Skeptiker des Projektes hätten Zuspruch geäußert und das noch im Detail zu definierende und vor allem umzusetzende Konzept eines Großhandelsverbunds als „absolut interessant“ bezeichnet. Dies wundert nicht, wird doch überall im deutschen und im europäischen Reifengroßhandel an Konzepten gefeilt, wie die dem Geschäft innewohnende Margenschwäche beherrschbar wird. Auch wenn Reimund Wolfmüller die Gründung der TA Tyre Alliance auch als „Zweckbündnis“ beschreibt, diene der Handelsverbund doch schließlich einem gemeinsamen Zweck, so sehe er darin doch alles andere als eine Gründung aus der Schwäche eines bestimmten Geschäftsmodells heraus. Den fünf Gesellschaftern gehe es um das gemeinsame Ziel, ihr Produkt, also ihre Großhandelsdienstleistung, mit allem was landläufig dazu gehört, so erfolgreich wie möglich zu vermarkten.

Unter diesem Logo tritt die neu gegründete TA Tyre Alliance GmbH zukünftig am Markt auf

Unter diesem Logo tritt die neu gegründete TA Tyre Alliance GmbH zukünftig am Markt auf

Nach der Gründungsphase der GmbH haben die Gesellschafter der TA Tyre Alliance, ihre beiden Berater Michael Borchert und Norbert Busch sowie Geschäftsführer Reimund Wolfmüller mittlerweile mehrere „strategische Säulen“ definiert, die den Handelsverbund voran bringen und ihn vor allem aus der Projektphase in die Umsetzungsphase geleiten sollen. Absolut tragende strategische Säule der TA Tyre Alliance – deren Fundament sozusagen – ist das Vermarktungskonzept als solches. Die TA-Gesellschafter wollen dabei vor allem als Handelsverbund im Markt auftreten, der großflächig „die Lücke zwischen Hersteller und Handelskunden schließt“. Es gebe viele Handelskunden im Markt – ob Reifenhändler, Autohäuser, Tankstellen oder Kfz-Werkstätten – die für Hersteller überaus interessant sind, auf die sie aber nur einen begrenzten Zugriff haben bzw. nehmen. „Wir wollen Marken gemeinsam mit dem Hersteller attraktiver für Kleinkunden machen“, betont Wolfmüller und denkt dabei an „ein sehr, sehr breites Markenspektrum“, das auch in Zukunft durch die fünf (derzeitigen) TA-Gesellschafter angeboten werden soll. Dabei wollen die fünf Großhändler aber nicht nur Reifen als Mittler im Einzelhandel unterbringen, sondern – wichtig für die Motivation der Hersteller und der Händler – sie wollen darüber hinaus sogenannte „Mehrwertangebote“ der Industrie, die ansonsten niemals beim sogenannten Kleinkunden ankommen, weitergeben und damit für eine noch intensivere Bindung sorgen. Eine Abhängigkeit von der Unterstützung der Industrie bei der Errichtung dieser ersten strategischen Säule des Handelskonzepts sieht Reimund Wolfmüller nicht und er wüsste auch nicht, was diese gegen das Angebot einer Zusammenarbeit einzuwenden haben könnte; der Handelsverbund biete Händlern wie Herstellern diverse Vorteile, die durchaus zu honorieren seien.

Die zweite strategische Säule, auf der die TA Tyre Alliance ruht, ist die Logistik. Die fünf Gesellschafter des Handelsverbunds betreiben in Deutschland fünf real existierende Zentrallager mit einer Lagerkapazität von immerhin 1,4 Millionen Reifen sowie jeweils ihre eigene Auslieferungsflotte; die Reifengroßhändler Burkhardt, Semex, Specht, Straub und Tanski sind folglich in ihren jeweiligen Gebieten immer nah dran am Kunden und können dementsprechend auch in den Saisonspitzen liefern, so der TA-Geschäftsführer weiter. Sollte zukünftig der Handelsverbund weiter wachsen, wofür es Wolfmüller zufolge mögliche Interessenten gibt, ohne dass man mit diesen bereits konkret sprechen würde, so würde die Tyre Alliance damit noch attraktiver für Hersteller werden. Die Partner würden Herstellern ein Mehr an Sicherheit und auch ein Mehr an Volumen bieten.

Die dritte und zunächst letzte strategische Säule, auf der die TA Tyre Alliance stehen soll, sind die zu erwartenden Synergien. Gerade hier sehen Beobachter des neuen Handelsverbunds einen der zentralen Antriebe der Gesellschafter: Synergien bedeuten Kostensenkungen (auch wenn zunächst ein finanzieller Aufwand zu betreiben ist), Effizienzsteigerungen und bessere Dienstleistungen für Kunden und Lieferanten. Ein Beispiel für mögliche Synergien unter dem Dach der TA Tyre Alliance ist die IT, hier insbesondere das Shopsystem der beteiligten Großhändler. Auch wenn es Wolfmüller zufolge aktuell keinen Plan für die Entwicklung eines einheitlichen oder gar gemeinsamen „TA-Shops“ gibt, scheint es zumindest im Sinne der vorgenannten Best Practices sinnvoll, vom Besten in diesem Zusammenhang zu lernen und möglicherweise dessen Shopsystem zu adaptieren. Weitere Felder für mögliche Synergien sieht der Geschäftsführer etwa in den logistischen Abläufen in den jeweiligen Lagern oder im Flottengeschäft. Ihm zufolge habe jeder der derzeit beteiligten Großhändler ureigene Stärken, die er in den Handelsverbund einbringen könne und auch einbringen wolle.

Etwas, das hingegen keinerlei Option ist und außerdem „gegen die „Philosophie der Tyre Alliance spricht“, betont Reimund Wolfmüller, ist die Errichtung eines einzigen physischen TA-Zentrallagers als Ersatz für die fünf Einzellager. Nur über die Nähe zum Kunden könne man – gerade in den Saisonspitzen – die Lieferzeiten kurz halten; dies sei einer der zentralen Vorteile, die die beteiligten Reifengroßhändler mit ihren Lagern bieten können. Darüber hinaus gehöre die Vernetzung der Lager aber sehr wohl zum Konzept. Darüber ließe sich „mit Blick auf die Kundenzufriedenheit“ viel erreichen. Man denke sogar darüber nach, ob Bestellungen zukünftig noch regelmäßig vom Auftragnehmer ausgeliefert werden müssen oder ob nicht mitunter auch Großhändler A für Großhändler B die bestellte Ware liefert (vorausgesetzt natürlich, sie ist auch vorrätig) und die Bestellung intern unter dem Dach der Tyre Alliance verrechnet wird. Kunden könnten auf diese Weise schneller und gegebenenfalls effizienter bedient werden, meint Wolfmüller. So weit sei man allerdings noch längst nicht.

Weiterhin betont man bei der TA Tyre Alliance, dass ein gemeinsamer Einkauf in Schritt eins nicht die höchste Priorität hat, aber als Zukunftsvision bereits auf dem Strategiepapier stehe. Man wolle ein Handels- bzw. Händlerverbund sein, dessen Gegenstand in der gemeinsamen Vermarktung liege. Investitionsunterstützungen von Seiten der Partner „für eine qualitativ hochwertige Vermarktung mit innovativen Ansätzen und bereits vorhandenen Möglichkeiten“ sollen sich im gesamten Konzept des Verbundes absatzfördernd auswirken, schließlich möchte man ja gemeinsam formulierte Ziele umsetzen. Schlussendlich sei „das Allerwichtigste für den Erfolg, wie intensiv und eng stehen die einzelnen Gesellschafter zusammen“, die Gruppe habe im einzelnen differenzierte Leistungsangebote und könne somit alle Marktsegmente bedienen. „Sie ist damit flexibel auf einer effizienten Kostenbasis aufgestellt“, unterstreicht Reimund Wolfmüller abschließend. Dass das Vertrauen untereinander groß ist, muss man allein mit Blick auf die Gründung der GmbH voraussetzen. Auch wenn die fünf beteiligten Gesellschafter in ihren jeweiligen Strukturen eher von Unterschiedlichkeiten als von Gemeinsamkeiten geprägt sind, müsse man gerade darin deren große Homogenität sehen, dass sie eben alle „vertrauensvoll und ehrlich zusammenarbeiten“ wollen, und zwar „im Sinne des gemeinsamen Erfolges“. arno.borchers@reifenpresse.de

 

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