Worten folgen Taten: zwei Conti-Akquisitionen

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Vor Kurzem erst hatte Nikolai Setzer, Conti-Vorstandsmitglied und verantwortlich für die Reifensparte des Konzerns, mit Blick auf mögliche Zukäufe des Unternehmens davon gesprochen, dass man die finanziellen Möglichkeiten dafür hätte. Aus dem, was sich da noch wie bloße Gedankenspiele vernahm, ist inzwischen etwas Konkretes geworden. Denn mit der Übernahme des US-amerikanischen Rennreifenspezialisten Hoosier Racing Tire aus Lakeville (Indiana) will der Automobilzulieferer, Reifenhersteller und Industriepartner seine „führende Technologiekompetenz“ weiter ausbauen. Das ist aber nicht die einzige Akquisition im nordamerikanischen Markt, zumal man außerdem noch einen Mehrheitsanteil an dem auf Flottenmanagementlösungen spezialisierten Unternehmen Zonar Systems Inc. mit Sitz in Seattle im US-Bundesstaat Washington erworben hat. Über die Höhe des Kaufpreises wurde in beiden Fällen Stillschweigen vereinbart.

Der Kauf von Hoosier Racing Tire wurde am 3. Oktober abgeschlossen. Das 1957 gegründete Unternehmen, das aktuell rund 500 Mitarbeiter beschäftigt und weltweit als einer der größten Hersteller von Rennreifen gilt, befand sich bis zum Verkauf an Continental Tire the Americas in Privatbesitz. Doch auch schon vor der Akquisition haben beide Seiten demnach schon siebe Jahren zusammengearbeitet bei verschiedenen Entwicklungs- und Motorsportprojekten. „Die Geschäftsleitung von Hoosier hat ein echtes Vorzeigeunternehmen geschaffen. Wir sind überzeugt davon, dass Hoosier sehr gut aufgestellt ist, um auch künftig klar auf Wachstumskurs zu bleiben und freuen uns darauf, Hoosier durch unser ergänzendes Know-how und unser ausgedehntes Netzwerk auf dem eingeschlagenen Kurs zu unterstützen. Die Geschäftsleitung von Hoosier bleibt auch in Zukunft für das Rennreifengeschäft verantwortlich. Wir stehen voll hinter den Mitarbeitern und dem gesellschaftlichen Umfeld, in dem Hoosier agiert. Vor allem freuen wir uns auf die künftige Zusammenarbeit, um gemeinsam noch rascher zu wachsen“, sagt Dr. Jochen Etzel, CEO von Continental Tire the Americas LLC.

„Diese Übernahme ist ein eindrucksvolles Beispiel der konsequenten Umsetzung unserer langfristigen Wachstumsstrategie ‚Vision 2025’ mit Schwerpunkt auf der strategischen Planung und konsequenten Umsetzung technologischer Innovationen. Die Übernahme von Hoosier Racing Tire ist eine vielversprechende Ergänzung unseres Produktportfolios und unterstützt unsere Wachstumsstrategie, vor allem im Ultra-High-Performance-Segment“, meint Nikolai Setzer. Conti sei ständig auf der Suche nach neuen Kompetenzen, und die Übernahme werde eine Fülle interessanter Chancen für die Mitarbeiter beider Unternehmen eröffnen, heißt es weiter. „Continental und Hoosier eint die Vision weiteren Wachstums und hervorragender Verkaufszahlen. Hoosier hat als Marke einen sehr hohen Bekanntheitsgrad, ein hoch motiviertes Team, etablierte Kundenbeziehungen und ein erstklassiges Produktportfolio. Durch die Übernahme wird Hoosier Teil einer noch stärkeren und nachhaltigeren Gemeinschaft, wodurch der Weg für weitere Erfolge geebnet wird“, so die Hoosier-Vorstandsvorsitzende Joyce Newton. Hoosier genieße seit vielen Jahren einen erstklassigen Ruf, gegründet auf starken Lieferanten- und Kundenbeziehungen dank überragendem technischem Know-how, erstklassiger Produktqualität, herausragendem Kundendienst und konstant hoher Performance.

Abgesehen von dem Zukauf in Sachen Reifengeschäft hat Conti außerdem noch seine Aktivitäten um Bereich Nutzfahrzeugflottenmanagement mit dem Erwerb von insgesamt knapp 81 Prozent der Anteile an der Zonar Systems Inc. ausgebaut. Die restlichen gut 19 Prozent der Anteile an dem Unternehmen mit seinen insgesamt 330 Mitarbeitern verbleiben im Besitz der Daimler AG. Die Transaktion hat zwar die erforderliche Zustimmung der Anteilseigner von Zonar bereits erhalten, für den Abschluss des Kaufes sind aber noch die Freigaben der Kartellbehörden erforderlich. Den Vollzug des Deals erwartet Conti daher für Mitte des vierten Quartals 2016. Mit der Mehrheitsbeteiligung erweitere der deutsche Konzern seine Präsenz auf dem US-Markt, wobei kombiniert – sagt Conti – „ein weltweit führender Anbieter von Flottenmanagementlösungen“ entstehe. Dank der Bündelung der komplementären Stärken beider Seiten sollen nun zusätzliche Lösungen für intelligentes Flottenmanagement entwickelt bzw. angeboten werden können. Der Kaufvertrag wurde jedenfalls am 23. September unterzeichnet, wobei ungeachtet dessen Daimler Trucks North America LLC als jetziger Zonar-Minderheitseigner gleichwohl sein „fortwährendes Engagement im Unternehmen“ bekräftigt.

„Mit diesem Schritt erweitern wir unser Portfolio sowie unser Know-how im Bereich Mobility-Services. Darüber hinaus stärken wir unser regionales Gleichgewicht, indem wir in einen Anbieter von Lösungen für das Flottenmanagement in den Vereinigten Staaten investieren. Damit verschaffen wir uns Zugang zu einer breiten Kundenbasis und bestehenden Verkaufskanälen“, erläutert Helmut Matschi, Leiter der Division Interior und Vorstandsmitglied von Continental, den Investitionsschritt. „Wir sind gespannt auf ein neues Kapitel in der Geschichte von Zonar. Wir werden hierbei von einer angesehenen Weltmarke unterstützt. Das Continental-Team versteht, dass wir unsere Märkte als flexibles, innovatives und kundenorientiertes Unternehmen bedienen müssen, wie wir es seit 15 Jahren tun“, meint Zonar-Präsident Ian McKerlich. „Kunden erhalten dieselbe produktive Zusammenarbeit und Innovation, die sie von Zonar gewohnt sind, sowie zusätzliche technologische Ressourcen, Kompetenzen und Lösungen von Continental“, ergänzt er.

Zonar wurde 2001 gegründet und ist mit einer patentierten Betriebstechnologie in Bezug auf intelligente Flottentelematik in allen relevanten Märkten für Nutzfahrzeugtransporte unterwegs. Dazu sollen Nutzfahrzeugflotten sowie Flotten für den Berufskraftverkehr und die Personenbeförderung gehören. Das gesamte Lösungsangebot fördere die Sicherheit im Straßenverkehr, die Betriebseffizienz und einen verringerten Kraftstoffverbrauch, heißt es. Eingebunden in diese Lösungen sind demnach sowohl die Fahrer als auch die Abläufe der Abfertigung und Verwaltung. Zu den nennenswerten Patenten zählen das einzigartige „Electronic-Verified-Inspection-Reporting“-System, das heute auf dem Markt vielfach eingesetzt wird und die vorschriftsmäßige Durchführung der Inspektionen vor und nach den Fahrten sicherstellt. Die Tablet-Technologie des Unternehmens soll über eine AOBRD-Herstellerbescheinigung verfügen und ELD-fähig sein. Zonar ist darüber hinaus exklusiver EAR-Partner der Virtual-Technician-Lösung von Daimler Trucks North America, die in mehr als 200.000 Lastkraftwagen von Daimler installiert ist.

„Durch die Integration der neuen intelligenten Technologielösungen können wir unsere bestehenden Dienstleistungen im Bereich Flottenmanagement weiter verbessern. Darüber hinaus können wir im Hinblick auf Ferndiagnosen für Nutzfahrzeuge unsere bestehenden Continental-Diagnosefähigkeiten durch neue Backend-Services ausbauen“, so Dr. Michael Ruf, Leiter des Geschäftsbereichs Commercial Vehicle & Aftermarket bei Continental, wo die Akquisition integriert wird. „Durch die Investition von Continental in Zonar ergeben sich großartige Möglichkeiten, die besten Hard- und Softwarelösungen auf den amerikanischen Lkw-Markt zu bringen. Daimler Trucks wird seine Partnerschaft mit Zonar in Nordamerika fortsetzen. Wir werden somit auf unserem gemeinsamen Erfolg der vergangenen fünf Jahre aufsetzen, und Zonar wird ein integraler Baustein unserer Vernetzungsangebote in Nordamerika bleiben“, sagt Martin Daum, Präsident und CEO von Daimler Trucks Nordamerika. Mit Abschluss der Transaktion will Conti sein bereits bestehendes Produkt-, Lösungs- und Dienstleistungsportfolio im Bereich Mobility-Services für das Management von Nutzfahrzeugflotten und Handelsaktivitäten erweitern. cm

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