Qualität und Leistung – Runderneuerer Reifenhaus Caspar Wrede sieht sich abseits der Weltmarktwirren

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Zentrale Herausforderung für jeden Runderneuerer in Deutschland und in Europa dieser Tage ist es, den Kundenstamm zu sichern und die Absätze zu halten. Störfeuer gibt es dabei genügend, etwa durch die Millionen an vermeintlichen Billigreifen, die aus Fernost auf den Markt kommen und hier runderneuerte Reifen wie Produkte aus dem Hochpreissegment aussehen lassen, oder auch durch – zumindest in Deutschland – das unsägliche Ende der staatlichen Förderung von runderneuerten Reifen nach dem De-minimis-Förderprogramm. Dass damit aber längst nicht das Ende der Runderneuerung eingeläutet ist, erfuhr die NEUE REIFENZEITUNG jüngst beim Reifenhaus Caspar Wrede. Das fast 90-jährige Unternehmen kann auch weiterhin auf eine nahezu stabile Auftragslage verweisen. Auch wenn Rückgänge zu verzeichnen seien, so Jochen Wrede, so seien diese alles andere als dramatisch. Der Inhaber und Geschäftsführer kann sich dabei auf seinen Kundenstamm verlassen, der intensiv über die elf Filialen in und um Münster betreut wird und der es seit jeher gewohnt ist, dass Qualität und Leistung mitunter wichtiger sind als der niedrigste Preis.

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Das Reifenhaus Caspar Wrede – 1928 in Münster gegründet – profitiert in Bezug auf seine Runderneuerung ganz klar von seiner Unternehmensstruktur. Der Filialist betreibt heute elf Filialen im Münsterland, wobei jede einzelne sich auch schwerpunktmäßig um das Geschäft mit Nutzfahrzeugreifen kümmert; rund die Hälfte der Umsätze stammt dabei aus diesem Geschäft. Entsprechend treffen Kunden und viel Know-how aufeinander und formen die Basis für lange partnerschaftliche Beziehungen. Diese werden dabei gestützt durch ein umfassendes Produkt- und Dienstleistungsangebot, das sich ebenfalls ausschließlich an diesen Kunden ausrichtet.

Das Reifenhaus Caspar Wrede gehört zu den kleineren Runderneuerern in Deutschland und fertigt jährlich rund 3.000 Reifen – allerdings ausschließlich für den Bedarf der eigenen Kunden

Das Reifenhaus Caspar Wrede gehört zu den kleineren Runderneuerern in Deutschland und fertigt jährlich rund 3.000 Reifen – allerdings ausschließlich für den Bedarf der eigenen Kunden

Anders als vielleicht viele andere Runderneuerer in Europa, muss und will man beim Reifenhaus Caspar Wrede eben Reifen nicht runderneuern, um sie auf dem ‚freien Markt’ – im (Preis-)Wettbewerb mit vielen anderen – anzubieten. Wrede in Münster produziert die Reifen und deckt damit den Bedarf seiner eigenen Kunden und ausschließlich seiner eigenen Kunden. Wie Torsten Schwedler, beim Reifenhaus Caspar Wrede als Leiter für den Verkauf insgesamt und den Einkauf von Nutzfahrzeugreifen zuständig, im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert, liege darin einer der großen Erfolgsfaktoren der Wrede-Runderneuerung. Zu diesen kleinen und mittelständischen Flottenkunden unterhalte man seit Jahren, zum Teil seit Jahrzehnten, stabile geschäftliche Beziehungen. Innerhalb dieser Beziehungen hat das Reifenhaus Caspar Wrede eben den Expertenstatus in Sachen Reifen – und daraus ergibt sich ein Produktangebot bestehend aus Neureifen und Runderneuerten, das auch für den Endverbraucher Vorteile auf verschiedenen Ebenen bringt, angefangen bei den Kosten pro Kilometer pro Reifen, wenn er für ein zweites Leben runderneuert wird, bis hin zu offensichtlichen ökologischen Erwägungen.

Dies sind auch die Themen des Lizenzgebers, mit dem das Reifenhaus Caspar Wrede seit acht Jahren zusammenarbeitet: Michelin. Der französische Reifenhersteller konnte damals den Reifenhändler und Runderneuerer aus Münster von seinem Konzept für die Kaltrunderneuerung überzeugen, sodass er sodann Recamic-Partner wurde – einer von derzeit sieben in Deutschland. Bevor man sich an den Lizenzgeber Michelin band, hatte Wrede für seine bereits seit 1938 laufende Runderneuerung in der Regel bei den beiden großen und in Europa fest etablierten Materiallieferanten Kraiburg und Marangoni gekauft. Bereits seit jeher hatte sich der Runderneuerer auf hochwertige Produkte und eine hochwertige Produktion konzentriert.

Man hatte – auch darin kommt die Ausrichtung des Unternehmens auf das Qualitäts- und vor allem das Premiumsegment zum Ausdruck – seit jeher eine enge, gute und „sehr erfolgreiche Beziehung“ zum Neureifenhersteller Michelin, und zwar sowohl bei Pkw- wie auch bei Lkw-Reifen, so Verkaufsleiter Torsten Schwedler, der bereits seit 15 Jahren beim Reifenhaus Caspar Wrede arbeitet. Und seit jeher zählten Michelin-Reifen insbesondere im Nutzfahrzeugsegment immer zu den ‚Klassenbesten’; bei Wrede musste man also nicht lange überzeugt werden, so Schwedler weiter, sich dem Recamic-Netzwerk in Deutschland anzuschließen und Systempartner von Michelin für die Kaltrunderneuerung zu werden. Beim Reifenhaus Caspar Wrede hatte man zuvor niemals Erfahrung mit einem Systemgeber sammeln können, etwa mit Bandag, auch das habe der Entscheidung nicht im Wege gestanden.

Maschinell auf dem Stand: Bei Reifen Wrede ist der Maschinenpark in gutem Zustand, auch der Autoklav für bis zu 13 Reifen, und gewährt hohe Qualitäten

Maschinell auf dem Stand: Bei Reifen Wrede ist der Maschinenpark in gutem Zustand, auch der Autoklav für bis zu 13 Reifen, und gewährt hohe Qualitäten

Gerade in der Umstellungsphase 2008 habe man sich beim Reifenhaus Caspar Wrede produktseitig natürlich neu aufstellen müssen. Nicht nur, dass die Produkte als solche – also die Laufstreifen und Profile – nicht mehr die Althergebrachten waren, sondern die klassischen Michelin-Profile (die auch von so manchem Materialhersteller gerne kopiert werden bzw. wurden). Gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG lobte Produktionsleiter Marco Kemper indes die hohe Qualität der zu verarbeitenden Laufstreifen, die samt und sonders bereits auf Länge vorkonfektioniert geliefert werden: Die Unterseiten der Laufstreifen seien nach dem Abziehen der Schutzschicht bereits vorgeraut und die Stöße passten stets genau.

Eine größere Umstellung habe sich aber aus der Preisstellung von Michelin und den Michelin- bzw. Recamic-Laufstreifen ergeben, die bisher in Oranienburg und in Avallon (Frankreich) von Laurent Reifen und Pneu Laurent gefertigt wurden, nun allerdings durch die Schließung des deutschen Produktionsstandortes bei Berlin nur noch aus Frankreich stammen. Die Recamic-Laufstreifen gehören eben auch preislich in das obere Premiumsegment, bestehen sie doch – wie im Übrigen auch die Michelin-eigene Remix-Heißrunderneuerung – aus den selben hochwertigen Mischungen, so Kemper weiter. Entsprechend bilde sich auch ein anderer Preis, was wiederum zunächst im Verkauf zu verargumentieren war, wie Verkaufsleiter Schwedler sich erinnert. Man habe bei der Umstellung vor acht Jahren zwar mit den Wrede-Kunden über die neue Preisgestaltung reden müssen. Man habe aber in nahezu jedem einzelnen Fall die höheren Einstandskosten eines Recamic-Runderneuerten im Vergleich zu den Produkten vor der Umstellung erklären können, schließlich habe man einen „direkten Zugriff“ auf die Kunden, sprich: eine enge, langjährige Geschäftsbeziehung. Wie Torsten Schwedler weiter betont, liege die Laufleistung eines nach dem Recamic-Verfahren runderneuerten Lkw-Reifens nahezu auf dem Niveau eines neuen Michelin-Reifens, insbesondere dann, wenn im Unterbau auch eine Michelin-Karkasse steckt, was für das Recamic-Verfahren nicht zwingend vorgesehen ist.

Auch beim Reifenhaus Caspar Wrede ist man der Ansicht, dass eine gut gemachte Kaltrunderneuerung einer Heißrunderneuerung in nichts nachstehen muss – von der Optik vielleicht einmal abgesehen. Während es auch Kaltrunderneuerer gibt, die die Seitenwände miterneuern, verzichtet man bei Wrede darauf, außer bei kaltrunderneuerten Reifen für den kommunalen Einsatz, bei denen der Verschleißschwerpunkt auf der Seitenwand und nicht auf der Lauffläche liegt. Dazu bietet Recamic vorgefertigte verstärkte Seitenwände für die Erneuerung an. Dafür könne auch Wrede über die von Michelin patentierte „Bavette“-Technologie, mit der eine Verbindung zwischen dem Flachlaufstreifen und der Seitenwand des Reifens außerhalb des für Scheuer-/Scherkräfte empfindlichen Bereichs per Flügel ein Plus an Sicherheit – auch gegen Ablösungen der Lauffläche – bietet.

Inhaber und Geschäftsführer Jochen Wrede kann sich auf seinen Kundenstamm verlassen, der intensiv über die elf Filialen in und um Münster betreut wird und der es seit jeher gewohnt ist, dass Qualität und Leistung mitunter wichtiger sind als der niedrigste Preis

Inhaber und Geschäftsführer Jochen Wrede kann sich auf seinen Kundenstamm verlassen, der intensiv über die elf Filialen in und um Münster betreut wird und der es seit jeher gewohnt ist, dass Qualität und Leistung mitunter wichtiger sind als der niedrigste Preis

Gerade in Bezug auf die Qualität der Produktion und der fertigen Produkte, ergänzt Produktionsleiter Marco Kemper, spielen die Karkassen eine ganz zentrale Rolle. Beim Reifenhaus Caspar Wrede kann man sich dabei auf die überaus günstige Situation verlassen, dass der Input an Karkassen, über die der Filialist in Betreuung seiner Flottenkunden an den elf Standorten ‚verfügen’ kann, den eigentlichen Bedarf an runderneuerungsfähigen Karkassen übersteigt. Folglich kann Wrede immer wieder auch Karkassen selber weiterverkaufen; selber wird so gut wie nie bei Karkassenhändlern hinzugekauft.

Immer wieder ist im Markt zu hören, eine verlässliche Runderneuerung müsse auch eine lückenlose Shearografie beinhalten. Dazu hat man beim Reifenhaus Caspar Wrede eigene Ansichten. Sicher, bei einer Produktion mit einem jährlichen Output von rund 3.000 runderneuerten Lkw-Reifen drängt sich eine Investition in vielleicht sechsstelliger Höhe nicht unbedingt auf, hat man nur die eigene Kalkulation im Blick. Aber Produktionsleiter Marco Kemper wie auch Verkaufsleiter Torsten Schwedler sind beide der Ansicht, dass eine professionell durchgeführte Sichtprüfung mehr als ausreichend ist, insbesondere dann, wenn man das ‚Vorleben’ der Karkasse beim Kunden durch Flottenchecks schon auf dem Schirm hat und keine Karkassen hinzukaufen muss. Außerdem werden bei Wrede gut zwei Drittel der runderneuerten Reifen im direkten Auftrag auf Kundenkassen produziert. Die Reklamationsquote jedenfalls gibt den beiden Recht, die liegt bei unter einem Prozent. „Das spricht für sich“, ist Schwedler überzeugt.

Dennoch setzt man bei Wrede schon durchaus darauf, mit dem Maschinenpark nicht ins Hintertreffen zu geraten. Erst kürzlich wurde in eine Raumaschine investiert. Eine Investition, über die man beim Reifenhaus Caspar Wrede nie ernsthaft nachgedacht hat, ist die in eine eigene Heißrunderneuerung. Dazu ist der zu erwartende Output einfach viel zu gering; in diesem Zusammenhang spricht man bei Wrede über die Runderneuerung auch als „Manufaktur“. Bis zu Beginn der 1990er Jahre betrieb der Runderneuerer eine eigene Heißrunderneuerung von Pkw- und Lkw-Reifen. Diese wurde dann aber 1991 komplett eingestellt und man konzentriert sich seither ausschließlich auf die Kaltrunderneuerung von Lkw-Reifen. Der Reifenhändler kann aber natürlich auch heißrunderneuerte Remix-Reifen vermarkten und tut dies auch bei Bedarf. Darüber hinaus führt der Team-Gesellschafter Wrede außerdem noch zwei heißrunderneuerte Teamstar-Profile im Sortiment, die das eigene Angebot nach unten hin abrunden sollen. Die Teamstar-Reifen werden durch Marangoni in Italien produziert und von Wrede und den anderen Team-Partnern ausschließlich für den Vertrieb an Flotten genutzt, die über Großverbraucherabkommen mit Servicequadrat betreut werden. arno.borchers@reifenpresse.de

 

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