Vacu-Lug: Produktionsinvestments und Verträge helfen im schwachen UK-Markt

Der Vacu-Lug-Stand auf der jüngsten Commercial Vehicle Show in Birmingham gab einen guten Überblick über das dreigeteilte Geschäft von Vacu-Lug, einem der führenden Runderneuerer Großbritanniens. Dazu gehört das Vacu-Lug Management System (VMS), eine internetbasierte Flottenlösung, dann der Exklusivvertrieb von Westlake-Lkw-Reifen in Großbritannien zusammen mit Zenises, dem globalen Westlake-Partner, sowie drittens das Vacu-Lug-eigene Runderneuerungsprogramm mit zunehmendem Serviceanteil. Zu diesem Programm gehören etwa der neue Antriebsachsreifen Logistik LD01 und der Trailerreifen Logistik LT01 sowie die Duramold-Designs. In Bezug auf seine Runderneuerungsaktivitäten – das Unternehmen hat in Großbritannien einen Marktanteil von rund 20 Prozent – wurde im vergangenen Jahr in eine zweite zwölfsegmentige Hochdruckheizpresse zur Herstellung der Logistik-Reifen sowie in das Fördersystem der Produktion investiert. Außerdem fanden weitere allgemeine Investitionen in Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen statt. Anlässlich der Commercial Vehicle Show in Birmingham sprach die NEUE REIFENZEITUNG kürzlich mit Dave Alsop, dem Fleet Sales Director von Vacu-Lug, über den schrumpfenden britischen Runderneuerungsmarkt und wie der Runderneuerer darauf reagiert.

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Alsop zufolge schrumpfte der britische Runderneuerungsmarkt in den vergangenen drei Jahren um rund 30 bis 40 Prozent. „Vor drei Jahren kamen wir noch auf rund 850.000 runderneuerte Reifen. In diesem Jahr wird der Markt bei nur noch 500.000 bis 550.000 Stück liegen“, so der Fleet Sales Director. Vacu-Lug werde daran „knapp unter 20 Prozent“ Marktanteil halten, „wahrscheinlich aber mehr als das, wenn wir unsere Pirelli-Runderneuerten sowie die Industrie- und EM-Runderneuerten hinzurechnen“. Nachdem Goodyear sich mit der Produktion aus Wolverhampton zurückgezogen hat, bleibt Vacu-Lug in einer kleinen exklusiven Gruppe von großen Runderneuerern in Großbritannien, die ihre besondere Stärke bei Produkten für den Entsorgungssektor sowie bei Industrie- und EM-Reifen haben.

Vacu-Lug hat erst kürzlich durch das EcoVadis-Audit zu den CSR-Richtlinien ein Gold-Standard-Rating erhalten, das in der Regel nur von weniger als fünf Prozent der gerateten Unternehmen erreicht wird

Vacu-Lug hat erst kürzlich durch das EcoVadis-Audit zu den CSR-Richtlinien ein Gold-Standard-Rating erhalten, das in der Regel nur von weniger als fünf Prozent der gerateten Unternehmen erreicht wird

Als ein Privatunternehmen könne Vacu-Lug Alsop zufolge schnell auf neue Anforderungen aus dem Markt und vonseiten der Kunden reagieren. „Wir haben unser Geschäft so aufgestellt, dass wir stets reaktionsfähig sind. Wir sind nur ein kleines Managementteam: Es gibt den Geschäftsführer, die Direktoren für Operations, Sales & Marketing sowie Finance und den Produktionsleiter. Wenn wir also eine Entscheidung treffen müssen, setzen wir uns zusammen und treffen sie.“ Dabei sei dies von besonderer Bedeutung, da einige von Vacu-Lugs Kunden überdurchschnittlich groß sind und entsprechende Anforderungen stellten – wie Veolia in Großbritannien etwa, so Alsop. „Seit 18 Monaten zählen wir Veolia Environment zu unseren Kunden, vermutlich eine der größten Flotten Großbritanniens mit 4.500 Fahrzeugen, angefangen von kleinen Karren in Central-London bis hin zu den großen Tanklastzügen für Flüssigabfälle. Wenn man einen Kunden in der Größenordnung hat, ist es absolut entscheidend, die finanziellen Aspekte gemanagt zu bekommen und schnell auf alles reagieren zu können, was sie wünschen.“

Die Beziehung zu Veolia wurde erst kürzlich illustriert durch das EcoVadis-Audit zu den CSR-Richtlinien von Vacu-Lug, bei dem der Runderneuerer ein Gold-Standard-Rating erhielt, das in der Regel nur von weniger als fünf Prozent der gerateten Unternehmen erreicht wird. Bei dem Audit werden 21 Kriterien berücksichtigt angefangen beim Umweltschutz über Supply Chain bis hin zu den sozialen Verpflichtungen des Unternehmens.

Vor dem Hintergrund der wachsenden Herausforderungen des britischen Runderneuerungsmarktes aufgrund zunehmender Importe aus Fernost und folglich einer tendenziell abnehmenden Menge an runderneuerungsfähigen Karkassen im Markt fragte die NEUE REIFENZEITUNG Dave Alsop, ob dieses Schrumpfen umkehrbar sei. Bei Vacu-Lug glaubt man daran. Alsop dazu: „Ich bin der Ansicht, dass sich die Produkte aus China, die hier sehr, sehr günstig angeboten werden, nicht halten werden. Es gibt hier im Markt bereits Leute die sagen, China schrumpft selber auch und einige der Hersteller fahren vor die Wand. Die können es sich einfach nicht auf Dauer leisten, Produkte anzubieten, die weniger kosten als das Material, die Produktion und der Transport zusammen. Es gibt heute etwa einige neue Antriebsachsreifen in 295/80 zu 80 Pfund auf dem Markt. Wiegt man den, dann weiß man, dass allein das Material mehr kostet. Und der Reifen muss noch transportiert werden und jemand will auch noch daran verdienen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dies nachhaltig ist.“

Auch wenn Alsop nicht glaubt, dass sich kurzfristig etwas bewegen wird, so glaubt er doch, dass der Wendepunkt nah sein muss. Außerdem gebe es politische Aspekte darin, müssten die Importreifen doch irgendwann entsorgt werden, was schließlich „eine ganze Menge Geld kostet“. Bei Vacu-Lug ist man unterdessen mit der eigenen Karkassensituation noch recht zufrieden, so Alsop: Es gebe genügend Karkassen am Markt. Manchmal gebe es Probleme mit Größen wie 11R22,5 und auch gelegentlich 315/80 R22,5; „mit dem Rest haben wir nie Probleme“, so Alsop weiter und erklärt, dass folglich auch keine Einkaufsabkommen für Karkassen notwendig seien – was auch zum Teil an dem geringeren Marktvolumen insgesamt liege.

Kleinere Runderneuerer und solche ohne nennenswerte Flottenverträge seien diejenigen, die am meisten unter dem Wettbewerb durch die Importreifen litten. Alsop: „Wenn Sie beispielsweise einen Antriebsachsreifen für 125 Pfund nehmen, da muss man schon ein verdammt guter Runderneuerer sein, um dabei noch Geld zu verdienen.“ Ohne Shearographie und hochwertige Produktionsanlagen aufgrund hoher Kosten könne Qualität in diesem Umfeld sehr schnell „ein Problem“ werden. „Jede unserer neuen Pressen kostet bis 75.000 Pfund. Unsere neueste Technologie etwa, mit der wir den Antriebsachsreifen Logistik LD01 produzieren, besteht aus zwölf Segmenten und arbeitet unter hohem Druck, nämlich 300 psi. Keiner in Großbritannien arbeitet derzeit mit dieser Technologie, außer Dunlop Aircraft Tyres. Wir sind daneben die ersten, die dies anwenden. Ohne regelmäßige Investitionen geht dies allerdings nicht.“

Durch seine Flottenverträge gelang es Vacu-Lug, auch in einem schrumpfenden Markt die Geschäfte und vor allem die Karkassenversorgung am Laufen zu halten

Durch seine Flottenverträge gelang es Vacu-Lug, auch in einem schrumpfenden Markt die Geschäfte und vor allem die Karkassenversorgung am Laufen zu halten

Bei Vacu-Lug mache man sich wegen des Wettbewerbs mit billigsten Reifen außerdem Sorgen um den Ruf der Runderneuerung. Gelegentlich kommen Karkassen zurück, die bereits bei Vacu-Lug durch die Produktion gingen und danach noch einmal kalterneuert wurden. „Das ist dann vielleicht ein Duramold WZY2 von Vacu-Lug, der abgeraut und noch einmal neu belegt wurde. Zu dem Zeitpunkt wurde der Reifen wahrscheinlich bereits drei Mal gebraucht. Das ist besorgniserregend, leidet doch der Ruf der Premiumrunderneuerung unter der einer billigen Kaltrunderneuerung.“ Bei Vacu-Lug setze man viel auf Verlässlichkeit und kontrolliere dazu die Reifen und auch den Produktionsprozess. Alsop zufolge haben „die 170 Mitarbeiter bei Vacu-Lug im Schnitt eine Erfahrung von über 15 Jahren“, weswegen sie „als überaus erfahren“ gelten dürfen, was von Bedeutung ist, sehe man sich die Anzahl an Handgriffen in der Produktion an.

Bei Vacu-Lug begegne man der Schwemme an Billigreifen aus Fernost außerdem mit einem eigenen Fabrikat aus dem unteren Marktsegment: Westlake. Vacu-Lug ist des Weiteren Importeur von Yokohama-Lkw-, -Industrie- und -EM-Reifen für Großbritannien sowie Pirellis Novateck-Runderneuerungspartner, deren Karkassen „die besten am Markt“ seien.

Alsop mache sich außerdem Sorgen darüber, dass das Thema Umwelt einmal mehr das Nachsehen habe gegenüber dem Thema Preis, wenn man über die Runderneuerung redet. „Man kann davon ausgehen, dass ein Runderneuerter im Vergleich zu einem Neureifen rund 75 Kilogramm Einsparungen an Öl, CO2 etc. mit sich bringt. Dies kann man dann hochrechnen mit dem Marktvolumen.“ Wenn Flotten aber die kompletten Auswirkungen ihrer Reifen auf die Umwelt errechnen wollen, müssten sie auch die Leistungseigenschaften in Betracht ziehen. Aber: Das Problem mit einem standardisierten Reifenlabel für Runderneuerte wurde in dieser Beilage bereits des Öfteren diskutiert. Folglich seien also die Erwartungen im Markt daran bestenfalls unausgeglichen. Die Leistungsfähigkeit von Runderneuerten in Bezug auf Rollwiderstand und andere Parameter sei trotzdem ein wichtiger Teil des Angebots eines Runderneuerers an seine Flottenkunden. Laut Alsop scheinen sich im Markt mittlerweile mehr dafür zu interessieren, welche Leistungseigenschaften Runderneuerte eigentlich wirklich erbringen. Dennoch, so Alsop, gebe es offenbar weiterhin beträchtliche Schranken für eine wissenschaftliche Vergleichbarkeit, etwa durch die unterschiedlichen Einsatzbedingungen der Reifen; Vergleiche könnten dadurch ungenauer sein als bisher angenommen. „Die Mischung als solche hat natürlich eine Auswirkung“, sagt Vacu-Lugs Fleet Sales Director, „wenn auch nur eine sehr geringe; allein wenn sich die Windrichtung ändert, ist dieser Unterschied dahin.“ Wenig überraschend beschreibt Alsop sich folglich als „zynisch“, wenn er weiter über rollwiderstandsoptimierte Reifen spricht. Da deren Bedeutung in Großbritannien eher gering ist, scheint es nachvollziehbar, dass sich auch ein Unternehmen wie Vacu-Lug eher mit Investitionen in Produktionsprozesse und Flottendienstleistungen befasst. andrew.bogie@tyrepress.com/ab

 

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