ATU unter Druck: Suche nach Hilfe durch Partner – Interessenten ante portas?

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An neueren Presseberichten in Sachen ATU hat die Geschäftsführung der Handelskette wenig Gefallen finden können. Wie auch? Schon seit Jahren stottert der Motor, wechseln munter die Investoren und mit diesen die Spitzenmanager. Ob so dem Schlingerkurs irgendwann mal ein Ende zu setzen ist?

Alles ist gut meint Jörn Werner – seit Mai letzten Jahres (und bis wann?) Vorsitzender der ATU-Geschäftsführung – und wendet sich über zwei lange Seiten hinweg mit hoffnungsvollen Botschaften an seine Führungskräfte. Noch bevor diese eine Chance zum Lesen des Briefes hatten, war er an die Presse bereits „durchgestochen“. Für Lieferanten? Für Kunden? Für die Belegschaft? Werner spricht von der „Vision ATU 2020 – Immer besser unterwegs“. Hierbei soll es sich um eine „kundenorientierte Wachstumsstrategie“ handeln. Von Wachstum kann derzeit zwar keine Rede sein, aber jedenfalls befinde man sich „auf Plan“. Umsätze „stabil auf Vorjahresniveau und damit plus/minus null Prozent gegenüber Plan“. Der Rohertrag „fiel leicht hinter den Vorjahreswert zurück“, was aber auch „wiederum exakt den Planzahlen entsprach, 0,1 Prozent gegenüber Plan“. Der Start ins Geschäftsjahr 2016/2017 sei „gut“ gewesen. Man liege – oh Wunder – „damit auch exakt auf Plan (minus 0,1 Prozent gegenüber Plan)“, heißt es weiter.

So exakt die Zahlenangaben – jedenfalls „gegenüber Plan“ – angegeben werden, so schwammig wird es an vielen anderen Stellen. Man „erhöht die Effizienz unserer Arbeitsprozesse“, und dann ist noch die Rede von einer „selektiven Sortimentserweiterung“. Eher nebenbei hört man von einer „Neupositionierung unseres Retail-Konzeptes“ sowie dem Plan, dieses „nach weiterer Optimierung in Kürze in weiten Teilen des Filialnetzes auszurollen“. Eine „nachhaltige Profitabilität“ soll mittelfristig (also binnen fünf Jahren) erreicht werden. Na ja, die kundenorientierte Wachstumsstrategie wird sich dann auszahlen, oder? Jörn Werner ist Optimist. Er behauptet, so „gute Fortschritte“ erzielt zu haben, dass das Interesse von Investoren geweckt wurde, die gerne strategischer Partner werden würden. Mit denen sei man im Gespräch. Und diese Investoren winken mit Eigenschaften, von denen ATU im Falle einer „Transformation“ profitieren werde. Denn sie verfügten über „Know-how und Kenntnis der Best Practices in anderen Märkten, Netzwerke sowie Finanzmittel für weitere Investitionen“.

Die adressierten Führungskräfte sollten mit besagtem Brief insofern wohl Argumentationshilfen an die Hand bekommen, falls sie auf „die falsch wiedergegebenen Zahlen bzw. Zusammenhänge angesprochen werden sollten“. Kann man aber wirklich Klarheit mit einem solchen mit Sprechblasen gefüllten „Waschzettel“ schaffen? Man fühlt sich doch sehr erinnert an die Zeugnissprache: Im Großen und Ganzen gut heißt dort im Klartext gewöhnlich „nix ist gut“. Und wer sich „stets bemüht“ zeigte, der konnte nichts. Da hilft Fleiß auch nicht weiter. Ein Dummkopf richtet nur ein wenig Schaden an, während ein fleißiger Dummkopf mühelos ein Chaos inszeniert. Laufen die Dinge „zähflüssig“, bewegt sich in Wirklichkeit nichts, und wer zugibt, die Erfolge seien bisher „mäßig“ gewesen, meint im Grunde genommen saumäßig.

Wer kann glauben, dass „internationale Strategen“ bei ATU Schlange stehen und eine „Partnerschaft“ eingehen wollen? In dem Unternehmen haben sich im letzten Jahrzehnt viele „internationale Strategen“ getummelt, die dem Unternehmen hohe Schulden aufgebuckelt und sich selbst verwöhnt haben, sofern sie nur konnten. Sind Partnerschaften angesagt? Oder braucht ATU einen Übernehmer? Vielleicht einen aus der chinesischen Automobilindustrie? Wird Herr Werner mit seinem – sagen wir mal – Durchhaltebrief an die Führungskräfte Erfolg haben bzw. deren Motivation steigern? Oder ist es nicht mehr als ein Dokument der Hilflosigkeit, der Versuch, sich noch ein wenig Zeit zu erkaufen. Aber vielleicht zeigt sich ein rettender „Partner“ ja doch bald. Der Belegschaft wäre es zu wünschen. Gibt es bereits einen Plan? Plus/minus gegenüber Plan? klaus.haddenbrock@reifenpresse.de

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