Entgleitet den Lkw-Herstellern das Servicegeschäft?

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Laut einer Roland-Berger-Studie lassen sich im Nutzfahrzeugsegment rund um Kundendienst, Wartung und Teilegeschäft im Ersatzmarkt Bruttomargen von bis zu 50 Prozent erzielen, weshalb dieser Bereich für Lkw-Hersteller demnach zu den profitabelsten gehört. Doch da zunehmend auch Zulieferer, Großhändler, Werkstätten und branchenfremde Anbieter mit neuen Geschäftsmodellen auf den Markt streben, geraten dem Marktforschungsunternehmen zufolge die Gewinnmargen traditioneller OEMs immer mehr unter Druck. „Die Hersteller können es sich schlichtweg nicht erlauben, darauf zu verzichten. Sie müssen daher jetzt auf die neue Wettbewerbssituation reagieren“, sagt Roland-Berger-Partner Norbert Dressler. Um der verstärkten Konkurrenz seitens Zulieferern, Großhändlern und Werkstätten entgegenzutreten, wird den Fahrzeugherstellern zu einem zweistufigen Ansatz geraten. Erster eigentlich selbstverständlicher Schritt ist dabei ein sogenanntes Basisangebot, das die OEMs so gestalten sollten, dass es mit den Produkten und Serviceleistungen der Wettbewerber konkurrieren kann. „Mit diesem Basisangebot alleine werden die Hersteller ihre Marktführerschaft jedoch nicht halten können“, empfiehlt Philipp Grosse Kleimann, Partner von Roland Berger, darüber hinaus in einer zweiten Stufe auch neue, innovative Servicelösungen zu entwickeln.

Dabei gelte es Dingen wie der zunehmende Digitalisierung in der Automobilindustrie, neuen Marktteilnehmern mit digitalen Geschäftsmodellen und dem Trend zu (teil-)autonomen Lkw, die den Aftersales-Markt maßgeblich verändern könnten, entsprechend Rechnung zu tragen. „Der wichtigste Differenzierungsfaktor im Aftersales-Geschäft wird in Zukunft nicht mehr der Markenname sein, sondern effiziente Produkte und Prozesse. Hier müssen die OEMs sich entsprechend positionieren“, sagt Grosse Kleimann unter Verweis auf das Beispiel Wartung und Reparaturen. Erwartet wird etwa, dass mithilfe von datenbasierten Technologien Fahrzeuge bzw. ganze Lkw-Flotten künftig mit Fahrern, Herstellern und Werkstätten direkt kommunizieren. Alle relevanten Informationen werden in diesem Szenario direkt vom Fahrzeug an die Beteiligten geschickt, um die Terminplanung, Ersatzteillogistik und Koordination anzustoßen sowie letztlich damit die durch den Wartungsbedarf bedingten Ausfallzeiten von Fahrzeugen auf ein Minimum zu reduzieren. „Durch die zunehmende Automatisierung solcher Prozesse werden sich Werkstätten zu sogenannten Servicefabriken entwickeln, die Reparaturen und Wartungen jederzeit ohne Vorlauf kostengünstig und mit hoher Qualität durchführen können“, ist Grosse Kleimann überzeugt. cm

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