Aluräderweltmarkt wächst und wächst

Im Jahre 2000 machte sich die globale Aluminiumräderindustrie – gegossene und geschmiedete Produkte – daran, erstmalig hundert Millionen Einheiten weltweit zu produzieren. Zehn Jahre später hatte sich diese Zahl fast verdoppelt. Für dieses Jahr werden nicht viele Räder an der Viertelmilliarde fehlen. Jährlich hat die Branche damit durchschnittlich um zehn Millionen Stück pro Jahr aufgerüstet. Inzwischen sind die durchschnittlichen Steigerungsraten von Jahr zu Jahr zwar nicht mehr zweistellig, eine globale Boombranche ist das „Räder-Business“ allemal.

Größter Hersteller weltweit ist zweifellos die erst 1988 gegründete CITIC Dicastal Wheel Manufacturing Co., Ltd. Diese hundertprozentige Tochtergesellschaft des Staatsunternehmens China International Trust and Investment Corporation gießt und schmiedet Aluminiumräder, wie hoch die jeweiligen Kapazitäten sind, ist zwar nicht ganz klar, aber beide Technologien zusammengenommen dürfte das Unternehmen wenigstens 30 Millionen Räder jährlich herstellen. Branchenkenner schätzen drei Viertel davon gegossen, ein Viertel geschmiedet.

Dicastal ist damit mit etwa zwölf Prozent der einzige Aluminiumräderhersteller, der einen zweistelligen globalen Marktanteil hat. Im Heimatmarkt China ist Dicastal der mit Abstand größte Erstausrüster, nicht nur der China-Automarken, sondern Dicastal-Räder werden auch auf Modellen von Mercedes, BMW, Audi, Toyota, VW, General Motors oder Honda verbaut. Nach Unternehmensangaben gehen mehr als 50 Prozent der produzierten Räder in den Export, sodass mit Renault/Nissan, PSA, Fiat/Chrysler, Ford, Mitsubishi und Hyundai eigentlich kaum noch ein weißer Fleck auf der Landkarte möglicher OE-Kunden verbleibt.

Der unschlagbare Vorteil der China-Räder ist natürlich der Preis. Der Durchschnittspreis eines Erstausrüstungsrades aus China-Produktion dürfte etwa um 40 Prozent unter den Preisen für entsprechende Räder aus Nordamerika, Japan oder Europa liegen. Davon profitieren auch die anderen drei China-Hersteller, deren Jahreskapazitäten wir auf jeweils zehn Millionen Einheiten plus X taxieren: Lioho, Wanfeng und Liufeng, die jeweils so um die fünf bis sechs Prozent Weltmarktanteil für sich reklamieren mögen. Größer sind mit jeweils etwa acht Prozent globalem Marktanteil die beiden europäischen Platzhirsche Ronal und Borbet. Zu nennen ferner der Weltmarktführer Maxion Wheels, der aufgrund der Verteilung seiner Fabriken als einziger Marktteilnehmer mit einer gewissen Berechtigung sagen kann, ein „Global Player“ zu sein. Ebenfalls für den erlauchten Kreis der Hersteller mit Produktionskapazitäten von mehr als zehn Millionen Einheiten jährlich seien aus Japan Enkei und Central Motor Wheel (CMW) genannt, aus Südkorea DongHwa und aus Nordamerika Superior Industries.

Der Anteil Pkw-Aluminiumräder made in (Südost-)Asien am globalen Geschäft dürfte um die 50 Prozent liegen (siehe Schaubild), auf Europa inklusive des für die Fertigung durchaus bedeutsamen Landes Türkei entfällt ein Viertel, der für Nordamerika liegt bei 15 Prozent. Auf den gesamten Rest der Welt (Japan, Südamerika, Indonesien, Südafrika etc.) entfallen zehn Prozent. Damit haben alle großen automobilen Regionen dieser Welt über die Jahre Anteile als Herstellungsorte für Aluminiumräder an China verloren. Am schlimmsten hat es dabei wohl den Nafta-Raum erwischt, der gleich zweifach bluten musste: Einerseits hatten die Chinesen ihr Hauptaugenmerk auf die Vereinigten Staaten gelegt, weil dort die Ansprüche nicht so hoch waren wie bei den als zu „technologiegetrieben“ angesehenen Europäern in der Erstausrüstung und für Chinesen schwer nachvollziehbarer TÜV-Hürden im Ersatzgeschäft. Andererseits hatten traditionelle US-Firmen wie Amcast oder American Racing abgewirtschaftet und konnten dem Wettbewerb aus China ebenso wenig standhalten wie die damalige Hayes Lemmerz. Die heißt inzwischen Maxion Wheels und beackert den nordamerikanischen Alurädermarkt ebenso von Mexiko wie es auch US-Primus Superior Industries International Inc. (Van Nuys/Kalifornien) längst ins südliche Nachbarland verschlagen hat. Auch Ronal hat sich für Mexiko als Basis fürs Nordamerika-Geschäft entschieden. Ferner laufen Investitionsprojekte der beiden Hersteller CMW und Prime Wheel in Mexiko. detlef.vogt@reifenpresse.de

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