Neue SSBR-Kautschuke von Lanxess auf der Tire Technology Expo

Der Spezialchemiekonzern und Zulieferer der Reifenindustrie Lanxess (Köln) präsentiert auf der Tire Technology Expo in Köln diese Woche seine umfassende Palette an Lösungen für die Reifenindustrie. Das Spektrum reicht von neuen Kautschukprodukten über Additive bis zu Verarbeitungshilfen für den Produktionsprozess. Lanxess-Experten der beiden Geschäftsbereiche Tire & Specialty Rubbers und Rhein Chemie Additives werden die Konferenz mit einer Reihe hochkarätiger Vorträge und Referate maßgeblich mitgestalten. Am Stand 5120 können sich Interessenten umfangreich informieren und Fragen zu diesen Beiträgen beantworten lassen.

Die neu formierte Business Unit Tire & Specialty Rubbers stellt mit Buna FX 3234A-2HM und Buna VSL 3038-2HM zwei SSBR-Produktentwicklungen (SSBR = Solution-polymerized Styrene Butadiene Rubber) vor. Diese High-Performance-Kautschuke sollen den Reifenherstellern noch bessere Möglichkeiten bieten, energieeffiziente, rollwiderstandsarme Reifen zu produzieren. Ebenfalls neu aufgestellt hat sich die Business Unit Rhein Chemie Additives. Sie zeigt innerhalb ihres breit angelegten Portfolios unter anderem umweltverträgliche Trennmittel der Reihe Rhenodiv, Reifenmarkierungsfarben der Marke Rhenomark, das bekannte Antireversionsmittel Perkalink 900 sowie das Vernetzungsadditiv Vulcuren.

Business Unit Tire & Speciality Rubbers

Als leistungsfähigere Alternativen zu dem derzeit von der Reifenindustrie vielfach verwendeten Kautschuk Buna VSL 2438-2HM hat Lanxess zwei neue Kautschukprodukte entwickelt. Buna FX 3234A-2HM wird der erste Kautschuk der frisch ins Leben gerufenen Familie Buna FX sein, weitere sollen folgen. Es handelt es sich um einen funktionalisierten SSBR-Kautschuk, dessen verbesserte Wechselwirkung von Polymer und Füllstoffen innerhalb der Laufflächenmischung die Hysterese und damit den Rollwiderstand der Reifen verringern soll. Die Haftung wurde ebenfalls verbessert, so das Unternehmen, seine Glasübergangstemperatur Tg liegt bei -30 °C. Darüber hinaus werden bei Lanxess auch andere Technologien zur Funktionalisierung von Kautschuken untersucht, um die Eigenschaften derartiger Mischungen noch weiter zu steigern.

Mit dem zweiten neuen Kautschuktyp Buna VSL 3038-2HM wird die bekannte Familie Buna VSL erweitert. Es handelt sich um einen ölverstreckten SSBR mit einem Styrolgehalt von 38 Prozent und einem Vinylanteil von 30 Prozent. Durch seine um 6 °C höhere Glasübergangstemperatur Tg von -26 °C kann er erwartungsgemäß mit verbesserten Haftungseigenschaften aufwarten, ohne dass die Rollwiderstandswerte beeinträchtigt werden. Diese höhere Haftung lässt sich nutzen, um den Laufflächenverschleiß zu vermindern, gleichzeitig aber einen hervorragenden Reibungskoeffizienten zu erreichen, heißt es. Die höhere Glasübergangstemperatur von Buna VSL 3038-2HM erlaubt es zum Beispiel, dem Compound mehr NdBR wie etwa Buna CB 24 beizumischen, um den Reibungskoeffizienten auf das Niveau wie bei Buna VSL 2438-2HM oder Buna VSL 5025-2HM zu heben. Dies führt zu einer deutlich erhöhten Verschleißfestigkeit der Lauffläche.

Sowohl Buna FX 3234A-2HM als auch Buna VSL 3038-2HM weisen nach Zugabe von 37,5 phr TDAE-Öl eine Mooney-Viskosität von 80 MU auf. Dieser hohe Wert sorgt zudem für Abriebfestigkeit. Der hohe Styrolgehalt von 34 beziehungsweise 38 Prozent ermöglicht eine hohe dynamische Steifigkeit, was diese Kautschuke insbesondere für High-Performance-Sommerreifen prädestinieren dürfte.

„Die Tire Technology Expo ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, unsere Produkte vorzustellen und unsere Kontakte zur Reifenindustrie auszubauen“, sagt David Hardy, Manager Technisches Marketing bei Tire & Specialty Rubbers. „Das wird die Entwicklung noch energiesparenderer ‚grüner‘ Reifen weiter beschleunigen. Wir glauben, dass man den Rollwiderstand der aktuellen Reifengeneration mit unseren Synthesekautschuken noch einmal erheblich senken kann.“

Business Unit Rhein Chemie Additives

Rhenoshape-Reifenheizbälge sind mit einer permanenten Beschichtung ausgestattet – Rhenodiv BC. Diese soll es ermöglichen, Reifen ohne zusätzliches Trennmittel zu produzieren. Dauerhaft beschichtete Bälge eröffnen den Reifenherstellern weitere Möglichkeiten, Effizienz, Qualität und Sicherheit der Produktion zu optimieren. Besonders vorteilhaft dürfte dies bei sehr komplexen Produkten – beispielsweise Reifen, die selbstdichtend sind, Notlaufeigenschaften aufweisen oder geräuschreduziert sind – sein.

Rhenodiv-Trennmittel werden ständig weiterentwickelt, um den Anforderungen der Reifenhersteller gerecht zu werden. Die Batch-off-Trennmittel werden als Pulver oder als Emulsion angeboten. Da die Handhabung von Pulver mit Reinigungsaufwand verbunden ist, hat der Geschäftsbereich Rhein Chemie Additives mit Rhenodiv BO-3300 ein Batch-Off-Trennmittel in Form von Pellets entwickelt. Dieses neue Trennmittel mit seiner Lieferform sei leicht in Wasser zu dispergieren und ebenso effektiv wie die pulverförmige Variante, heißt es in einer Mitteilung.

Rhenomark-Reifenmarkierungsfarben sind eine umweltfreundliche Lösung für die Farbcodierung von Reifen. Sie bestechen durch ihre Brillanz – sowohl vor als auch nach der Vulkanisation, teilt das Unternehmen stolz mit. Perkalink 900, das bewährte Antireversionsmittel, und Vulcuren, ein Vernetzungsmittel zur Herstellung von reversionsresistenten Vulkanisaten, sind prominente Beispiele für Reifenspezialitäten aus dem Lanxess-Portfolio.

Die Produktion von „grünen“ Reifenmischungen stellt Anforderungen an die Compoundierung, für die spezielle Verarbeitungshilfsmittel wie Aflux 37 und das auf der Tire Technology Expo 2015 vorgestellte Vulkanol P nützlich sind. Sie dienen dazu, Kieselsäure in der Mischung homogen zu verteilen und die Füllstoff-Polymer-Anbindung zu verbessern.

Mit Rhenowave präsentiert Rhein Chemie Additives ein neues Konzept zur Inline-Qualitätskontrolle schwarzer Kautschukmischungen. Dabei werden Ultraschallwellen durch die Kautschukmischungen transmittiert, zum Beispiel während eines Extrusionsprozesses. Der so ermittelte Ultraschall-Dämpfungskoeffizient ist charakteristisch für die jeweilige Zusammensetzung der Kautschukmischung. Insbesondere lässt sich der Anteil und damit die Verteilung von Füllstoffen sehr genau ermitteln. Zudem werden große Fremdkörper wie zum Beispiel Holzsplitter, aber auch große Füllstoffagglomerate (Makrodispersion), zweifelsfrei erkannt. Die Verteilung von Vernetzungsadditiven kann ebenfalls ermittelt werden, wenn diese in Form von Rhenogran AP mit Marker (Zinkoxid als schwerer Füllstoff) hinzugefügt werden. Die Qualitätsprüfung mit Rhenowave erfolgt dabei schnell und repräsentativ. Daher lassen sich mit Rhenowave kontinuierliche Mischverfahren für Kautschukmischungen hinsichtlich geringer Ausschussraten bei gleichzeitig hohem Durchsatz optimieren.

Fachreferate zur Kautschuktechnologie

„Die ausgesprochen breite Themenpalette, die wir mit diesen Vorträgen abdecken, belegt, an wie vielen Projekten Lanxess-Mitarbeiter zur Weiterentwicklung moderner Hochleistungsreifen arbeiten“, so Hardy. „Reifen sind ausgesprochen komplexe Produkte, die immer weitreichendere Anforderungen zu erfüllen haben. Die ganze Palette der Reifentechnik finden Sie auch im Lanxess-Konzern abgebildet – vom Additiv über High-Performance-Kautschuke bis hin zur Gummi-Analytik und zu Reifentests. Das macht uns zu einem der versiertesten Ansprechpartner der Branche.“

Dr. Hermann-Josef Weidenhaupt, Rhein Chemie Additives, stellt mit Vulkanol P in seinem Beitrag einen neuen Weichmacher für eine deutlich verbesserte Verarbeitung von silicahaltigen Mischungen vor. Er kann als Ersatz für mineralölbasierte Weichmacher verwendet oder ergänzend zu diesen eingesetzt werden.

Dr. Saeid Kheirandish, leitender Experte für Verarbeitung bei der Business Unit Tire & Specialty Rubbers, berichtet über die Vorteile der Polybutadien-Kautschuke Buna Nd 22 EZ und Buna Nd 24 EZ hinsichtlich eines ausgewogenen Kompromisses zwischen Leistungseigenschaften und der Verarbeitbarkeit in der Reifenherstellung.

Wie eine höhere Prozesssicherheit durch Überwachung der Mischungsqualität mit Rhenowave bei kontinuierlichen Mischverfahren unter Verwendung von Rhenogran AP mit Marker erreicht werden kann, stellt Dr. Andreas Schröder, zuständig für Innovation und Produktentwicklung beim Geschäftsbereich Rhein Chemie Additives, vor. Rhenogran AP mit Marker sind spezielle polymergebundene Abmischungen von Vernetzungsadditiven, die für jeden Kunden individuell zusammengestellt werden und mit dem Marker Zinkoxid ausgerüstet sind. Mit Hilfe des Markers kann die Verteilung der Vernetzungsadditive mit der Inline-Qualitätskontrolle Rhenowave während einer Extrusion geprüft werden.

Eine der häufigsten Ursachen, die bei Geländefahrzeugen zu einem platten Reifen führen, sind tiefe Schnitte in der Lauffläche oder den Reifenwänden. Jon Nienaber, technischer Servicemanager bei Rhein Chemie Additives, präsentiert Ergebnisse von Versuchen mit vordispergierten Kurzfasern in Reifenmischungen, mit denen sich die mechanischen Eigenschaften verbessern lassen. Wie aktuelle Tests gezeigt haben, können solche vordispergierten Fasern auch den Schutz vor Schnitten und Kerben bei Reifen für Geländefahrzeuge oder für den Einsatz in rauen Umgebungen erheblich erhöhen.

Dr. Thomas Rünzi, Produktentwickler bei der Business Unit Tire & Specialty Rubbers, präsentiert schließlich erste Resultate von neuen Neodym-Polybutadienen, die durch Komponenten funktionalisiert wurden, welche mit dem Füllstoff interagieren. Auch dies soll dazu dienen, die Leistungseigenschaften von Reifen wie Rollwiderstand oder auch Laufleistung zu verbessern. dv

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