„Krasse und harte Umstrukturierungen“ bei Tirendo?

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Nach den jüngsten Veränderungen in Bezug auf die Geschäftsführung kommt bei der Tirendo Holding GmbH nun offenbar noch einiges mehr in Bewegung. Wie der NEUE REIFENZEITUNG von Arbeitnehmerseite zugetragen wurde, ist mit Unterstützung der Gewerkschaft Verdi die Gründung eines Betriebsrates geplant vor dem Hintergrund, dass bei den Beschäftigten große Unsicherheit mit Blick auf die Zukunft des seit knapp einem Jahr zur hannoverschen Delticom AG gehörenden Berliner Unternehmens besteht.

Zwar haben die Niedersachsen vor Kurzem erst verlautbaren lassen, die Eigenständigkeit der Marke Tirendo im Markt weiterhin fördern zu wollen. Doch bei einer Mitarbeiterversammlung soll die neue Tirendo-Geschäftsführung gegenüber den Kollegen am Hauptstadtstandort durchblicken lassen haben, dass Tirendo als eigenständige Firma nur dann eine Chance habe, wenn sie innerhalb von 18 Monaten rentabel werde. Auch von ersten Kündigungen bei Tirendo ist zu hören, wobei die der NEUE REIFENZEITUNG zugetragene Zahl von gut 20 teilweise jedoch aufgelöste Zeitarbeitsverträge oder beendete Beschäftigungsverhältnisse etwa von Werksstudenten beinhalten soll. Zudem kursieren Gerüchte unter den Mitarbeitern des Unternehmens, wonach seitens Delticom eine Teilschließung bzw. die Verlagerung des Kundenservice ins Ausland angedacht ist.

„Unser großes Problem ist, dass wir zu nichts eine konkrete Aussage seitens der Unternehmensführung bekommen“, beschreibt ein Mitarbeiter die derzeit herrschende Ungewissheit. Eigentlich sei man nach dem Geschäftsführerwechsel davon ausgegangen, dass nun alles geregelt sei und man gewissermaßen neu durchstarten könne, bis die jüngsten Entwicklungen mehr oder weniger völlig unerwartet wieder zu diesbezüglicher Ernüchterung geführt hätten. Obwohl es demnach schon früher Pläne zur Gründung eines Betriebsrates bei Tirendo gab, habe all das nun jedenfalls den entscheidenden Impuls dafür geliefert, das Vorhaben jetzt auch wirklich in die Tat umzusetzen, heißt es.

Unterstützt wird das Ganze augenscheinlich von der Gewerkschaft Verdi bzw. deren Sekretär im Fachbereich Handel Markus Hoffmann-Achenbach. „Wenn die neuen Eigentümer und Geschäftsführer weiterhin auf krassen und harten Umstrukturierungen des Unternehmens bestehen, kann ein Betriebsrat bei Tirendo eine eventuelle Schließung bzw. die angedachte Verlegung des Kundenservice nach Polen und Rumänien nicht aufhalten“, sagt er. „Er kann sich aber für einen geordneten und sozialen Ablauf starkmachen. Auch Verdi wird sich für seine Mitglieder und den Betriebsrat starkmachen“, verspricht der Gewerkschaftssekretär.

Ob tatsächlich entsprechende Restrukturierungen bei Tirendo geplant sind und was es mit etwaigen Kündigungen sowie einer vermeintlichen „Galgenfrist“ von 18 Monaten für das Erreichen der Rentabilität des Berliner Onlinereifenhändlers auf sich hat, hat die NEUE REIFENZEITUNG freilich auch bei Delticom nachgefragt – bis jetzt aber noch keine Antworten darauf erhalten. Die Betriebsratswahl soll jedenfalls schnell vorangetrieben werden: Schon für den 6. August ist eine Versammlung zur Einsetzung eines Wahlvorstandes terminiert, bevor dieser dann die Wahl einer Interessenvertretung für die rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einleiten und durchführen wird. christian.marx@reifenpresse.de

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