24 Stunden von Le Mans – Michelin wird 23. Gesamtsieg holen

Der Mythos Le Mans lebt seit 1923. Morgen startet die internationale Motorsportelite zum 82. Mal zur 24-Stunden-Hatz in Frankreich. Michelin versorgt seine Partnerteams in allen vier Klassen (LMP1, LMP2, LMGT Pro, LMGT Am), der französische Premiumhersteller bringt jahrzehntelange Erfahrung auf dem Traditionskurs mit, konnte bis heute 22 Gesamtsiege feiern und ist seit 16 Jahren sogar ungeschlagen. Außerdem zählt der prestigeträchtige Wettbewerb zwei Mal rund um die Uhr erneut zur FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC, die dort ihren dritten Saisonlauf austrägt.

In der LMP1-Königsdisziplin kommen neu entwickelte Rennreifen von Michelin im Format 31/71-18 zum Einsatz. Sie sind deutlich schmaler und leichter als die Reifen aus dem vergangenen Jahr – ein kompletter Satz bringt nunmehr acht Kilogramm weniger auf die Waage als noch 2013. Diese Reifen wurden individuell auf die unterschiedlichen Prototypen der Top-Teams von Audi, Porsche, Toyota und Rebellion abgestimmt. Bei der Entwicklung legten die französischen Spezialisten besonderen Wert auf die Haltbarkeit: Im Rennen sollten die Mechaniker erst beim vierten Tankstopp auch die LMP1-Pneus wechseln müssen – dies stellt einen wichtigen Wettbewerbsvorteil dar. Hintergrund: Anders als zum Beispiel früher in der Formel 1 dürfen die Reifen nicht zeitgleich mit dem Nachfassen des Treibstoffs ausgetauscht werden.

Den Gesamtsieg in Le Mans können sich aus eigener Kraft heraus nur die technisch besonders anspruchsvollen Prototypen der LMP1-Kategorie sichern. Obwohl Wettbewerb unter den Reifenherstellern zugelassen ist, haben sich alle Teams in der höchsten Klasse für Michelin als Partner entschieden. Somit kann sich der Hersteller mit dem Bibendum im Logo seines 23. Triumphs beim 24-Stunden-Rennen an der Sarthe bereits im Vorfeld sicher sein, dabei ist der oberste Platz auf dem Podium seit 16 Jahren dauerhaft in den Händen der französischen Marke. Den Grundstein für diese eindrucksvolle Serie legte übrigens 1998 der bislang letzte Gesamtsieg von Porsche in Le Mans. Damals gewannen die Zuffenhausener mit dem Porsche 911 GT1 – in diesem Jahr kehren sie mit dem 919 Hybrid zurück in die Spitzenliga dieses Klassikers.

91 Jahre, 24 Stunden und mehr als 5.000 Kilometer

Die Stadt Le Mans – rund 200 Kilometer südwestlich von Paris gelegen – umgibt eine einmalige Aura aus 91 Jahren Motorsportgeschichte. Seit 1923 veranstaltet der Automobile Club de l’Ouest (ACO) das berühmteste Langstreckenrennen der Welt. Das Ziel war klar: Die Automobil- und Zulieferindustrie findet dort ideale Voraussetzungen vor, um die Zuverlässigkeit und Belastbarkeit ihrer Produkte unter Beweis zu stellen. An diesem Grundgedanken hat sich bis heute nichts geändert.

Bei trockenem Wetter legen die schnellsten Fahrzeuge in 24 Stunden mehr als 5.000 Kilometer zurück. Den aktuellen Distanzrekord stellten Mike Rockenfeller/Romain Dumas/Timo Bernhard 2010 mit ihrem Michelin-bereiften Audi R15 TDI plus auf – mit 5.410 Kilometern kamen sie mehr als doppelt so weit wie 1923 die ersten Le-Mans-Sieger André Lagache/René Léonard, die übrigens auch auf Pneus von Michelin vertrauten.

Bis in die 1980er Jahre hinein wechselten sich pro Fahrzeug zumeist zwei Fahrer ab. Heute teilen sich drei Piloten das Cockpit eines Rennwagens. Angesichts der Dauer, der extremen Geschwindigkeiten – die LMP1-Boliden erreichen mehr als 330 km/h Top-Speed – und der enormen Beschleunigungskräfte fordert das Langstreckenrennen Fahrern, Fahrzeugen und Reifenmaterial alles ab.

Es geht auch um die Langstrecken-WM

Das 24-Stunden-Rennen wird zugleich als dritter Lauf der Sportwagen-Weltmeisterschft WEC (World Endurance Championship) gewertet. Die Besonderheit: Die erfolgreichsten Fahrer können in Le Mans doppelt so viele Punkte sammeln wie sonst. Somit erhalten die siegreichen Piloten zum Beispiel 50 statt 25 Zähler wie bei den 6-Stunden-Rennen für ihr Konto.

Mit zwei Saisonsiegen im Rücken reist das Toyota-Werksteam als WEC-Tabellenführer zu den „24 Heures du Mans“. Die beiden TS040 Hybrid von Anthony Davidson/Nicolas Lapierre/Sébastien Buemi und Alexander Wurz/Stéphane Sarrazin/Kazuki Nakajima belegen die Plätze eins und zwei. Dahinter rangiert der Audi R18 e-tron quattro von Lucas di Grassi/Loic Duval/Tom Kristensen an dritter Stelle. In Le Mans bringen die Ingolstädter zwei weitere Prototypen mit den Piloten André Lotterer/Marcel Fässler/Benoit Treluyer sowie Filipe Albuquerque/Marco Bonanomi/Oliver Jarvis an den Start.

Platz vier in der WEC-Tabelle gebührt momentan dem privat eingesetzten Rebellion R-One von Nick Heidfeld/Nicolas Prost/Mathias Beche. Beim 24-Stunden-Marathon pilotieren Dominik Kraihamer/Andrea Belicchi/Fabio Leimer einen zweiten R-One. Auf Rang fünf finden sich die Porsche-Fahrer Timo Bernhard/Brendon Hartley/Mark Webber wieder. Den zweiten 919 Hybrid lenken Marc Lieb/Romain Dumas/Neel Jani.

Die Motoren für das Rennsportereignis des Jahres laufen bereits warm, die Reifen liegen bereit. Am Mittwoch begann für die Akteure die 82. Auflage der 24 Stunden von Le Mans mit dem freien Training und dem ersten Qualifying in der Nacht. Morgen springt um 15 Uhr die Startampel auf Grün und die Zeit läuft – dann stehen den Fahrern, Teams und Fans 1.440 nervenaufreibende Minuten bevor. dv

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