Bashing oder Schmu? – Kritik am ADAC-Reifentest unterm Seziermesser

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Nach der „kreativen Stimmauszählung“ rund um die ADAC-Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen steht die Öffentlichkeit verständlicherweise allen Aktivitäten des Automobilklubs argwöhnisch gegenüber. So war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis nach den Flügen des (Ex-)Präsidenten im Luftrettungshubschrauber, der Frage nach dem Vereinsstatus, Zweifeln an der Zahl der Mitglieder auch dessen Reifentests genauer beäugt werden. Und schaut man sich einen vom Fernsehsender WDR ausgestrahlten Bericht des Magazins „Servicezeit“ an, dann gewinnt man den Eindruck, dass hierbei ebenfalls nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Jedenfalls ist da von „fragwürdigen Methoden“ die Rede mit der Folge, dass andere Medien nach der Ausstrahlung der Sendung Anfang Februar auf den Zug aufgesprungen sind bzw. ihrerseits das Thema aufgegriffen haben. Mit Schlagzeilen, in denen angefangen von „Ungereimtheiten“ über „Farce“ bis hin zu „Manipulation“ oder „Tricksereien“ die Rede ist, werden dabei die Ergebnisse der innerhalb der Branche größtenteils anerkannten ADAC-Reifentests infrage gestellt. Könnte da aber wirklich etwas dran sein, oder ist das Ganze nur dem allgemeinen ADAC-Bashing geschuldet, das derzeitig hohe Aufmerksamkeitswerte zu garantieren scheint?

Das Urteil der Verantwortlichen hinter dem „Servicezeit“-Bericht wiegt auf den ersten Blick schwer: Der ADAC-Reifentest sei offiziell zwar ganz im Sinne des Verbrauchers, doch – wie es am Ende des Beitrages dann wörtlich heißt – „tatsächlich ein Test, der viele Frage offen lässt – geprägt von wirtschaftlichen Verflechtungen und Interessenkollisionen eines Klubs, dessen Glaubwürdigkeit derzeit auf dem Prüfstand steht“. Festgemacht wird dies hauptsächlich an Informationen, die Jan Hennen, ehemaliger Michelin-Pressesprecher und seit nunmehr fast zwei Jahren offizieller Europarepräsentant des chinesischen Reifenherstellers Hangzhou ZhongCe, dem Magazin gegeben hat. Unter anderem geht es dabei um den fraglos bestehenden Zusammenhang zwischen einem guten Abschneiden in einem Test und der daraus resultierenden hohen Nachfrage nach dem entsprechenden Produkt im Handel. Wobei das umkehrt, natürlich genauso funktioniert: Versemmelt ein Reifen einen anerkannten Test wie den des ADAC, der seitens des WDR als „Maß aller Dinge“ im Reifengeschäft tituliert wird, dann wird er es im Markt entsprechend schwieriger haben als ein Siegertyp. „Wenn ich dann wirklich einen Winterreifentestsieg habe, kann das mal über eine Million Mehrverkäufe ausmachen, weil Testsieg ist natürlich ein Superkriterium“, erklärt Hennen gegenüber dem Fernsehsender.

Der ADAC-Test wird vom WDR als „Maß aller Dinge“ im Reifengeschäft bezeichnet

Der ADAC-Test wird vom WDR als „Maß aller Dinge“ im Reifengeschäft bezeichnet

Aufgrund seiner großen Breitenwirkung gelte dies für den Reifentest des ADAC umso mehr, zumal auch viele Tageszeitungen oder kleinere Veröffentlichung dessen Ergebnisse übernähmen. Der ADAC entscheide also letztlich mit, welcher „Konzern gut verkauft und wer auf seinen Reifen sitzen bleibt“, folgert der WDR daraus. Gleichzeitig meint man festgestellt zu haben, dass „immer die großen europäischen Reifenmarken“ Testsieger beim ADAC werden und die Schlusslichter oft aus China kommen. Unausgesprochen steht hiermit der Vorwurf im Raum, dass da doch wohl nicht alles mit rechten Dingen zugehen könne. Zumal gewissermaßen als „Zeuge der Anklage“ in dem Sendebeitrag der österreichische Reifengroßhändler Rudolf Bogner zu Wort kommt und von einem Großauftrag über mehr als 440.000 zu liefernde Westlake-Reifen berichtet, den ein Kunde deswegen storniert habe, weil das fragliche Modell durch einen ADAC-Reifentest gerasselt sei. Bezug genommen wird dabei augenscheinlich auf den Winterreifentest 2010 des Automobilklubs, den er bekanntlich zusammen mit anderen europäischen Klubs wie etwa dem Österreichischen Automobil-, Motorrad- und Touringclub (ÖAMTC) oder dem Touringclub Schweiz (TCS) sowie Verbraucherschutzorganisationen wie der Stiftung Warentest durchführt. Dort war das Westlake-Modell „SW 601 Snowmaster“ als „mangelhaft“ und sogar gefährlich bezeichnet worden und wurde Letzter des Produktvergleiches in der Größe 225/45 R17 H.

In der Tat wäre es höchst bedenklich, würden Produkte bestimmter Hersteller oder Herkunft in ADAC-Reifentests systematisch benachteiligt. Einen konkreten Beweis dafür bleibt die „Servicezeit“ allerdings ebenso schuldig wie im gesamten Beitrag mit keiner einzigen Silbe erwähnt wird, dass Hennen in Diensten von Hangzhou ZhongCe steht, und es eben gerade dieser Hersteller ist, der Reifen der Marke Westlake produziert. Dafür wird kritisiert, dass der Klub bei seinen Tests keinerlei konkrete Messwerte etwa zur Länge der Bremswege bei Trockenheit, Nässe oder auf Schnee und dergleichen nenne, wie dies andere Automobilzeitschriften bei ihren Produktvergleichen in der Regel durchaus tun. Da ihm durch den stornierten Auftrag ein Millionenschaden entstanden sei, hat Bogner demnach eine Klage auf Offenlegung der Messwerte gegen den ADAC angestrengt. „Ich würde mit sehr wünschen, wenn der ADAC sagt, bitte liebe Freunde, kommt zu uns – wir legen euch die Tests offen, so haben wie euren Reifen getestet, so, das ist passiert und so sind wir zu diesem Ergebnis gekommen“, so Bogner-Anwalt Klaus Fuchs gegenüber dem WDR. Bisher herrsche seitens des Klubs jedoch noch Schweigen, heißt es. Wohlgemerkt geht es dabei um die Messwerte der Konkurrenzprodukte, denn der ADAC informiert eigenen Angaben zufolge am Test beteiligte Hersteller „zur Qualitätssicherung“ sehr wohl zwei bis drei Monate vor Erscheinen des Tests über die Messwerte ihres jeweiligen Reifens, nicht aber über die Bewertungen, sodass ein Rückschluss auf das letztendliche Abschneiden nicht möglich sei.

Selbst wenn das Ansinnen Westlakes bzw. Bogners vor dem Hintergrund der schlechten ADAC-Bewertung des „SW 601 Snowmaster“ absolut nachvollziehbar ist, so erschließt sich dennoch nicht unmittelbar, warum man dem ADAC, dem ja ganz offensichtlich genug kriminelle Energie für das Fälschen seiner Bewertungen unterstellt wird, dann seine Messwerte glauben sollte? Vor allem, weil der WDR noch weiteres „schweres Geschütz“ gegen den Klub bzw. seine Reifentests auffährt. Während der sich nämlich gegenüber weniger etablierten Reifenherstellern und -marken wie beispielsweise Westlake zugeknöpft gebe, tausche er sich mit den „Branchengrößen“ gerne einmal aus, heißt es da. Deren Vertreter seien bei den laufenden Tests vor Ort mit dabei, erführen bei dieser Gelegenheit dann schon wichtige Details für die nächsten Tests und würden all dies dann umgehend in die Produktion einfließen lassen, um ihre Reifen entsprechend zu optimieren bzw. letztlich zu Siegern zu machen. „Das Allerwichtigste ist zu erfahren, welche Dimensionen kommen in den nächstjährigen Test, das ist das Erste. Und ob sich Kriterien gerändert haben oder vielleicht auch Gewichtungen verändert haben. Also, dass man beispielsweise sagt, man legt noch mehr Wert auf Nässe oder weniger Wert auf Nässe, dafür mehr Wert auf Schnee. Das sind Informationen, die man natürlich dringend braucht“, bestätigt Jan Hennen.

„Ich habe einen Hersteller früher vertreten, der hat das lange Jahre nicht gemacht, weil er eine andere Philosophie vertreten hat. Er hat dadurch niemals einen Test gewonnen. Dann wurden irgendwann die Reifen etwas mehr an die ADAC-Kriterien angepasst, und siehe da, dann kamen auch Testsiege dabei heraus“, so Hennen darüber hinaus gegenüber dem WDR und mit Blick auf seine frühere Tätigkeit für Michelin. Man fragt sich jedoch unwillkürlich, wo hier ein vermeintlicher Vorteil für den in der TV-Sendung so titulierten „exklusiven Klub der großen Produzenten“ erkennbar ist, wenn man sich vor Augen hält, dass die Gewichtungen der einzelnen Kriterien bei den ADAC-Winterreifentests seit langen Jahren unverändert sind. Selbst ein Jahr vor demjenigen Test, bei dem das Westlake-Modell Letzter wurde, bis einschließlich des ADAC-Winterreifentests 2013 gingen die Reifenleistungen auf nasser Fahrbahn zu 30 Prozent in die Gesamtwertung ein, zu 20 Prozent das Verhalten auf Schnee, zu 15 Prozent das auf trockener Fahrbahn, zu zehn Prozent die Eigenschaften auf Eis sowie zu 25 Prozent umweltrelevante Kriterien wie Laufleistung/Verschleiß, Geräusch und Rollwiderstand/Kraftstoffverbrauch.

Im „Servicezeit“-Beitrag wird Jan Hennen als ehemaliger Michelin-Pressesprecher vorgestellt, seine Verbindung zum chinesischen Reifenhersteller Hangzhou ZhongCe bzw. dessen Marke Westlake aber mit keiner Silbe in der WDR-Fernsehsendung erwähnt. Und das, obwohl sich die Redaktion des Magazins doch offenbar gerade wegen des schlechten Abschneidens eines seiner Modelle im ADAC-Reifentest 2010 dazu berufen fühlt, dem Klub diesbezüglich Mauscheleien zu unterstellen

Im „Servicezeit“-Beitrag wird Jan Hennen als ehemaliger Michelin-Pressesprecher vorgestellt, seine Verbindung zum chinesischen Reifenhersteller Hangzhou ZhongCe bzw. dessen Marke Westlake aber mit keiner Silbe in der WDR-Fernsehsendung erwähnt. Und das, obwohl sich die Redaktion des Magazins doch offenbar gerade wegen des schlechten Abschneidens eines seiner Modelle im ADAC-Reifentest 2010 dazu berufen fühlt, dem Klub diesbezüglich Mauscheleien zu unterstellen

Was die Kenntnis der zukünftig zu testenden Reifendimension betrifft, wird das Ganze unabhängig davon allerdings von der Süddeutschen Zeitung noch dahin gehend weitergesponnen, dass manche Reifenhersteller wüssten, wo genau der ADAC seine Testmuster im Handel erwerbe und dementsprechend optimierte Versionen seiner Reifen vorab dorthin liefere. In diesem Zusammenhang verweist das Blatt auf eine eidesstattliche Versicherung seines als Insider bezeichneten Informanten Hennen, die auch vom WDR erwähnt wird. Seinen entsprechenden Erklärungen, die zwischenzeitlich auch der NEUE REIFENZEITUNG vorliegen, ist dies so freilich nur eingeschränkt zu entnehmen. „Inklusive der Logistik zu den Händlern, wo der ADAC einkauft“ hätten manche Reifenhersteller die Möglichkeit, ihre Reifen entsprechend den „Vorgaben“ des Klubs für den nächsten Test anzupassen, heißt es da. Dem weiteren Kontext lässt sich zudem entnehmen, dass damit wohl vermeintliche Optimierungen bei allen Reifen der als Nächstes festgelegten Testgröße gemeint sind. „Die Eigenschaften eines für den ADAC-Test optimierten Reifens sind nur bedingt auf Nachbargrößen bzw. das ganze Programm übertragbar, weil tatsächlich an diversen Stellschrauben gedreht werden kann“, so Hennen unter Verweis auf solche Dinge wie etwaige Modifikationen hinsichtlich Unterbau, Materialien, Mischungskomponenten und dergleichen.

Dass diese „besonderen Reifen“ dann nur zu denjenigen Verkaufsstellen gelangen, wo der ADAC einkauft, kann man in Hennens Worte also durchaus hineininterpretieren. Ob sich ein solcher Schluss nach seinen Äußerungen jedoch tatsächlich unmittelbar aufdrängt, mag ein jeder für sich selbst entscheiden. Als konkreter Vorwurf bleibt ergo im Raume stehen, dass bestimmte Reifenmodelle in einer oder vielleicht zwei Größen besser sein könnten als in allen anderen. „Die Großen“ könnten halt ihre Reifen tunen, die anderen nicht, weil sie nicht informiert sind, so Hennens Sicht der Dinge. „Während des Winterreifentests in der Schweiz kommen die Vertreter der Klubs – ADAC, ÖAMTC, TCS, Stiftung Warentest und kleinere Partnerklubs – zusammen und entscheiden die Dimensionen des nächsten Tests. Hier erfahren die in der Regel angereisten Testbeauftragten der großen Hersteller die Dimensionen. Danach beginnt der Wettlauf für das Feintuning der betroffenen Dimensionen. Bis zum Einkauf im November müssen die Reifen bei den Händlern sein, bei denen der ADAC einkauft“, versichert Hennen an Eides statt, wobei er mit „Feintuning“ eine genaue Abstimmung auf die Wertungskriterien des ADAC meint.

Wie der in die Schlagzeilen geratene Klub an seine Testreifen gelangt, erklärt er selbst mittels einer Stellungnahme zu dem „Servicezeit“-Bericht. „Es werden insgesamt 28 Reifen je Modell im Handel eingekauft. 24 Reifen werden zur eigentlichen Testdurchführung vor Testbeginn gekauft. Anhand eines weiteren Satzes mit vier Reifen, der zu einem späteren Zeitpunkt bei einem anderen Händler gekauft wird, kann anhand von einzelnen Wiederholungstests überprüft werden, ob die Qualität der Serie entspricht. Zusätzlich werden Stichproben kurz vor Veröffentlichung gekauft und in einigen wenigen Kriterien nachgetestet. Bei Abweitungen in wichtigen Kriterien werden die Ergebnisse nicht veröffentlicht“, ist da zu lesen. All dies würde freilich tatsächlich nicht ausschließen, dass Reifenhersteller ihre jeweils am wahrscheinlichsten im nächsten ADAC-Test berücksichtigten Modelle in der zuvor über ihr „Insiderwissen“ in Erfahrung gebrachten Testdimension optimieren und in den Handel bringen.

Doch wem wäre im Falle des Falles dann der größere Vorwurf zu machen: dem ADAC, welcher der Industrie einen vermeintlichen „Betrug“ leicht macht, oder nicht doch eher den Reifenherstellern selbst, nähmen sie so doch bewusst in Kauf, eine oder möglicherweise auch zwei Größen einer ihrer Produktfamilien mit besseren Eigenschaften auszuliefern als den gesamten Rest der Dimensionspalette? Und wie erklärt sich dann, dass die gleichen Reifenmodelle bei den Tests anderer Automobilmagazine meist in mehr oder weniger ähnlicher Reihenfolge ins Ziel kommen wie beim ADAC, selbst wenn hier und da die Reifen in unterschiedlichen Größen geprüft wurden. Die vom WDR mittels des Fernsehbeitrages gesäten Zweifel am ADAC-Reifentest bzw. die behaupteten Vorteile für die etablierten Reifenmarken aus Europa wären jedenfalls wesentlich glaubhafter, wenn die Schlusslichter des ADAC-Reifentests anderswo deutlich besser abschneiden würden. Wer die Tests aller Magazine regelmäßig verfolgt, wird schnell feststellen, dass dies eher nicht der Fall ist. Zumal: Wenn der ADAC wirklich selbst manipulieren wollte, warum sich dann die Testexemplare nicht gleich direkt vom Hersteller anliefern lassen, so wie es bei dem einen oder anderen ebenfalls Reifen testenden Automobilmagazin durchaus üblich ist?

Welche Reifengröße jeweils überprüft werden soll, legt laut dem Klub ein bis zu 26 Testpartner umfassendes Gremium per Mehrheitsentscheid mit etwa einem Jahr Vorlauf fest, wobei – wie es weiter heißt – Dinge wie Marktstärke oder Aktualität eines früheren Tests Berücksichtigung fänden. „Die Testmethoden werden regelmäßig den Herstellern im Rahmen von Fachbeiratssitzungen vorgestellt und diskutiert oder auf Wunsch dem interessierten Hersteller vorgestellt. Die Testmethoden sind nicht geheim, die Hersteller kennen die Methoden sehr genau“, erklärt der ADAC. Auch dass Industrievertreter nach Absprache Zugang zu den Testgeländen gewährt wird, stellt der Klub nicht in Abrede. „Sofern es sich um öffentlich zugängliche Gelände handelt“, heißt es – werden also herstellereigene Prüfeinrichtungen genutzt, ist diese Möglichkeit nicht gegeben. „Schneetests finden beim ADAC in der Schweiz statt. Früher am Albulapass (Strecke von Goodyear), jetzt in Ulrichen (Strecke von Continental). Die Strecken sind öffentliche Gelände und werden normalerweise von einzelnen Herstellern benutzt. Für den ADAC werden Testtage oder zeitversetzte Stunden freigehalten. Der ADAC/ÖAMTC/TCS testet allein, aber natürlich kennen die Hersteller das Gelände und die Bedingungen sehr genau. Nur hier sind Besuche von Wettbewerbern aus der Industrie möglich“, wird dies auch von Hennen nicht anders dargestellt.

In Heft 10/2010 der ADAC Motorwelt werden übrigens durchaus einige Messwerte des Klubs veröffentlicht: so beispielsweise auch der Bremsweg des „SW 601 Snowmaster“ bei Nässe als Schlechtester in dieser Diziplin (81 Meter aus 100 km/h bis hinunter auf null) im Vergleich mit dem Nokian WR G2 als Bester der Größe 225/45 R17 H im damaligen Test mit seinen 59 Metern Nässebremsweg

In Heft 10/2010 der ADAC Motorwelt werden übrigens durchaus einige Messwerte des Klubs veröffentlicht: so beispielsweise auch der Bremsweg des „SW 601 Snowmaster“ bei Nässe als Schlechtester in dieser Diziplin (81 Meter aus 100 km/h bis hinunter auf null) im Vergleich mit dem Nokian WR G2 als Bester der Größe 225/45 R17 H im damaligen Test mit seinen 59 Metern Nässebremsweg

„Sommerreifen bzw. die Nass- und Trockentests finden seit Jahren auf dem Contidrom bei Jeversen/Niedersachsen statt. Hier hat kein Wettbewerber von Continental Zutritt. Laufleistungsfahrten macht der ADAC mittlerweile selbst als Konvoitest auf der Straße, aber auch auf der Maschine bei Bridgestone in Rom. Hier hat auch niemand Zutritt. Wie getestet wird, erläutern die ADAC-Leute den Industrievertretern schon – nur zusehen geht nur bei den Schneetests“, so der Hangzhou-ZhongCe- bzw. Westlake-Repräsentant für Europa weiter. Wenn es der Testablauf erlaube, hätten die Hersteller auch selbst in testfreien Phasen Zeit, ihre eigenen Produkte auf den Winterstrecken zu testen. „Zum Beispiel nachts in der Schweiz oder auch bei Eistests in Eishallen“, wie Hennen darüber hinaus zu berichten weiß. Daten würden bei diesen Gelegenheiten jedoch nicht verglichen, weil der ADAC seine Werte nicht hergebe. „Aber man kennt dann genau die Werte, die der eigene Reifen erreicht“, sagt er. Welcher konkrete Vorteil damit hinsichtlich eines guten Abschneidens bei einem laufenden oder zukünftigen Test verbunden sein könnte, erschließt sich daraus allerdings nicht.

Wie WDR und Süddeutsche Zeitung sowie andere Medien in deren Gefolge dem ADAC aus alldem einen Strick drehen wollen, wissen sie letztendlich wohl nur alleine. Vor allem, wenn als zunächst einziger „Kronzeuge“ dafür, dass Reifenmodelle aus Fernost wie der von Westlake vermeintlich systematisch benachteiligt werden bei den Reifentests des Klubs, ausgerechnet ein Westlake-Repräsentant aufgerufen wird, dessen Verbindung zu dem hinter dieser Marke stehenden Hersteller Hangzhou ZhongCe aber geflissentlich verschwiegen wird. Selbst wenn die „Servicezeit“-Redaktion mittlerweile von einem „ehemaligen Entwicklungsingenieur eines niederländischen Produzenten“ als weiteren Informanten spricht, der ohne öffentlich in Erscheinung treten zu wollen behauptet haben soll, in den späten 1990er-Jahren seien Reifen in geringer Stückzahl speziell für den ADAC-Test gefertigt und dann direkt an den Klub geliefert worden, so scheint es mit Blick auf die aktuellen Vorwürfe doch eher so, als habe da jemand die Gunst der Stunde nutzen wollen, um einem schon am Boden Liegenden schnell noch einen weiteren Schlag zu versetzen. Wer schon Dreck am Stecken hat, der lässt sich halt gut mit noch weiterem Schmutz bewerfen: Irgendwas davon wird schon hängen bleiben, so offenbar das Kalkül.

Wer sich davon einen Vorteil verspricht, das kann sich nach dem Sezieren der einzelnen Kritikpunkte am ADAC-Reifentest ein jeder wohl an seinen eigenen zehn Fingern abzählen. Wem’s schadet, ist womöglich aber nicht nur der Klub selbst, sondern möglicherweise die ganze Reifenbranche. Denn schnell könnte die Botschaft sein, dass da wohl nur gemauschelt wird. Hoffentlich wird es nicht so weit kommen. christian.marx@reifenpresse.de

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