ATU ist verkauft – Investor Centerbridge Partners übernimmt Anteile

,

Kohlberg Kravis Roberts (KKR) verkauft die Werkstatt- und Fachmarktkette ATU an Centerbridge Partners LP, dem größten Anleihegläubiger. Diesem und anderen Gläubigern hatte KKR den Umtausch ihrer Forderungen in Höhe von mehr als 600 Millionen Euro in Firmenanteile angeboten. Wie es dazu heißt, bleiben KKR am Ende des nun verbindlich vereinbarten Restrukturierungsprozesses nur noch drei Prozent des 2006 für 1,45 Milliarden Euro gekauften deutschen Unternehmens. Centerbridge und die Private-Equity-Sparte von Goldman Sachs hatten sich über die Jahre günstig in die Schulden der Werkstatt- und Fachmarktkette eingekauft und erhalten nun – im Vergleich zum ursprünglichen Kaufpreis, den KKR gezahlt hatte – vergleichsweise günstig die Kontrolle über ATU. Durch den Eigentümerwechsel steht ATUs Finanzierung wieder auf sichererem Boden, sinkt die Schuldenlast doch auf rund 150 Millionen Euro. Ein offensichtlich erleichterter Hans-Norbert Topp, Vorsitzender der Geschäftsführung von ATU, freue sich „außerordentlich“ über die jetzt stattfindende „finanzielle Umstrukturierung“, die sich bereits vor einigen Wochen ankündigte, eröffne sie doch endlich wieder Möglichkeiten, das operative Geschäft zielgerichtet voranzutreiben – unbeeinträchtigt von zuletzt überbordenden finanziellen Verpflichtungen.

Bei ATU in Weiden ist man durchaus erleichtert, habe man eigenen Aussagen zufolge nun doch „den entscheidenden Meilenstein in seiner finanziellen Neuaufstellung erreicht“. Das Unternehmen, seine Gesellschafter und über 80 Prozent der vorrangigen Anleihegläubiger von ATU haben einer Mitteilung zufolge „eine rechtsverbindliche Vereinbarung (Lock-up-Agreement) unterzeichnet, mit der die Schulden von ATU um über 600 Millionen Euro gesenkt und das Unternehmen mit frischem Kapital in Höhe von etwa 100 Millionen Euro ausgestattet wird.“ Von HayFin Capital Management hat das Unternehmen darüber hinaus die Zusage für eine 2018 fällige, vorrangig besicherte Kreditlinie in Höhe von 75 Millionen Euro erhalten. ATU rechnet mit dem Abschluss der Restrukturierung im Januar 2014.

Im Rahmen eines „freiwilligen Umtauschangebots“ können die vorrangigen Anleihegläubiger nun ihre Forderungen in Vorzugsanteile und rund fünf Prozent der Stammanteile von ATU wandeln. „Sie haben darüber hinaus die Möglichkeit, sich an dem neuen Kapital zu beteiligen, welches mit dem Abschluss der Transaktion insgesamt einem Anteil von rund 92 Prozent der Stammanteile von ATU entsprechen wird. Die Aufbringung des neuen Kapitals ist vollständig gesichert, da Fonds, die von Centerbridge Partners LP, Goldman Sachs Investment Partners und Babson Capital gemanagt werden, bereits verbindlich zugesagt haben, dieses Investment gegebenenfalls anteilig bis zur vollen Höhe zu übernehmen.“ Die nun getroffene „langfristige Finanzierungslösung“ werde die Zinsbelastung des Unternehmens um mehr als 90 Prozent verringern. Nach Vollzug der Transaktion werden die größten Anleihegläubiger des Unternehmens – von Centerbridge Partners LP gemanagte Fonds – Mehrheitsgesellschafter von ATU. Die Transaktion steht unter verkehrsüblichen Vorbehalten.

Hans-Norbert Topp, Vorsitzender der Geschäftsführung von ATU, erklärte dazu: „Wir freuen uns außerordentlich, dass sich alle wichtigen Beteiligten im Schulterschluss auf eine finanzielle Umstrukturierung von ATU geeinigt haben. Dank der beteiligten Gläubiger und KKR konnten wir unsere Verbindlichkeiten drastisch reduzieren. Durch die neuen Investitionen wird zudem unsere finanzielle Ausstattung deutlich verbessert und das Wachstum von ATU unterstützt. In einem letzten Schritt des Prozesses werden wir mit unseren Vermietern die Mietverträge für einige unserer Standorte noch nachverhandeln.“

Topp weiter: „Mit dem Abschluss der Transaktion, den wir für Januar erwarten, schlagen wir ein neues Kapitel in unserer Unternehmensgeschichte auf. ATU wird sich mit einer gesunden Bilanz und auf ein normales Maß reduzierten Miet- und Zinskosten nun darauf konzentrieren, die Dienstleistungen für unsere Kunden weiter kontinuierlich zu verbessern.”

ATU will sich jetzt auf die Optimierung und den Ausbau seines operativen Geschäfts konzentrieren, „um sich langfristig in einem herausfordernden Wettbewerbsumfeld als Marktführer zu behaupten. Dafür sollen die Wachstumsfelder E-Commerce, Flottenmanagement und Autoglas weiter forciert und ausgebaut werden.“

„Der Schuldenabbau und die Sicherung unserer Liquidität hatten in den vergangenen Monaten die höchste Priorität. Mit der jetzt erzielten verbindlichen Einigung können wir uns verstärkt darauf konzentrieren, Angebot und Service für unsere Kunden als Qualitätsführer mit den besten Preisen weiter auszubauen“, fügt Topp hinzu.

Mit Hauptsitz in Weiden betreibt ATU heute rund 650 Filialen in Deutschland, Österreich, Tschechien, den Niederlanden, Italien und der Schweiz. Die rund 12.000 Mitarbeiter erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2012/2013 einen Umsatz von 1,16 Milliarden Euro.

Centerbridge Partners LP ist eine auf Private Equity sowie Kreditinvestitionen spezialisierte Investmentgesellschaft. Das Unternehmen hat Büros in London und New York und verwaltet rund 20 Milliarden US-Dollar. Centerbridge investiert vornehmlich in Nordamerika und Europa, engagiert sich aber auch außerhalb dieser Regionen. Die Investitionen werden in einer Vielzahl unterschiedlicher Branchen getätigt – unter anderem Transport und Logistik, Handel und Konsumgüter, Gastgewerbe, Unternehmensdienstleistungen, Finanzinstitute, Gesundheitswesen, Industrie, Kommunikation und Medien sowie Immobilien. ab

1 Antwort
  1. Werner says:

    Die Werkstattkette ATU hat stark zu kämpfen. Die Existenz des Unternehmens ist gefährdet. Ich verfolge dieses Thema schon seit einiger Zeit und finde es sehr interessant. Bei Finance Magazin finde ich oft sehr gute und aktuelle Artikel. Hier der Link, falls jemand Interesse hat: http://www.finance-magazin.de/themen/atu/
    Sehr häufig liest man im Internet, dass die Kundschaft mit ATU sehr unzufrieden ist. Es muss als sehr viel am Kundenservice gearbeitet werden. Sonst hat das Unternehmen, meiner Meinung nach, keine Zukunft.

    Gruß

    Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

An Diskussionen teilnehmen
Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert