Schaeffler/Conti: So wurden die Milliarden Euro verpulvert

Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hubertus von Grünberg hatte Maria-Elisabeth Schaeffler den Continental-Konzern dann doch irgendwie zu nah gebracht. Er wollte Schaeffler nur als Anker-Aktionär mit einem Anteil am Aktienkapital von um die 20 Prozent gewinnen und sah sich stattdessen schnell einem Raider, einem Angreifer, gegenüber, der sich mit dem Ziel der Übernahme heimlich still und leise eingekauft und bereits 36 Prozent der Aktien sicher hatte, bevor sich die Conti-Gremien vor vollendete Tatsachen gestellt sahen. Was so reibungslos begann, ging bekanntlich fürchterlich schief. Die ertragsstarke Schaeffler-Gruppe, eigentlich ein Industriejuwel, verkam zum Sanierungsfall und macht seit fünf Jahren meistens mit wieder einmal gelungener Restrukturierung und Verlängerung der Kreditfälligkeiten von sich reden.

Unter normalen Umständen wäre das Übernahmeangebot von Schaeffler nicht allzu attraktiv gewesen, doch dank der Lehman-Pleite und dem damit verbundenen Absturz an den Börsen weltweit wurden Schaeffler mehr als 90 Prozent angedient, die auch übernommen werden mussten. Damit beliefen sich die Schaeffler-Schulden auf mehr als zwölf Milliarden Euro. Das ist nun bereits fünf Jahre her. In diesen Tagen hat Schaeffler mal wieder Conti-Aktien verkauft und den angehäuften Schuldenberg um 1,3 Milliarden Euro auf nun noch 9,2 Milliarden Euro senken können.

Nun ja, die Schuldenreduzierung scheint schon bemerkenswert, wenn nicht andererseits auf eine Kleinigkeit hinzuweisen wäre: Schaeffler hält nicht mehr 90 Prozent an Continental, sondern lediglich noch 46 Prozent, weil ohne Kapitalerhöhung bei Continental und ohne Aktienverkäufe durch Schaeffler die Kreditgeber nicht zu beruhigen gewesen wären. Da die von Schaeffler zu zahlenden Zinssätze sich zum Teil im zweistelligen Bereich bewegt haben, lässt sich mehr als nur erahnen, welche Milliardenwerte in den Sand gesetzt wurden, um ein paar kleinere Synergien schöpfen zu können. Continental ging im Grunde ein gesamtes Management von der Fahne, das herausragende Erfolge zu verzeichnen hatte. Die Schaeffler-Eigentümer können wahrscheinlich bis heute nicht fassen, mit wie viel Glück das Unternehmen dem Insolvenzverwalter im letzten Moment noch von der Schüppe springen konnte. Doch neun Milliarden Euro Schulden am Hals tun weiter erbärmlich weh. Und wozu alles?

Nicht auszudenken, wo Schaeffler heute stünde, hätte sich der Spezialist aus Herzogenaurach in den vergangenen fünf Jahren ganz auf sich selbst konzentrieren können, statt hohe dreistellige Millionenbeträge an Zinsen Jahr für Jahr zusammenfegen zu müssen. Ein toller Konzern dennoch, der das schafft. klaus.haddenbrock@reifenpresse.de

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