Die stärksten Nokian-„Karten“ sind Russland und die nordischen Länder

„Im zweiten Quartal waren Russland und die nordischen Länder unsere stärksten Karten“, so Nokian-Präsident und -CEO Kim Gran anlässlich der Präsentation des Quartalsergebnisses. Den Umsatz im Dreimonatszeitraum gegenüber Vorjahresquartal konnte der finnische Reifenhersteller zwar nur gering um 1,3 Prozent auf 419,1 Million Euro steigern, den operativen Profit aber um 6,7 Prozent auf 120,2 Millionen Euro, was einer operativen Marge von 28,7 Prozent (nach 27,2% im Vorjahr) entspricht. Herausragend das Pkw-Reifensegment mit einer sensationellen Marge von 36 Prozent. Ende Juni belief sich die Mitarbeiterzahl der Gruppe auf 4.184.

Die Kernmärkte von Nokian Tyres sind Russland und die nordischen Länder Finnland, Norwegen und Schweden. Während Zentraleuropa schwächelt und auch Nokian das zu spüren bekommt, konnten in den Schlüsselmärkten Marktanteile gewonnen werden: In den nordischen Ländern hat Nokian einen um 14,5 Prozent höheren Umsatz hinlegen können, in Russland (allein +2,4 Prozent) und den CIS-Staaten 5,5 Prozent. Nokian ist aber aktuell nicht allein in von Krisen weniger gebeutelten Märkten stark, sondern hat dort obendrein die richtigen Produkte: Während der Pkw-Sommerreifenmarkt rückläufig war, hat der Hersteller mit den margenstarken Pkw-Winterreifen deutlich zulegen können.

Russland ist der stärkste Absatzmarkt des Unternehmens, hat aber auch als Produktionsstandort eine überragende Bedeutung, wurden doch in der ersten Jahreshälfte 82 Prozent aller Nokian-Pkw-Reifen in Vsevolozhsk (bei St. Petersburg) hergestellt. Im ersten Quartal 2013 ist dort die zwölfte Produktionslinie angelaufen, im zweiten die 13. Ende des Jahres wird die Kapazität des Standortes Vsevolozhsk bei 15 Millionen Pkw-Reifen, die des Konzerns bei 18 Millionen Pkw-Reifen liegen. Als Inlandsproduzent profitiert Nokian davon, dass Russland bislang 20 Prozent Importsteuer auf Pkw- und Van-Reifen erhoben hat und wird auch nach der Absenkung auf 18 Prozent in diesem Jahr weiterhin einen Wettbewerbsvorteil haben. Im Rahmen des Beitritts Russlands zur Welthandelsorganisation WHO wird der Importzoll innerhalb der nächsten fünf Jahre sukzessive auf zehn Prozent abgesenkt.

Im Stammwerk im finnischen Nokia ist also die Produktion von Pkw-Reifen runtergefahren worden, was aber nicht heißen soll, dass dort nicht investiert wird. Vom Investitionsbudget 2013 geht zwar mit 83 Millionen der Löwenanteil nach Russland, 44 Millionen Euro sind aber für den Heimatstandort projektiert und kommen dort vor allem den Schwerreifen für Bergwerkseinsätze, in Häfen und Forstreifen zugute. Die Modernisierung der Fabrik in Nokia heißt vor allem, Engpässe in der Produktion beseitigen den Output an Radialreifen steigern.

Mit Pkw-Reifen hat Nokian Tyres den Umsatz geringfügig auf 317,9 Millionen Euro gesteigert, den operativen Gewinn um 4,2 Prozent auf 114,6 Millionen Euro. Pkw-Reifen für den größten Einzelgesellschafter des Unternehmens Bridgestone werden inzwischen nicht mehr hergestellt. Die Sparte „Heavy Tyres“ (zu der Lkw-Reifen nicht gehören!) büßte wegen schwacher Nachfrage 4,6 Prozent Umsatz ein und kam auf 25,3 Millionen Euro, konnte aber trotz eines um elf Prozent (in Tonnen) niedrigeren Outputs einen operativen Profit von 2,7 Millionen Euro verzeichnen. Der Umsatz mit Lkw-Reifen sank um 11,5 Prozent auf 22,4 Millionen Euro, der Profit wird zwar nicht genannt, aber als gesund bezeichnet. Eine positive Entwicklung auf den Bereich Lkw-Reifen könnte die Ausweitung des Servicekonzeptes „Vianor Truck“ auf Russland und die CIS-Staaten zeitigen.

Der 86,4-Millionen-Euro-Umsatz Vianors trägt bereits 16,4 Prozent zum Konzernumsatz bei. Das Vianor-Netz hat am 30. Juni 1.121 Outlets in 26 Ländern umfasst. Mit 581 Vianor-Betrieben in 344 Städten fällt der Großteil der Einzelhandelsbetriebe auf Russland und die CIS-Staaten. Ende 2013 soll die Gesamtzahl der Vianor-Outlets auf mehr als 1.180 gestiegen sein. Im aktuellen Vertriebsnetz entfallen 938 auf Partnerbetriebe, sind also Franchisenehmer. Die 183 Betriebe in Eigentum finden sich in Finnland, Schweden, Norwegen, USA, Schweiz und Russland, darunter sind 40, die zuvor nicht als typische Reifenhandelsbetriebe, sondern als Kfz-Servicestätten zu bezeichnen sind – ein Hinweis darauf, dass Vianor den Autoservice ausbaut. Das noch junge Softfranchising-Angebot NAD (Nokian Authorized Dealer) umfasst erst einmal 217 Outlets in China, Italien und Deutschland. dv

0 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

An Diskussionen teilnehmen
Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert