Berylls-Untersuchung „2. Global Top Automotive Suppliers 2012“

Das Jahr 2012 war für die deutsche Automobilindustrie abermals durch glänzende Geschäfte mit guten Wachstumsraten und hohen Gewinnen geprägt. Die deutschen OEMs konnten ihren Umsatz um 14,4% auf knapp Euro 400 Milliarden bei einer Gewinnmarge von durchschnittlich 7,8% (EBIT in % vom Umsatz) steigern. Die deutschen Zulieferer der „Global Top 100“ lagen beim Ergebnis mit 8,2% hinter den Spitzenreitern aus Korea und konnten sich beim Umsatz mit knapp 160 Milliarden Euro hinter den japanischen Wettbewerbern behaupten. Der Anteil der deutschen Automobilindustrie am Weltmarkt ist im dritten Jahr in Folge weiter gestiegen. Das ist ein Ergebnis der Untersuchung „2. Global Top Automotive Suppliers 2012“ der Unternehmensberatung Berylls Strategy Advisors, die die weltweit hundert größten Automobilzulieferer genauer unter die Lupe genommen und deren Umsätze sowie operative Ergebnisse (EBIT/Operating Profit) für die Jahre 2010 bis 2012 analysiert hat.

2012 war ein weiteres Rekordjahr für die Top 100 der Branche mit einem Umsatz von Euro 665 Milliarden (+0,3% im Vergleich zum Vorjahr) und einem Ergebnis in Höhe von 7,2% vom Umsatz (+8,5%). Bereinigt um die starken Wechselkurseffekte (insbesondere beim Yen und koreanischem Won) wäre der Umsatz der hundert stärksten Automobilzulieferunternehmen sogar um 4,5% gegenüber 2011 gestiegen. Im Vergleich dazu konnten die weltweit 13 größten Automobilbauer ihren Umsatz um 7,3% auf Euro 1,26 Billionen steigern, lagen aber beim operativen Gewinn mit 5,5% wie in den Jahren zuvor hinter den Top 100 größten Automobilzulieferern.

Das Jahr 2012 war vor allem durch eines geprägt: Normalität. Es wurden keine größeren Insolvenzen gemeldet, schon gar nicht unter den Top 100; es kam zu keinen größeren Firmenübernahmen oder -fusionen; Naturkatastrophen – wie der Tsunami in Japan oder die Thailandflut in den Jahren zuvor – blieben aus; die Absatzmärkte waren weltweit betrachtet weitgehend stabil; auch die Anzahl von Fahrzeugrückrufaktionen, die in der Vergangenheit zu starker Kundenverunsicherung geführt hatten, blieb innerhalb der normalen Grenzen; selbst die Eurokrise gepaart mit den südeuropäischen Verkaufseinbrüchen hat sich kaum in den Bilanzen der Zulieferer niedergeschlagen.

Trotz aller Unkenrufe zeigt sich, dass sowohl die Hersteller als auch die Zulieferer seit der Krise 2008/09 kontinuierlich an Leistungsfähigkeit und Stabilität gewinnen konnten. Die Automobilzulieferindustrie ist so stark wie lange nicht mehr: Unter den Top 100 in 2012 gab es nur ein Unternehmen, das in 2012 keinen operativen Gewinn erzielen konnte. Schon im dritten Jahr in Folge liegt das durchschnittliche Ergebnis deutlich über dem langfristigen Mittel von 5,3% EBIT.

Deutsche Automobilzulieferer strotzen vor Stärke

Die langfristigen, strukturellen Trends wurden auch im Jahr 2012 bestätigt. Die deutsche Automobilindustrie ist so wettbewerbsfähig wie nie zuvor. Die 23 umsatzstärksten deutschen Automobilzulieferer konnten ihren Automotive-Umsatz auf 158,4 Milliarden Euro (+4,3%) steigern. Damit haben deutsche Zulieferer ihren Anteil am Umsatz der Top 100 abermals vergrößern können; annähernd 24% der Global-Top-100-Umsätze entfielen auf Zulieferer mit Firmenzentrale in Deutschland – vor zwölf Jahren (2000) waren es gerade mal 15%. Auch beim operativen Ergebnis lagen die Deutschen mit 8,2% vom Umsatz abermals im Spitzenfeld der Zulieferindustrie. Die Stärke der deutschen Zulieferer drückt sich in folgenden Beispielen aus:

– Der größte Automobilzulieferer der Welt ist zum zweiten Mal in Folge Continental mit einem Umsatz von Euro 32,7 Milliarden. Zudem konnte das Unternehmen auch den größten, absoluten Profit mit 3,5 Milliarden Euro erwirtschaften (EBIT 10,7% vom Umsatz).

– Das profitabelste Unternehmen der Zulieferindustrie mit einem EBIT von 13,3% vom Umsatz (Unternehmen mit Automotive Umsatzanteil > 50%) ist Schaeffler (1,0 Milliarde Euro).

– Seit 2010 konnten sich die deutschen Automobilzulieferer im Ranking im Durchschnitt um vier Ränge nach oben verbessern. Brose (+9 Ränge), Leoni (+6), Kolbenschmidt-Pierburg (+6) und Webasto (+5) sind überdurchschnittlich in der Rangliste gestiegen. Am dramatischsten sticht dabei Eberspächer mit einer Verbesserung um +27 Ränge hervor – die mit Abstand stärkste Zunahme eines Zulieferers innerhalb der letzten drei Jahre. Nur ein deutsches Unternehmen – ThyssenKrupp – ist durch den Verkauf der US-amerikanischen Stahlaktivitäten im Ranking gefallen.

– Insgesamt hat es nur ein Unternehmen neu in die Top 100 geschafft: Leopold Kostal, ein deutscher Zulieferer für mechatronische Systeme.

Seit Jahren profitieren die deutschen Zulieferer von den stark wachsenden Märkten in Osteuropa, China und NAFTA, von der Stärke der deutschen Premiumhersteller BMW, Daimler, Porsche und VW/Audi sowie von ihrer hervorragenden Innovationskraft zu Emissions- und Kraftstoffreduzierung, verbesserter Fahrzeugsicherheit oder erhöhtem Komfort. „Die deutschen Automobilzulieferer strotzen vor Stärke. Sie konnten bei den wesentlichen Erfolgsfaktoren zulegen: Verbesserung der Kostenposition, Erhöhung der Innovationskraft sowie Ausbau der globalen Präsenz“, erklärt Dr. Jan Dannenberg, Autor der Untersuchung und Berylls-Partner. Auch den Abstand zu den drittplatzierten amerikanischen Zulieferwettbewerbern konnten die Deutschen sowohl bei Umsatz als auch Gewinn weiter ausbauen.

Amerikaner verlieren weiter an Boden

Der Verlust an Marktanteilen und Wettbewerbsfähigkeit hat sich bei den amerikanischen Zulieferern beschleunigt. Gegenüber 2011 haben die 23 amerikanischen Automobilzulieferer im Durchschnitt einen Rang eingebüßt. Der Gesamtumsatz im Automotive-Zuliefergeschäft ist um -3,9% auf 140,5 Milliarden Euro gesunken, die Rendite lag mit 7,1% vom Umsatz auf Durchschnittsniveau aller Global-Top-100-Player. Und das, obwohl auf dem nordamerikanischen Heimatmarkt die Fahrzeugproduktion im letzten Jahr um 2,3 Millionen (+17,2%) Einheiten auf 15,8 Millionen Fahrzeuge („cars“ und „trucks“) gestiegen ist. Heute ist der einzig verbliebene Player unter den Global-Top-10 Johnson Controls auf Platz 9 – im Jahr 2000 kamen noch sechs der zehn größten Zulieferer aus den USA. Selbst Zulieferkonzerne mit hohem und sicherem Aftermarket-Geschäft – wie Goodyear – oder Technologieführer – wie BorgWarner bei Turboladern und Doppelkupplungsgetrieben – haben in 2012 mit Umsatzrückgängen oder -stagnation enttäuscht.

Hingegen konnten die koreanischen Automobilzulieferer (Hyundai Mobis, Mando und Hankook Tires) 2012 weltweit die stärksten Umsatzzuwächse verzeichnen. In den vergangenen zwei Jahren konnten diese insgesamt um 46,6% zulegen – und das bei Renditen von durchschnittlich 9,5%. „Bei den koreanischen Automobilzulieferern spiegelt das Wachstum nicht nur die enge Beziehung zu den Automobilherstellern Hyundai und Kia wider. Mobis, Mando und Co. haben durch die Übernahmen von DaeWoo Motors durch GM und Samsung Motors durch Renault-Nissan Zugang zu zwei der größten OEMs der Welt erhalten. Sie drängen erfolgreich in alle relevanten Automobilregionen vor“, so Andreas Radics, Partner und Co-Autor der Studie. Die weltweite Nr. 7 der Automobilzuliefererbranche – Hyundai Mobis – ist mit 2,5 Milliarden Euro Umsatz in Europa, 4,0 Milliarden Euro in den USA und 6,0 Euro Milliarden in China einen echter global Player. „65% des Geschäftes von Hyundai Mobis werden heute außerhalb des koreanischen Heimatmarktes getätigt“, so Radics.

Positiver Ausblick für das Jahr 2013

In der Berylls Untersuchung wurden zudem die Geschäftserwartungen für das Jahr 2013 von ca. 40 Zulieferern weltweit analysiert. Die Prognosen der größten Automobilzulieferer liegen sehr homogen in einer Bandbreite zwischen 4% und 5% Wachstum beim Umsatz und bei gleichbleibenden bis leicht steigenden operativen Ergebnissen. In allen Regionen, mit Ausnahme von Westeuropa und Japan, wird mit einem Wachstum der Fahrzeugverkaufszahlen gerechnet. Wie in den vergangenen Jahren, so sind auch die Regionen China, Osteuropa, NAFTA und Südamerika verantwortlich für die Steigerung. Weltweit wird mit einer Zunahme der Fahrzeugproduktion zwischen 1% und 3% gerechnet. Die ersten beiden Monate in 2013 sind vielversprechend – alles deutet auf ein weiteres Rekordjahr für die Zulieferindustrie hin. dv

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