Bei der Rallye Großbritannien hat die Reifenstrategie große Bedeutung

Das Gespann Latvala/Anttila gewann die Wales-Rallye Großbritannien 2011 am Steuer ihres Ford Fiesta RS WRC mit einem Vorsprung von mehr als drei Minuten! Ob er dieses Kunststück bei der Schotterveranstaltung wiederholen kann, dürfte für Jari-Matti Latvala sehr von der richtigen Reifenstrategie abhängen: „Auf trockenen Strecken dürfte die härtere Mischung des Michelin Latitude Cross die beste Wahl sein, denn manche Oberflächen sorgen für hohen Verschleiß“, so der Gewinner der diesjährigen Rallye Schweden. „Laut Reglement müssen wir aber auch den weicheren Pneu-Typ einsetzen – wann genau dies am besten ist, bleibt eine spannende Frage.“

Ansonsten könnte die Rallye auch zu einem Matchball für Citroën und Michelin werden: Denn am kommenden Wochenende könnte bereits die Entscheidung im Kampf um den Markentitel in der Rallye-Weltmeisterschaft fallen. Ein Topresultat vorausgesetzt, stehen Citroën und Michelin vor dem Gewinn des fünften gemeinsamen Markentitels. Während der Autohersteller damit den insgesamt achten WM-Erfolg feiern darf, wäre es für den Reifenspezialisten seit der Gründung dieses Championats im Jahr 1973 bereits der 22. – Fahrertitel nicht mitgerechnet.

Dass der Klassiker in den walisischen Wäldern sein 80. Jubiläum bereits im September statt wie sonst üblich im November feiert, bringt für die Teilnehmer und ihren Reifenpartner eine ganze Reihe neuer Herausforderungen mit sich. Bleibt es auf den schmalen, aber trotzdem schnellen Schotterpisten rund um die walisische Hauptstadt Cardiff trocken, steigen die Geschwindigkeiten nochmals an – und damit auch die Belastungen für die französischen Rallye-Pneus.

Ein Blick in die Geschichtsbücher der Rallye-Weltmeisterschaft bestätigt dies: Bereits 2004 und 2005 rückte die von den Fans noch immer „RAC“ genannte Veranstaltung in den Spätsommer. Beide Male blieb das Klima freundlich, wie sich Didier Clément erinnert, der Renningenieur des Citroën-Werksteams: „Der trockene Schotterbelag hat den Reifen damals alles abgefordert“, so der Franzose. Jari-Matti Latvala: „Bleibt der Regen aus, steigen die Grip-Verhältnisse ebenso wie die Geschwindigkeiten und damit auch die Beanspruchung der Pneus.“

Egal wie sich das Wetter entwickelt: Michelin sieht sich gerüstet. Die französische Premiummarke bringt für jeden ihrer Partner 52 Reifen nach Wales – 30 Latitude Cross mit der weicheren S1-Laufflächenmischung und 22 des härteren Typs H1. Zum Einsatz kommen während der Rallye davon pro Auto 35, der sogenannte „Shakedown“ und das Qualifying-Zeitfahren eingeschlossen. Bleibt es trocken, werden die Teilnehmer bevorzugt zum Latitude Cross H1 greifen, da dieser Schotterspezialist der höheren Abnutzung besser standhält. Bei nassen und matschigen Bedingungen, wenn der Abrieb geringer ausfällt, erscheint die S1-Variante als perfekte Wahl.

Ein Blick auf das – im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent reduzierte – Reifenkontingent zeigt aber auch: Jedem Fahrer stehen bei konstanten Streckenverhältnissen nicht genügend Pneus einer Mischung zur Verfügung, um damit die gesamte Rallye zu bestreiten. Dies ist der Punkt, an dem die individuelle Reifenstrategie zum Tragen kommt. Sie kann über wichtige Sekunden und Platzierungen entscheiden. Die geringere Anzahl von Reifen pro Auto kommt auch der Umwelt zugute, denn sie senkt auch die Gesamtmenge an Pneus, die Michelin pro Rallye herstellen und transportieren muss. Für den britischen WM-Lauf kommt die französische Marke zum Beispiel mit rund 1.400 Decken aus. Sie werden von elf Ingenieuren und drei Technikern betreut, die den Teams wertvolle Tipps für das Reifenmanagement geben. dv

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