Hämmerling in neuer Größenordnung: Großakquisition

Seit ihrer Gründung 1979 hat sich die Hämmerling Group in Paderborn in der nationalen, aber längst auch internationalen Reifenbranche als „Profi mit Profil“ sukzessive sowie sehr nachhaltig einen Namen gemacht und vereint inzwischen unterschiedliche Unternehmungen und Dienstleister unter einem Dach: Neben dem Reifengroßhandel seien als Beispiele die Lkw-Reifenkaltrunderneuerungsproduktion, die Servicestation „Auto-Profi Center“ am Hauptstandort Paderborn Sennelager, Transport & Logistik sowie IT-Dienstleistungen genannt.

„Mit diesem Know-how aus über 30 Jahren haben wir uns in den vergangenen Jahren forciert den globalen und regionalen Herausforderungen aus ökonomischen Rahmendaten und gesellschaftspolitischem Strukturwandel erfolgreich gestellt“, blickt der geschäftsführende Gesellschafter Ralf Hämmerling (55) insbesondere auf die Zeit seit 2010 zufrieden und nicht ohne Stolz zurück. Und die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen belegen, warum der Paderborner Vollblutunternehmer von einem „Quantensprung“ in der Entwicklung des Unternehmens spricht.

Nach dem Start 1979 mit zwei Mitarbeitern konnte diese Zahl bis zum Jahr 2009 auf 108 Beschäftige gesteigert werden. In der Folgezeit dominierten Schlagzeilen wie „Finanzkrise“ und „Stellenabbau“ den Wirtschaftsteil der Medien, und dieses Szenario sei auch an seinem Unternehmen nicht völlig spurlos vorbeigegangen, so Ralf Hämmerling noch auf der „Reifen 2010“ gegenüber dieser Zeitschrift. (Auf der „Reifen 2012“ ist der Stand in Halle 2.0 Nr. 312 zu finden.) Aber das war wohl noch vor der direkt folgenden Entwicklung für die Hämmerling Group, denn daraufhin „explodierte“ die Mitarbeiterzahl förmlich und wurde seitdem mehr als verdreifacht. Auch der durch einen Elektronikdefekt verursachte Millionenschaden im Frühjahr 2011, der eine gerade erst wenige Monate zuvor errichtete neue Halle zerstörte, konnte den Vorwärtsdrang nicht stoppen. Aktuell (Stand April) beschäftigt die Unternehmensgruppe 348 qualifizierte Arbeiter und Angestellte, Ende des Jahres sollen es 390 sein.

Woher rührt diese Entwicklung? Hämmerling begründet im Rahmen eines Pressegespräches Ende April diese Expansion mit den zahlreichen Innovationen und Investitionen der vergangenen beiden Jahre, davon allein 14,1 Millionen Euro im vergangenen Jahr: Einerseits seien die Erweiterung der Produktpalette im Bereich der Reifeneigenmarken Athos und Mäxx und auch das Lkw-Stahlrad Talas genannt, zu dem es inzwischen auch eine Alternative aus geschmiedetem Aluminium gibt. Vor zwei Jahren war Hämmerling halt noch auf der Suche nach dem passenden Produzenten, den er sodann in Taiwan fand. Dass das „organische Wachstum der Tire Group“ – in 2010 und 2012 jeweils in Größenordnungen von 35 bis 40 Prozent – weitergehen soll, mag man seiner Antwort auf konkrete Nachfrage entnehmen: Den passenden Hersteller für Pkw-Aluminiumräder sucht er noch.

Der „Löwenanteil“ des Umsatzsprunges in der Gruppe, die bis zum heutigen Tage ein hundertprozentiges Privatunternehmen geblieben sei, von 58,3 (2010) auf 85,2 Millionen Euro (2011) dürfte auf den Erwerb der insolventen Paderborner Spedition EuroExD mit fünf Standorten in Deutschland, vier ausländischen Standorten und einem Fuhrpark von 130 Lkw, die im Jahr etwa 20 Millionen Kilometer für ihre Kunden zurücklegen und rund zwei Millionen Paletten bewegen, zurückzuführen sein. Ganz besonders stolz ist Ralf Hämmerling darauf, dass durch die Übernahme des Logistikunternehmens allein in Paderborn ca. hundert, europaweit sogar 250 Arbeitsplätze gesichert werden konnten und dies, ohne dass die Öffentlichkeit großartig davon Kenntnis genommen hat. Als „Denker und Lenker“ seien nach wie vor die Geschäftsführer Meinolf Merschmann und Michael Ernst tätig, die der Unternehmenschef zum Pressegespräch mitgebracht hatte. Die Logistiksparte arbeitet natürlich weiter und hauptsächlich für Fremdkunden, dürfte sich aber auch für eine intelligente Nutzung der anderen Hämmerling-Aktivitäten anbieten.

Hämmerling zählt ferner die Erweiterung der Lagerflächen am Standort Sennelager um 2.000 Quadratmeter, die Ausstattung aller Betriebsimmobilien mit insgesamt rund 25.000 Quadratmeter/1.8 Megawatt Photovoltaik-Anlagen (560 Tonnen CO2-Ersparnis im Jahr) und den Bau eines Logistikzentrums am Standort Döbeln mit 3.000 Quadratmetern Lager- und Büroflächen auf. Allein in den Jahren 2010 und 2011 haben wir über 20 Millionen Euro in die Zukunft des Unternehmens investiert, für 2012 sind zusätzlich knapp fünf Millionen Euro Investitionsvolumen geplant.“ Und das dann bei einem anvisierten Gruppenumsatz von 92,5 Millionen Euro.

In der Reifenbranche hat der Name Hämmerling vor allen Dingen für Furore gesorgt, als er mit seinem Produkt Athos (das derzeit mit eigenen Formen hauptsächlich bei Sailun/China hergestellt wird) Anfang 2008 bei einem der großen Traileranbieter (Kögel) Erstausrüsterstatus erlangte. Das war damals vor der schon erwähnten Krise, die gerade bei diesem Kunden für einen fürchterlichen Markteinbruch gesorgt hatte und auch die Hämmerling-Pläne zu zerbröseln drohte. Kögel hat die schmerzhaften Monate durchgestanden, Hämmerling ging sogar – wie das von vielen Unternehmen gerne so beschrieben wird – gestärkt daraus hervor. Und so konnte die Position als Lieferant weiterer namhafter Trailerhersteller in Deutschland (genannt wird inzwischen auch Fliegl) und Polen etabliert und ausgebaut werden.

„Mit unseren zahlreichen Aktivitäten gewährleisten wir diese positive Entwicklung auch in der Zukunft“, ist sich Ralf Hämmerling sicher und nennt in diesem Zusammenhang auch seine Pläne für das laufende Jahr: die Erweiterung der Lager- und Büroflächen um 2.000 bzw. 300 Quadratmeter in Paderborn Sennelager und die Expansion in den ungarischen Raum mit dem Bau eines Logistikzentrums auf 10.000 Quadratmetern eigenem Grund und Boden mit 2.000 Quadratmetern Hallenfläche und 250 Quadratmetern Verwaltung sowie den Erwerb eines dortigen Logistikunternehmens mit 50 Mitarbeitern und 25 Lkw. Darüber hinaus sind auch im „Stammgeschäft“ der Reifenbranche ambitionierte Ziele gesetzt: Neben dem Handel aller Pkw-Fabrikate in einer Größenordnung von 400.000 Stück werden 150.000 Lkw-Neureifen, davon 70.000 der Marke Athos genannt, 100.000 Lkw-Stahlräder der Marke Talas, 35.000 runderneuerte Lkw-Reifen und 100.000 Kompletträder, hergestellt in der professionellen eigenen Montageeinheit.

Die „Hämmerling Group“, wie bei aller lokalen Verankerung der internationale Anstrich herausgehoben wird (mit einer überproportionalen Ausrichtung auf Osteuropa), besitzt mittlerweile 25.000 Quadratmeter Hallenfläche, 1.500 Quadratmeter Büroflächen, 70.000 Quadratmeter Grund und Boden (räumliche Expansionsmöglichkeiten sind eine konkrete Option) und ist in der Region zweifellos zu einem der großen Spieler in der Reifenbranche gewachsen. Die strategische Grundausrichtung des Unternehmens vernachlässigt das Kerngeschäftsfeld rund um Rad und Reifen keineswegs, sondern bildet offensichtlich das Fundament für ein übergeordnetes Ziel, das Ralf Hämmerling abschließend beschreibt: „Wir sichern mit unseren innovativen Investitionen nicht nur die bestehenden, sondern schaffen auch neue Arbeitsplätze.“ detlef.vogt@reifenpresse.de

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