Michelin jetzt unter der alleinigen Führung von Jean-Dominique Senard

Seit Freitag nun wird der Michelin-Konzern von Jean-Dominique Senard (59) geführt. Im Rahmen der Hauptversammlung am Sitz des Unternehmens in Clermont-Ferrand haben die Aktionäre den Manager zum neuen und alleinigen Managing General Partner bestimmt, nachdem Michel Rollier – bisher ebenfalls persönlich haftender Gesellschafter des Konzerns – Anfang des vergangenen Jahres seinen Rückzug aus der Unternehmensspitze für dieses Jahr angekündigt hatte. Auf Senard warten große Aufgaben in den kommenden Jahren.

„Mit Entschlossenheit und Emotion übergebe ich heute – mit Ihrer Zustimmung – den Staffelstab an Jean-Dominique Senard“, so der gerührte Rollier in Clermont-Ferrand vor den Michelin-Aktionären, die dem Rücktrittsgesuch des 67-Jährigen und den Antrag auf Ernennung Senards zum alleinigen Nachfolger mit 99,29 Prozent zustimmten. Damit wird beim größten europäischen Reifenhersteller ein „Epochenwechsel“ eingeleitet, übernimmt mit Senard doch erstmals ein Manager die Führung des Unternehmens, der eben nicht der Gründerfamilie entstammt.

Rollier hatte die Führung des Unternehmens nach dem Unfalltod seines Cousins Edouard Michelin 2006 übernommen und hatte vor einem Jahr Opens external link in new windowJean-Dominique Senard zu seinem Nachfolger bestimmt; kurz darauf hatten beide mit der Zustimmung des Aufsichtsrates beschlossen, „Opens external link in new windowDidier Miratons Ernennung als Managing Partner zu beenden“. Das ehemals dreiköpfige Führungsgremium wurde dadurch zu einem zweiköpfigen und besteht nunmehr nur noch aus Senard. Der Absolvent der renommierten französischen Wirtschaftshochschule HEC und gelernte Jurist hatte 2005 als Finanzchef bei Michelin begonnen und stand zuvor in den Diensten des Mineralölkonzerns Total und dann des Industriekonzerns Saint-Gobain.

Für Jean-Dominique Senard wird es an der Spitze des Michelin-Konzerns nun zuallererst um nichts Geringeres als den weiteren Umbau des Unternehmens gehen. Im Vordergrund sollen dabei insbesondere die Schwellenländer stehen, in denen sich Michelin größere Umsatz- und mehr Marktanteile erarbeiten will. Aktuell stammt nur jeder dritte Euro Umsatz aus Wachstumsmärkten wie China, Indien oder Brasilien. „Das ist gut, aber immer noch zu wenig“, erklärt Senard. Bis 2020 soll dieser Anteil auf wenigstens 40 Prozent steigen, „damit wir einen ausgeglichenen geografischen Mix erreichen“. Gleichzeitig will Michelin unter der Führung von Senard die Produktionskapazitäten in diesen Ländern weiter deutlich ausbauen; ebenfalls ab 2020 sollen 70 Prozent der Reifen des Konzerns in den besagten Schwellenländern gebaut werden.

„Für Michelin beginnt unter Senard eine neue Wachstumsphase“, schreibt dazu die Börsen-Zeitung und sieht die Veränderungen als unausweichlich, müsse Michelin doch das Minimalwachstum in den saturierten europäischen und amerikanischen Märkten durch eine verstärkte Präsenz in den Schwellenländern kompensieren. Nur so könne Michelin die zuletzt guten Entwicklungen bei den Geschäftskennzahlen fortsetzen, ist man sich aufseiten vieler Marktbeobachter sicher. Und Michelin müsse genau wie Bridgestone oder Goodyear auf die sich ändernden Verhältnisse auf dem Weltmarkt reagieren. Konnte das Triumvirat der Reifenbranche im Jahr 2000 noch rund 60 Prozent des Weltmarktes unter sich aufteilen, kommen die drei führenden Hersteller jetzt gerade einmal nur noch auf gut 42 Prozent; der Abstand zu den weltweiten ‚Followern’ wird knapper. ab

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