Europäische Reifenhersteller halten Weltmarktanteil bis 2015

Die vier Reifenhersteller mit Hauptsitz in Europa Continental, Michelin, Nokian und Pirelli halten am globalen Markt zusammen einen Anteil von 27 Prozent, haben Analysten der Deutschen Bank errechnet. Demnach stehen diese vier Firmen für ein Gesamtvolumen von knapp 350 Millionen Pkw- (von weltweit 1,3 Millionen Pkw-Reifen) und ca. 35 Millionen Lkw-Reifen (von weltweit 129 Millionen). Um ihren Marktanteil zu halten, müssten sie im Kollektiv um vier Prozent entsprechend jährlich 15 Millionen Pkw- (in vier Jahren also um 60 Millionen Einheiten) und 1,5 Millionen Lkw-Reifen (total also um sechs Millionen Stück) neue Kapazitäten bis 2015 aufbauen und werden das nach einer Auflistung nicht nur leisten, sondern mit 66 Millionen zusätzlichen Pkw- und 6,4 Millionen zusätzlichen Lkw-Reifen sogar leicht übertreffen.

Continental steigert die Pkw-Reifenkapazitäten demnach von aktuell jährlich 125 Millionen um 16 Prozent bzw. 20 Millionen Einheiten bis 2015. Dabei werden 960 Millionen Euro investiert, die zu 40 Prozent auf Nordamerika und zu 60 Prozent auf die „Emerging Markets“ Brasilien (auf neun Millionen Stück), China und Russland (jeweils auf vier Millionen) entfallen. Die Analysten blicken aber auch auf die langfristige Entwicklung und sehen für Continental in Russland und den USA eine Verdoppelung der Kapazitäten auf acht Millionen Pkw-Reifen.

Bei Lkw-Reifen wurde anhand der Daten des deutschen Reifenherstellers eine 30-prozentige Kapazitätsausweitung bzw. ein Plus von zwei auf dann neun Millionen hochgerechnet, wofür eine halbe Milliarde Euro vorgesehen ist. Dadurch käme der Standort Brasilien auf eine jährliche Produktionsmenge von 700.000 Einheiten, der Standort USA auf 3,2 Millionen Einheiten und das Neubauprojekt in Indien auf 1,3 Millionen Einheiten.

Die derzeitigen globalen Pkw-Jahreskapazitäten Michelins taxiert die Deutsche Bank mit 150 Millionen Stück und sieht anhand der bekannten Investitionspläne der Franzosen bei einer Investitionssumme von 1,17 Milliarden Euro bis 2015 einen Volumenzuwachs um 27 Millionen Einheiten. Das Greenfield-Projekt in China steht dabei allein für eine Zusatzkapazität von zehn Millionen Reifen. Solch eine Stückzahl dürfte auch in Brasilien erreicht werden, wenn Michelin das auf fünf Millionen Einheiten laufende derzeitige Bauvorhaben abgeschlossen hat und sich in einer „Phase 2“ an eine Verdoppelung macht. Kapazitätsausbauten in Thailand (plus 1,5 Mio. Pkw-Reifen jährlich) und Serbien (plus vier Mio.) schlagen zu Buche. Darüber hinaus steht das chinesische Greenfield-Projekt, das Michelin mit der 40-Prozent-Übernahme Warriors zugefallen ist, für eine Gesamtkapazität von 14 Millionen Pkw-Reifen.

Bei Lkw-Reifen legt Michelin bis 2015 von einer geschätzten Jahreskapazität in Höhe von heute 22 Millionen Stück um 20 Prozent entsprechend 3,7 Millionen Einheiten Jahresfertigungskapazität zu und hat dafür 1,15 Milliarden Euro veranschlagt. Der Werksneubau für Lkw-Reifen in China bringt mit einem Produktionsvolumen von 1,8 Millionen Stück dabei schon fast die Hälfte. Die neue Fabrik in Indien ist auf erst einmal 1,2 Millionen Stück ausgelegt und soll später eine Verdoppelung erfahren. Die Expansion in Brasilien bringt Michelin darüber hinaus einen weiteren Zuwachs der Jahreskapazität von 700.000 Einheiten. Nimmt man das Großprojekt der Franzosen bei EM-Reifen noch hinzu, so investiert die globale Nummer 2 des Reifenmarktes bis 2015 insgesamt etwa drei Milliarden Euro allein in den Kapazitätsausbau.

Bei Nokian Tyres beziehen sich die großen Investitionsprojekte in Bezug auf Kapazitätsausweitung nicht auf Lkw-, sondern praktisch ausschließlich auf Pkw-Reifen. Die Finnen wollen bis 2015 etwa 250 Millionen Euro ausgeben, um ihre aktuellen Kapazitäten von 14 Millionen auf 20 Millionen Pkw-Reifen auszubauen. Das Geld ist dabei fast vollständig für das Werk im russischen St. Petersburg vorgesehen, wo das Fertigungsvolumen auf 18 Millionen Einheiten hochgetrieben werden soll.

Pirelli hat bis 2015 eine Investitionssumme in Höhe von 700 Millionen Euro eingeplant, um die Konzernjahreskapazität von heute 60 Millionen Pkw-Reifen um 13 Millionen Stück zu erhöhen. Davon entfallen fünf Millionen Stück auf den Werksneubau in Mexiko, zusätzliche drei Millionen Einheiten auf das Expansionsprojekt in Rumänien sowie 2,5 Millionen auf eine Verdoppelung der China-Kapazitäten auf dann total fünf Millionen Pkw-Reifen. Komplettiert werden die Expansionspläne durch einen Ausbau der Kapazitäten bei der übernommenen russischen Sibur Holding, wo der Ausbau des Jahresvolumens von aktuell jährlich acht auf dann zehn Millionen Einheiten angekündigt wurde.

Bei Lkw-Reifen wird Pirellis derzeitiger Jahresoutput mit 5,8 Millionen Stück beziffert. Für die Zeit bis 2015 stellen die Italiener 230 Millionen Euro zur Verfügung, die für eine Zusatzkapazität von 700.000 Einheiten sorgen werden. Diese Summe wird in ein Greenfield-Projekt in Argentinien gesteckt, wobei schon heute die Möglichkeit einer Produktionsverdoppelung gesehen wird. Von Argentinien aus soll hauptsächlich der südamerikanische Markt versorgt werden, der als Cashcow Pirellis gilt. dv

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